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Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz

Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz

Titel: Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Frage. Eigentlich nicht. Ralph hatte aber Clearance und konnte unbehelligt hin und her. In Bletchley wurde in verschiedenen Baracken an den Schlüsseln gearbeitet. Sicherheitsmaßnahmen waren also schwer aufrechtzuerhalten. Es konnte leicht sein, dass einmal etwas nach außen gelangte. Es waren ja auch so viele Leute daran beteiligt. Erst nachdem Herrick auf die Orkneys gegangen war, begann ich mir ernstlich Gedanken zu machen. Hatston, das war unser Luftflottenstützpunkt. Wir hatten auch eine unserer Satellitenabhörabteilungen dort stationiert.« »Wie ich erfahren habe, ist Herrick dort gestorben.«
    »Hmm. Mit jemandem vom militärischen Geheimdienst haben Sie noch nicht gesprochen, nehme ich an? Vom MI5, MI6?«
    Jury schüttelte den Kopf.
    »Ich erwähne das deshalb, weil ich glaube, dass die über Herrick Bescheid wussten und ihn dorthin abordneten, als zeitweilige Maßnahme. Oder - wir vom Geheimdienst waren schon immer rechte Dreckskerle - sie schickten ihn für immer dorthin. Ein paar Monate später wurde er nämlich ermordet. Man sorgte natürlich dafür, dass es wie ein Unfall aussah: Tod durch Ertrinken. Sehr praktisch, finde ich.« Sir Oswald blies die Backen auf und beugte sich vor, um Jury mit stahlgrauen Augen zu mustern. »Und dann war da noch >Julia<.«
    »Julia? Wer was das?«
    Maples lächelte. »Die tauchte in der deutschen Luftwaffenkommunikation auf. Wir hatten großen Erfolg gehabt speziell mit dieser Kommunikation, bis >Julia< auftauchte. Dieses Wort kam in Entschlüsselungen immer wieder vor, und wir konnten es nie festmachen. Darüber hat lange ein ziemliches Durcheinander geherrscht, das kann ich Ihnen sagen. Das ist übrigens der Hauptgrund dafür, dass ich weiß, dass Herrick einer von ihnen war. Es würde mich auch überhaupt nicht überraschen, zu erfahren, dass er Doppelagent war. Es hätte zu seiner Spielernatur gepasst. Kurz vor dem Ende, das er wohl kommen sah, schrieb er mir jedenfalls einen kurzen Brief.« Maples deutete mit einem der Stöcke auf das Bücherregal hinter Jurys Sessel. »Bringen Sie mir doch den großen Band dort auf dem untersten Regal ganz außen, ja?«
    Jury stand auf und zog ein dickes, abgegriffenes Buch hervor. Er brachte es zum Sofa hinüber.
    Maples rückte seine Brille zurecht und schlug das Buch an einer Stelle auf, wo die Seite mit einem Zettel markiert war.
    »Das ist ziemlich berühmt. Hören Sie mal zu:
    Wenn meine Julia in Seide geht Dann, ach (denk ich) wie lieblich weht Sanft fließend ihr Gewand.
    Es gibt mindestens ein Dutzend Gedichte, die alle an Julia gerichtet sind, nicht bloß dieses eine. Das ist aber jedenfalls das bekannteste. Es liegt wohl an diesem wunderbaren Ausdruck >sanft fließend ihr Gewand<, dass man es sich merkt.«
    Sir Oswald verstummte. Jury half ihm nach: »Und -?«
    »Na, das ist doch dieser Dichter, Superintendent! Robert Herrick.«
    Während der ziemlich langen Pause, die nun entstand, musterten sie einander schweigend. Dann sagte Jury: »Es war tatsächlich ein Spiel für Herrick, nicht?«
    Sir Oswald nickte. »Ja, das war es.« Er nahm den Zettel zur Hand und entfaltete ihn. Dann rückte er seine Brille zurecht und las vor: »>Wundert mich ja, Ozzie, dass Sie Julia nie herausgekriegt haben. Sie, ein großer Liebhaber der Lyrik des siebzehnten Jahrhunderts.< Unterschrieben ist es einfach mit >Ralph<.«
    »Dieser Dreckskerl!«
    Maples nickte erneut. »Genau. Und besonders -« an dieser Stelle klappte er das Buch ruckartig zu - »weil er mich Ozzie nennt.«
TEIL IV - Die Angst trägt SCHWARZ
47
    Es schneite, sanft, gemächlich, in großen Flocken trieb der Schnee am Fenster des Salons in Ardry End vorbei, wo Melrose saß und grübelte. Es war Heiligabend, oder besser gesagt, später Vormittag an Heiligabend. Er wartete auf Jury.
    Melrose malte sich aus, was für ein behaglicher Anblick sich einem erschöpften Besucher bot, der draußen stehen blieb und hereinspähte, sich womöglich in seine Kindheit zurückversetzt fühlte, in ein gemütliches Haus, mit einem Hund wie Sparky und einem Kater wie Cyril, am Kaminfeuer sitzend. Melrose konnte es fast vor sich sehen, das bleiche Gesicht am Fenster, das bettelte, lass-mich-ein, lass-mich-ein, lass-mich-ein.
    Armes, irregeleitetes Geschöpf!
    »Hast du schon alle Geschenke besorgt, Melrose, oder hast du bloß deine Zeit verplempert in London?« Agatha machte sich daran, einen Klacks Marmelade auf ihr Scone zu geben.
    Das wievielte Scone war das eigentlich ? Das elfte? »Du

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