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Grimes, Martha - Inspektor Jury 20 - Inspektor Jury kommt auf den Hund NEU

Grimes, Martha - Inspektor Jury 20 - Inspektor Jury kommt auf den Hund NEU

Titel: Grimes, Martha - Inspektor Jury 20 - Inspektor Jury kommt auf den Hund NEU Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Ähnlich wie bei Othello. Oder Jago.«
    Jury lächelte. »Jago wohl eher nicht. Wäre Jago tatsächlich von Rachsucht besessen gewesen, dann hätte er nie so gerissen agieren können, wie er es getan hat. Er hätte einen direkteren Weg gewählt, um Othello zu vernichten. Er arbeitete nicht mit Feuereifer daran, war nicht in seinen Leidenschaften gefangen. Im Gegenteil, ich glaube, Jago war leidenschaftslos. Es findet sich bestimmt kein Grund, der ihn plausibel machen würde, genauso wenig wie wir
    erklären können, weshalb Hamlet so handelte, wie er es tat. Ich glaube, Jago zerstörte Othello, weil er die Fähigkeit dazu hatte. Das ist alles. Weil er die Fähigkeit dazu hatte.«
10
    »Es gibt da ein Haus in Surrey, das Sie sich mal genauer ansehen sollten«, sagte Jury mit einem Seitenblick zu Wiggins hinüber, der sich gerade um seinen Henkelbecher mit Tee kümmerte. »Die Immobilienfirma heißt Forester & Flynn, und die Maklerin, die das Mietobjekt betreut, ist eine gewisse Marjorie Bathous. Sehen Sie, was Sie darüber herauskriegen können. Angeblich gehört das Haus einem Mann namens Benjamin della Torre.«
    Wenn das Winterhaus in diesem Ben Torre bloß lauter schlechte Erinnerungen wachrief, dachte Jury, wieso verkaufte er es dann nicht, statt es zu vermieten? Allerdings war es ja möglich, dass man an schlechten Erinnerungen ebenso hing wie an guten.
    »Momentchen«, versetzte Wiggins, indem er den Teebeutel aus seinem Henkelbecher nahm. Sodann machte er sich an die Verabreichung eines seiner Mittelchen aus der ganzheitlichen Heilkunde. Dazu gab er ein paar Löffel von einer bizarr blauen Flüssigkeit in den Tee, anschließend drei Löffel Zucker, was den vermeintlich positiven Effekt des blauen Zeugs aber sicher wieder zunichte machte. Wozu also das Ganze ?
    Er würde nicht danach fragen, gebot sich Jury. »Was ist das für ein Zeug?«
    »Ach, das ist Jojobasaft. Sehr gut für die Verdauung.« Wiggins rührte lächelnd um.
    Jury verschränkte die Arme und steckte sich die Hände wärmend in die Achselhöhlen. Oder vielleicht war es auch nur eine Schutzhaltung gegen den Jojobasaft.
    »Der ist so blau wie diese schrecklichen Blaubeerlutscher mit Zuckerguss, die wir früher als Kinder immer gegessen haben.« Wiggins tat es womöglich heute noch.
    Die Lippen geschürzt, schüttelte Wiggins bedächtig den Kopf. »Diese Tinktur ist wohltuend, ein Zuckergusslutscher dagegen nicht. Der ist doch furchtbar süß.«
    Tönte einer, der soeben drei Teelöffel Zucker in seinen Tee gegeben hatte. Jury bohrte jedoch nicht weiter. »Ich bestreite nicht den Nährwert von Lutschern mit Zuckerguss, sondern den Wert von diesem Zeug hier.« Jury deutete mit einer knappen Kopfbewegung auf das Fläschchen mit der blauen Flüssigkeit.
    »Das tun Sie doch immer, Sir. Mir ist noch keiner begegnet, der so skeptisch ist, wenn es um gesundheitliche Zuträglichkeit geht. Und wie oft bin ich verglichen mit Ihnen krank?«
    »Ungefähr eins zu fünf. Sie sind fünfmal so oft krank.«
    Die Abschätzigkeit in Wiggins' Blick verschärfte sich, und seine Stimmlage rutschte um einige Takte höher. »Ach, Sie wissen genau, dass das überhaupt nicht der Fall ist.«
    »Also dann zehn zu eins. Zehn für Sie, eins für mich.«
    Wiggins schüttelte seufzend den Kopf. Es war hoffnungslos!
    Jury musterte Wiggins nachdenklich. »Was denken Sie über das Paradoxon des Lügners?«
    »Ich glaube, das kenne ich gar nicht, Sir.«
    »Also, dann hören Sie mal zu: >Ich lüge nicht.<«
    »Habe ich auch nie behauptet, oder?«
    »Nein, nein. Ich meine nicht ich persönlich. Ich werde es anders sagen: >Ich lüge.< Verstehen Sie? Die Behauptung stellt an sich schon ein Problem dar, nicht? Denken Sie mal darüber nach. Die Behauptung an sich.«
    Wiggins tippte mit den Fingern auf sein Taschenbuch von Ed McBain, als wollte er sich davon Unterstützung zukommen lassen.
    Jury richtete sich seufzend auf. »Ach was, der 87. Polizeidistrikt wird Ihnen da auch nicht weiterhelfen. >Ich lüge.< >Ich. Lüge.<«
    Wiggins wollte seinem Chef in diesem merkwürdigen Schlagabtausch den Sieg gönnen und lächelte unmerklich. »Nun, bei allem Respekt, Sir, ich kann darin keinen Sinn erkennen. Ich meine, wenn Sie einem von vornherein verraten, dass Sie lügen...?«
    Um seine Frustration über die Begriffsstutzigkeit seines Sergeanten dramatisch zu untermalen, ließ Jury geräuschvoll die Faust auf den Tisch niedersausen. »Begreifen Sie doch, dass es paradox ist! Wenn einer sagt, >ich

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