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Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz

Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz

Titel: Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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hinüber.
    Wiggins machte ein beleidigtes Gesicht.
    Jury lächelte. »Ich dachte an ein Mittagessen bei Ruiyi.«
    Das Stirnrunzeln verschwand, und Wiggins Gesicht hellte sich auf. Es gab wenig Lokale, denen er lieber einen Besuch abstattete als Danny Wus Restaurant, eine Vorliebe, die er mit zahlreichen Londonern teilte. Ruiyi war das beste chinesische Restaurant in Soho und überhaupt eines der besten in London. Dort gab es immer eine Warteschlange. All seinem Gesundheitsfanatismus zum Trotz wurde Wiggins in Gegenwart von Natriumglutamat richtig munter, zumindest in Gegenwart von Dannys Natriumglutamat.
    Während Jury schon aufgestanden war und den Mantel anzog, krümelte Wiggins sich noch schnell einen halben schwarzen Keks in sein dickflüssiges, grünes Heilsäftchen.
    Jury nahm sich fest vor, nicht danach zu fragen - und tat es trotzdem: »Was ist das?«
    »Kava Kava, sehr gut zur Entspannung, wirkt beruhigend. Ich sollte ein bisschen davon mit zu Ruiyi nehmen.« Er fuhr schwungvoll in die Mantelärmel. »Vielleicht mag es Danny Wu. Sie wissen doch, diese asiatischen Gentlemen haben es mit Ruhe und Frieden, mit lauter solchen Sachen.«
    »Und mit Tigerknochen. Dieser ganz spezielle asiatische Gentleman würde Ruhe, Seelenfrieden und das freie Schweben im Raum aber jederzeit für zwei Michelinsterne und ein schnelles Auto in den Wind schießen.«
    »Ach, das würde ich nicht behaupten, Sir.« Wiggins lachte und folgte Jury hinaus.
    »Brauchen Sie auch nicht. Habe ich ja gerade.«
    Das Wortwörtlichkeitsvirus hatte zugeschlagen.
    Glatt und weich wie die Schaumkrone auf einem Guinness fuhr Wiggins dahin und bog von der Victoria Street in Grosvenor Place ein und weiter in Richtung Piccadilly. Er erkundigte sich bei Jury nach Mickey Haggerty, den er ebenfalls kennen gelernt hatte. Jury setzte ihn ins Bild.
    »Mein Gott, chronisch-myeloisch, das ist die schlimmste Art von Leukämie. Die ist sehr aggressiv, befällt die Knochen. Da muss aber doch was zu machen sein.«
    »Mickey behauptet, nein... «
    »Aber - seine Frau, seine Kinder. Er hat fünf, nicht wahr? Wie werden die wohl zurechtkommen? Er ist hoffentlich versichert. Mit fünf Kindern -«
    »Vier. Seine älteste Tochter ist damals bei dem Autounfall ums Leben gekommen, wenn Sie sich erinnern. Und ich kann mir denken, dass er nicht groß abgesichert ist. Er musste vermutlich alles ausgeben, was er hatte. Ein Sohn soll anscheinend mal in Oxford studieren, dann gibt es eine Tochter im Teenageralter und auch die zwei Enkelkinder, um die sie sich kümmern, seit ihre Eltern bei dem Unfall ums Leben kamen.«
    »Damit hat einer ja auch unter normalen Umständen eine Menge an der Backe, aber so...« Wiggins schüttelte stumm den Kopf und fügte dann hinzu: »War nicht seine Frau auch bei der Polizei?«
    »Ja, als Detective Sergeant, glaube ich.«
    »Rühr dich«, schrie Wiggins. Auto fahren übte auf Wiggins eine wenig zuträgliche Wirkung aus. Der betagte Pensionär vor ihnen, dessen grauer Kopf kaum über den Fahrersitz ragte (so dass der Volvo unbemannt schien), konnte sich nicht so recht entscheiden, in welche Straße er am Piccadilly Circus abbiegen sollte. Der für gewöhnlich eher heiter gestimmte Sergeant Wiggins legte hinterm Steuer plötzlich verborgene Anwandlungen von Aggressivität und Feindseligkeit an den Tag. Schließlich fuhr der Volvo in Richtung Leicester Square, um ein Stück weiter erneut Wirrwarr zu stiften, wobei er um ein Haar einen Schwung Fußgänger umgenietet hätte, die (was gerechtigkeitshalber gesagt werden musste) sich keinen Deut scherten um das rot blinkende Signal, das ihnen Einhalt zu gebieten versuchte. Wiggins bog in die Shaftesbury Avenue ein.
    Ruiyi befand sich an einer verkehrsreichen Ecke von Soho.
    Wiggins fuhr auf einen Parkplatz für Behinderte, machte den Motor aus und wühlte im Handschuhfach. Er zog eine Behindertenplakette heraus und pappte sie an den Rückspiegel.
    »Wo haben Sie denn die her?«, fragte Jury beim Aussteigen.
    Wiggins kicherte. »Ich bin schließlich Polizist.«
    »Ja, und als solcher können Sie sowieso parken, wo Sie wollen.«
    Die Warteschlange war lang und reichte bis vors Restaurant. »So ein Mist«, brummte Wiggins. Jury schob sich, gefolgt von Wiggins, zwischen den Gästen des Ruiyi voran, was ihm ein paar finstere Blicke aus grimmigen Gesichtern und den Wutanfall eines Mannes eintrug, der (nachdem er sich vor dem Mittagessen bereits einige Pints genehmigt hatte), »gute Lust hätte, den Bullen da

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