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Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz

Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz

Titel: Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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wegen der Adresse. Es war offenkundig, dass Benny sie nicht nennen wollte.
    »Warst du in letzter Zeit bei Simon Croft? Sagen wir, so in den letzten ein, zwei Monaten?«
    Benny schüttelte den Kopf. »Das letzte Mal war, glaub ich, im September.«
    »War er, hm, freundlich?«
    »Er? Klar. Wieso?«
    »Schon gut. Hör mal: Erzähl mir mal was über Gemma Trimm. Ich habe sie gestern kennen gelernt, und sie hat dich erwähnt.«
    »Ach so.« Benny setzte sich aufrechter hin. »Sie hat also von mir gesprochen, ja?«
    Jury lächelte. »Ja, hat sie. Sie dachte, du hättest mich geschickt.«
    Benny fiel die Kinnlade herunter. Es hatte ihm offenbar die Sprache verschlagen. »Ich hätte Sie geschickt?«
    »Sie brauchte einen Polizisten, meinte sie. Sie sagte, jemand hätte versucht, sie zu töten.«
    Etwas übertrieben schlug sich Benny an die Stirn. »Gern quatscht Sie doch nicht etwa damit voll, oder?«
    »Ich dachte, du weißt vielleicht etwas darüber. Na... ?«
    »Ja, tu ich. Ich weiß, dass sie es sich einbildet. Das weiß ich.«
    »Was weißt du sonst noch über sie?«
    Aus der Art, wie der Junge ihm in die Augen sah, schloss Jury, dass Benny sich ein wenig schämte, nicht mehr über Gemma zu wissen.
    »Über Gemma weiß ich bloß, dass sie das so genannte Mündel vom alten Mr. Tynedale ist. Das ist ähnlich wie adoptiert, aber nicht ganz. Mr. Tynedale mag Gemma wirklich gern.«
    »Und die anderen nicht?«
    »Es ist eher so, dass sie sie gar nicht beachten. Als wäre sie unsichtbar.«
    »Du glaubst also nicht, dass sie sich das ebenfalls einbildet?«
    Benny schüttelte den Kopf. »Nein, das sagt ja sogar Mr. Murphy. Das ist der Obergärtner. >Wie wenn's unsichtbar war, das arme Mädelchen. < Das hat er gesagt. Die Köchin mag sie, das Hausmädchen auch. Und natürlich Mr. Murphy. Gern geht zu Mr. Tynedale hinauf - der ist nämlich krank, wissen Sie, und hütet eigentlich meistens das Bett. Gern liest ihm immer ganz viel vor. Sie ist zwar erst neun, kann aber gut vorlesen. Sie könnte die Sachen hier -«, er machte eine ausladende Armbewegung über die Bücherregale, »- genauso gut lesen wie ich, und dabei bin ich ja schon ziemlich gut.«
    »Spricht sie eigentlich nie von ihren Eltern?«
    Benny schüttelte den Kopf. »Nein, nie. Ist schon traurig.«
    Benny, dachte sich Jury, wusste über Traurigkeit vermutlich bestens Bescheid. »Mir gegenüber hat keiner von denen sie auch nur erwähnt.« Jury ließ den Blick über die düsteren Wände, das trübe Gelb der Wandleuchter gleiten. Es war ein sehr friedliches Plätzchen.
    Benny spreizte die Hände. »Sag ich ja, weil sie unsichtbar ist.«
    »Hoffentlich nicht.« Jury lehnte sich zurück. Sein nachdenklicher Blick ruhte auf dem Hund Sparky der die ganze Zeit reglos neben Bennys Stuhl gelegen hatte. Sparky spürte den Blick und sah zu Jury hoch. Der musste an den Kater Cyril denken und fragte sich nicht zum ersten Mal, ob Tiere dem Menschen nicht doch überlegen waren.
    Auch Bennys Blick ruhte auf Sparky und wanderte dann zu Jury hinüber. »Keine Ahnung, woher sie diese Schnapsidee hat.«
    »Dein Hund?« »Nein, natürlich nicht. Er ist auch keine Sie.« »Entschuldige.«
    »Ich meine Gem. Von wegen, jemand hätte versucht, sie umzubringen. Sogar auf verschiedene Arten, behauptet sie.« »Ich weiß: Erschießen, Ersticken und Vergiften.« »Ach, ist doch hirnrissig. Ich mein, könnte ja sein, dass sie ein bisschen daneben ist. Dann frag ich mich aber wieder, ob sie es vielleicht nicht doch irgendwo gesehen hat. Ob sie also so etwas wirklich beobachtet und sich alles stückchenweise zusammengereimt hat.«
    Vielleicht wäre »Sigmund« doch gar kein so schlechter Name für Benny gewesen, fand Jury.
    »Oder aber«, fuhr Benny fort, »wenn man ignoriert wird oder unsichtbar ist, äh, dann ist erschossen oder vergiftet werden doch genau das Gegenteil. Etwas, das am meisten Aufmerksamkeit erregt.«
    »Eine sehr kluge Diagnose, Benny, bei der du allerdings eine andere Möglichkeit vergisst.« »Welche denn?« »Dass es womöglich wahr ist.«
17
    Er wollte mit Mickey sprechen und stellte fest, dass dieser offenbar Gedanken lesen konnte. Denn Mickey rief an und schlug vor, sich auf einen Drink zu treffen und vielleicht Abendessen zu gehen. »Liza und ich dachten uns, wir könnten uns im Liberty Bounds treffen? Sie kennen es ja, es ist nicht weit von der U-Bahnstation Tower Hill. Dort isst man gut.«
    Liza. Damals, vor Jahren, hatte er für Liza gewisse Gefühle gehegt, die über die

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