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Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz

Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz

Titel: Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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sich, aber nicht aus Ehrfurcht, sondern vor Schreck. Sie haben es entdeckt, das ist es. Sie haben unser Plätzchen gefunden, meins und Sparkys. Benny sah zu Sparky hinunter, der zu ihm aufsah, als nähme er diese schlechte Nachricht gerade zur Kenntnis und wolle ihm seine Unterstützung bekunden. Er klopfte ein paarmal mit dem Schwanz auf den Boden.
    »Vielleicht können wir uns irgendwo in Ruhe unterhalten, Benny.«
    Miss Penforwarden, die den Blick auf Jury geheftet hatte, als sei er ein Rockstar, machte keinerlei Anstalten, sich zu entfernen.
    Um die Situation irgendwie unter Kontrolle zu bekommen, meinte Benny: »Miss Penforwarden, ich glaube, er muss sich mit mir vielleicht unter vier Augen unterhalten.«
    »O ja. Oh, Verzeihung. Ja, machen Sie nur. Ich bin hinten in meinem Zimmer, wenn Sie etwas brauchen... hätten Sie gern einen Tee, Superintendent?«
    Jury sagte: »Das ist nett von Ihnen, aber ich habe mein Quantum schon gehabt.«
    »Dann gehe ich jetzt ein paar Bücher einpacken.« Sie verschwand nach hinten.
    »Da hinten sind ein paar Stühle.« Benny ging mit Jury zu dem Lehnsessel am Fenster und zog sich einen Holzstuhl her. »Ist doch in Ordnung, wenn Sparky dableibt, oder?«
    Jury nickte sachlich. »Der sieht vertrauenswürdig aus.«
    »Hast du das gehört, Sparky?«
    Sparky muckste sich nicht. Er konzentrierte sich auf Jury.
    »Ich habe mit einigen Leuten gesprochen, für die du arbeitest -die vom Blumenladen, der Zeitungshändler -, als ich vorhin versuchte, dich zu finden. Die kennen alle deinen Zeitplan, du bist also anscheinend sehr zuverlässig.«
    »Stimmt. Muss man doch sein, oder? Sie sind bestimmt auch zuverlässig, sonst würden Sie ja nie einen schnappen.«
    Jury merkte, dass Benny die Sache genoss und bemüht war, es sich nicht anmerken zu lassen. Als er selbst in dem Alter gewesen war, erinnerte sich Jury, hatte er Wert darauf gelegt, cool und abgeklärt zu wirken. Wenn man auf sich gestellt war, musste man den Eindruck erwecken, man habe alles unter Kontrolle, denn sonst gerieten die Dinge sehr schnell aus dem Lot. Der Klebstoff, mit dem sie aneinander hafteten, konnte sich leicht auflösen. Jury war sich ziemlich sicher, dass dieser Junge auf sich gestellt war und nicht wollte, dass die Leute davon Wind bekamen. Also vermied er die Frage nach Bennys Wohnort.
    Jury verspürte plötzlich einen Anflug von Melancholie. Er erinnerte sich, wie es war, allein zu sein. Er hatte nie den Mut gehabt, seine eigenen Wege zu gehen, erst als er älter war -vielleicht sechzehn. Allerdings hatte er auch keine Wahl gehabt, oder? Die einzige noch lebende Verwandte war seine Cousine gewesen, die heute in Newcastle wohnte. Sie hatte ihm widerwillig angeboten, er könne bei ihr wohnen, als er noch jung war, und er hatte abgelehnt, mit Dank, den sie seiner Meinung nach nicht verdient hatte.
    Unter dem gelassen wirkenden Äußeren lag Einsamkeit, Verlassenheit. Es war ein Gefühl, das einem Kind eigentlich erspart werden sollte - Benny, Gemma, ihm selbst damals. Und doch fragte er sich, ob es nicht unausweichlich zur Kindheit gehörte. An einem gewissen Punkt überkam einen dieses Gefühl immer ganz egal, wie man aufgewachsen war, ganz egal, ob man eine große Familie um sich gehabt hatte -Einsamkeit und Verlassenheit waren unterschwellig immer da, ein stets verfügbares Gefühl, für das man eigentlich noch viel zu klein war und das einem wie klatschnasse Kleider am Leib haftete.
    Ein Vorhang bewegte sich, wirbelte Licht über die Fensterscheibe und das verschossene Blau auf den runden Armlehnen des Sessels, auf dem Benny saß. Der hatte die hellblauen Augen in unkindlicher Geduld auf Jury geheftet.
    »Benny, machst du für Miss Penforwarden auch manchmal Botengänge zum Tynedale Lodge?« »Ja, - he, Moment mal. Deswegen sind Sie also hier! Es geht um diesen Mr. Croft, der ermordet wurde!« Wie dumm von ihm, dachte Benny, anzunehmen, dass dieser Superintendent seinetwegen gekommen war. »Der wurde doch in dem Haus an der Themse erschossen. Ich war ein paar Mal dort, ich und Sparky haben ihm Bücher gebracht. Und Sparky schaut sich nachts gern dort um...« Benny unterbrach sich und schaute weg.
    »Ach ja? Du wohnst also in der Nähe des Flusses, stimmt's?«
    »Äh, nicht weit davon. Sparky, äh, der stromert nachts gern ein bisschen rum.«
    Sparky blickte zwischen den beiden hin und her, offenbar bereit, etwaiger ungünstiger Berichterstattung unverzüglich Einhalt zu gebieten.
    Jury drängte ihn nicht weiter

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