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Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz

Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz

Titel: Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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war. Ich meine, für unsereinen sehen sie alle so ziemlich gleich aus, aber für eine Mutter - hm, nun ist die Mutter allerdings tot, aber für den Großvater, für Oliver Tynedale?«
    Mickey schüttelte den Kopf. »Versetzen Sie sich mal in seine Lage. Wollen Sie wirklich in Frage stellen, dass dies Ihre Enkelin ist? Oder fällt es nicht leichter, es einfach zu glauben? Ganz zu schweigen davon, dass Kitty Riordin bestritten hätte, dass ihr eigenes Baby noch am Leben ist?«
    »Aber andere -«
    Mickey zuckte die Schultern. »Welche anderen? Auf Kitty Riordins Seite gab es niemanden.
    Francis Croft? Der ist tot. Brüder und Schwestern? Alles kleine Kinder. Es gab aber eine junge Croft in Alexandras Alter, Emily Croft. Sie hätte merken können, dass das Baby nicht Maisie war, aber weil sie nichts sagte, nehme ich an, dass sie sich auch nicht sicher war.« Er zuckte erneut die Schultern.
    »Kitty Riordin machte sich die Bombardierung zunutze und erzählte allen, die sich danach erkundigten, ihr eigenes Baby sei in dem Bombenhagel umgekommen und sie hätte damals die kleine Tynedale bei sich gehabt.«
    Mickey nickte und fuhr sich mit der Hand durchs Haar. »Das sage ich ja.«
    »Dafür haben Sie aber nicht genügend Anhaltspunkte. Was ist mit Ihrem gerichtsmedizinischen Bericht?«
    »Der konnte es nicht bestätigen, weil die Knochen einfach zu klein waren. Ich brauche einen forensischen Anthropologen. Ich bin mir ganz sicher, dass ich Recht habe.«
    Kopfschüttelnd lehnte Jury sich zurück und schwieg. Alle beide schwiegen, während die Standuhr tickte und der graue Tag noch düsterer wurde. Jury sagte: »Die Sache ist faszinierend, Mickey, aber wie kommen Sie auf mich? Warum wollten Sie es ausgerechnet mir erzählen? Wollten Sie etwas von uns, ich meine, von Scotland Yard?«
    »Ja. Ich will, dass Sie es beweisen.«
    Jurys Lachen klang abrupt, es hörte sich eher nach einem Ausruf ungläubigen Erstaunens an. »Ich? Soll das ein Witz sein? Selbst wenn es sich beweisen ließe - Sie sind ein genauso guter Bulle wie ich, wahrscheinlich sogar besser.«
    Mickey lächelte dünn. »Kann sein, aber ich bin ein toter Bulle. Werde ich jedenfalls in ein paar Monaten sein.«
    Jury war plötzlich, als hätte ihm jemand mit voller Wucht einen Schlag in die Magengrube versetzt. »Was ? Menschenskind, was ist los?«
    »Leukämie. Genauer gesagt, chronisch-myeloische Leukämie oder etwas gefälliger abgekürzt: CML. Ist nicht sehr verbreitet, kommt aber bei Leuten in meinem Alter vor - vielleicht eine andere Form von Midlife-Crisis? Leider gibt es keine frühzeitig erkennbaren Symptome. Ich habe es erfahren, als es schon zu spät war. Diese Krankheit ist sehr, sehr aggressiv.«
    Jurys Mund war so trocken, dass er nichts sagen konnte, als wären Worte flüssiger, lindernder Balsam, der ihm just in diesem Moment verweigert wurde.
    »Die ganze Chemo-Scheiße habe ich hinter mir, aber nicht die Knochenmarktransplantation, vorausgesetzt, ich finde überhaupt einen Spender. Die Beweismittellage, sagen wir mal so, hält eingehender Begutachtung nicht stand. Die Überlebensquote liegt fast bei null. Noch zwei bis drei Monate geben mir die Ärzte, also im Klartext etwa ein bis zwei, weil die ja immer lügen. Es ist so, Richie - selbst wenn ich den Fall in ein paar Wochen lösen könnte, bin ich einfach viel zu scheißmüde, dafür und für meine andere Arbeit auch noch.«
    Völlig irrational, so wie man aus einem Gefühl der Hoffnungslosigkeit heraus auf jemanden wütend wird, der einem dieses Gefühl vermittelt, brauste Jury auf. »Warum zum Teufel nehmen Sie sich dann nicht frei? Verbringen die Zeit mit Liza und den Kindern?«
    Mickey schien von Jurys Reaktion enttäuscht. »Weil ich nicht so viel freie Zeit haben will, um darüber nachzudenken, deswegen.« Mit ernstem Blick beugte er sich über seinen Schreibtisch. »Also, was ist, machen Sie es ? Versuchen Sie, es herauszukriegen? Mir liegt sehr daran, und für meinen Dad wäre es auch wichtig, wenn er noch am Leben wäre.«
    Jury schob die Fotos zusammen. »Ja. Sie wollen schließlich nicht, dass die Crofts und Tynedales betrogen werden.
    Kann ich die ein Weilchen behalten?« Jury hielt die Bilder hoch. Als Mickey nickte, meinte Jury: »Andererseits... « Er machte eine Pause, während er überlegte, ob er jetzt, wenn er einen moralisierenden Ton anschlug, ebenso selbstgefällig klingen würde wie zuvor, »andererseits gehört diese Maisie, beziehungsweise Erin, schon so lange zur Familie

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