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Grimes, Martha - Inspektor Jury 20 - Inspektor Jury kommt auf den Hund NEU

Grimes, Martha - Inspektor Jury 20 - Inspektor Jury kommt auf den Hund NEU

Titel: Grimes, Martha - Inspektor Jury 20 - Inspektor Jury kommt auf den Hund NEU Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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richtig einschätzte) auf die untote Katze im Kasten zurück. Jury meinte: »Übrigens sagten Sie vorhin etwas darüber, wie ein Gegenstand sich je nach Beobachtungssituation verändert. Diese Theorie von Niels Bohr, die hört sich so an: Ob etwas existiert, wissen wir erst, wenn wir es sehen. Das klingt sehr nach der Geschichte mit dem umstürzenden Baum im Wald.«
    »So ähnlich ist es, ja. Wir können die separate Realität der Katze erst kommentieren, wenn wir den Kasten öffnen. Nein, es ist eher so, dass die Katze keine separate Realität hat, bis wir sie sehen, das heißt, bis wir eine Messung vornehmen können.«
    Harry machte eine Pause und trank wieder einen Schluck Whiskey. »Zurück zu Gödel: In Princeton war er zusammen mit Einstein, der ihn sehr bewunderte. Und Einstein hat bestimmt nicht viele in seinem Fachgebiet bewundert. Und er traute der Quantentheorie nicht. Na, jedenfalls bewies Gödel die Existenz unbeweisbarer arithmetischer Wahrheiten. Von Propositionen, die sowohl wahr wie unbeweisbar waren. Als die Physikergemeinde schließlich kapierte, was er meinte - er sagte es in einem einzigen, elegant formulierten Satz, wie ich mich erinnern kann -, konnte man es nicht glauben. Als er es sagte, hörte man gar nicht richtig hin. Gödel war ein junger Mathematiker. Doch als es ihnen klar wurde, worauf er hinauswollte, konnten sie es nicht nachvollziehen. Wie konnte etwas sowohl wahr wie auch unbeweisbar sein? Wahrheit postuliert doch Beweisbarkeit<, nicht?«
    Jury musterte ihn wortlos und fühlte sich dumm wie Bohnenstroh.
    »Aber natürlich. Es ist eine der revolutionärsten mathematischen Theorien. Er nannte sie die Theorie der Unvollständigkeit. Der Unvollständigkeitsbeweis. Ein Beweis, der innerhalb eines formalen Systems etwas Unbeweisbares beweist.«
    Jury hob den Blick von seinem Salat. »Das ist paradox, nicht wahr?«
    »Sie haben vollkommen Recht. Erinnern Sie sich an das sogenannte Lügnerparadoxon?«
    »Vage.«
    »Nehmen Sie den Satz >Ich bin ein Lügner.< Dieser Satz ist nur wahr, wenn er falsch ist. Wenn Sie behaupten, Sie lügen, dann tun Sie's nicht, woraus folgt, dass Sie es doch tun, und so weiter und so fort. Gödel meint natürlich arithmetische Beweise. Dass ein arithmetischer Beweis allerdings automatisch wahr sein sollte -nein. Gödel meinte den Beweis des Unbeweisbaren. Er wollte beweisen, dass es arithmetische Wahrheiten gab, die unbeweisbar waren.«
    Jury fragte sich, wie das möglich war. Eine Weile aßen sie schweigend.
    »Hugh glaubt anscheinend, sie - Glynnis - könnte überall sein. Ähnlich wie bei der Position eines Elektrons. Bis man es misst, ist es nirgends. Es besitzt keine bestimmte Position.«
    »In der Welt von Schrödingers Katze vielleicht. Aber Hughs Frau ist doch kein Teilchen.«
    »Fast könnte man es aber annehmen, nicht?«
    Jury überlegte. »Ihr Verschwinden erscheint irgendwie nicht real, stimmt's?«
    »Schon möglich, trotzdem ist es passiert«, versetzte Harry trocken. Jury sagte nichts.
    »Ich weiß noch, dass Hugh sich deswegen viele Gedanken gemacht hat. Ich weiß noch, wie er den Kopf schüttelte und sagte: >Es ist nicht passiert.<«
    »Was meinte er damit?«
    »Das weiß ich nicht genau.«
    »Vielleicht hat Hugh es einfach verdrängt.«
    »Vielleicht.« Harry schien in Betrachtung von etwas versunken, was sich nicht auf seinem Teller, sondern in seinem Kopf befand. »Oben waren vier Schlafzimmer, leer wie der Rest des Hauses. Es gab keinen Schuppen, keine Weide oder Pferdekoppel, bloß das Wäldchen und die Rasenfläche dazwischen. Mr. Jessups Warnung schlugen wir natürlich in den Wind.« Harry lachte. »Das war einfach zu starker Tobak, nicht wahr? Na, der Wald war jedenfalls recht hübsch mit dem Licht, das durch die Zweige fiel.« Harry blickte auf seinen Teller hinunter. »Ich weiß auch nicht, weshalb mir das auffiel.«
    Jury lächelte. »Weil die Welt sich weiterdreht. Darum fällt uns das auf, Harry.«
    »Es hatte nichts Unheimliches, nichts Bedrohliches.«
    »Wieso sagte er es dann?«
    Harry schüttelte leicht den Kopf, wie um die Gedanken zu vertreiben. »Wer?«
    »Der Mann, der ihnen über den Weg lief, dieser Mr. Jessup.«
    »Keine Ahnung, ich will nicht mal eine Vermutung wagen. Ich dachte, er war einfach ein Spinner, ein etwas wunderlicher Eigenbrötler. Statt Smalltalk hatte er solche Sprüche drauf. Wenn ich allerdings recht überlege, dachten wir, wir würden ihn nie mehr sehen. Wir wussten ja nicht mal, wo er wohnte. Was er

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