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Grimes, Martha - Inspektor Jury geht übers Moor

Grimes, Martha - Inspektor Jury geht übers Moor

Titel: Grimes, Martha - Inspektor Jury geht übers Moor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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ignorierte die sich ihr einhellig zuwendenden Männerköpfe. Denn eigenartigerweise war Carole-Anne nicht richtig eitel. Wenn man so aussieht wie sie (dachte Jury, als er sich durch die Menge schob), dann erübrigt sich Eitelkeit.
    Er suchte die Menge nach Andrew Starr oder einem der rund ein Dutzend männlichen Wesen ab, denen er manchmal auf der Treppe zu seiner Wohnung begegnete.
    Ein paar Meter entfernt hörte er seinen Namen. Eine atemlose Mrs. Wassermann, die sich offenbar gerade vom Verkaufsstand durchgeschlagen hatte, hielt ein T-Shirt hoch, auf das vorn in silbernen Lettern Sirocco gekritzelt stand, während auf dem Rücken die Bandmitglieder als Silhouette zu sehen waren. »Ich weiß nicht, ob es paßt, Mr. Jury. Es kommt mir so klein vor.« Und schon hielt sie es ihm an.
    Mrs. Wassermann sah fast wieder wie Mrs. Wassermann aus. Zwar war es ihr noch nicht ganz gelungen, die Wirkungen des Kreppeisens zu beseitigen, aber ihr Haar war zurückgekämmt, und nur noch ums Gesicht krausten sich ein paar Locken. Sie hatte eines ihrer gutgeschnittenen, so angenehm vertrauten, dunklen Kleider angezogen und sich ihre silberne Brosche angesteckt.
    Jury bedankte sich für das T-Shirt, sah Carole-Anne an, bückte sich und küßte sie. Das trug ihm den Beifall von ein paar Umstehenden ein.
    »Warten Sie nach der Vorstellung vor der Eingangstür; ich möchte Sie mit jemandem bekannt machen.«
    »Bekannt machen? Mit wem denn?«
    »Mit einem Mann ... eine Art Musiker.«
    Carole-Anne gab sich Mühe, sich weder die Freude über den Kuß noch über das Geheimnis anmerken zu lassen, und zog Mrs. Wassermann mit sich.
    In deren Nackenknoten prangten zwei glitzernde Kämme in Shocking Pink.
    Jury ließ sich von der Menge auf die Doppeltüren zuschieben, als er spürte, wie ihn jemand auf die Schulter klopfte.
    »Falls Sie mal wieder einen Auftrag für mich haben, dann bitte Lourdes«, sagte Melrose Plant. Er hatte seinen Totschläger unter den Arm geklemmt und zog Lederhandschuhe aus, die so weich waren, daß ein Chirurg darin hätte operieren können. »Zuerst erpreßt mich Trueblood zu einem Londoner Einkaufsbummel mit ihm, doch Gott sei Dank wenigstens auf der Upper Sloane Street und nicht bei Harrod’s. Er hat nicht lockergelassen, bis ich das hier gekauft habe.« Melrose zupfte an den Aufschlägen eines neuen Mantels.
    »Sie sehen aus wie Armani höchstpersönlich. Haben Sie unseren Mann erwischt?«
    Melrose quetschte sich zwischen zwei Mädchen, eins mit regenbogenfarbigem Haar, das andere mit Lederjacke; letztere liebäugelte mit seinem Mantel und erinnerte ihn ein wenig an Ellen. Er erwiderte: »Ja, aber ich mußte meine Rolex dalassen.«
    Jury gab über die Schulter zurück: »Sie tragen doch gar keine.«
    »Extra für diese Gelegenheit gekauft. Die habe ich auf dem Rückzug gegen das hier eingetauscht.« Er hielt ein perlmutternes Opernglas hoch.
    Jury zog ihn auf die Seite des Sperrsitzes und ließ die Menge auf der Suche nach ihren Plätzen vorbeiströmen.
    »Wo ist Sergeant Wiggins?« fragte Plant.
    »Da oben.« Jury deutete mit dem Kopf zum Balkon. »Proj ektionsraum.«
    »Sie haben zu viele Wiederholungen von - aua!« Ein angesäuselter Fan hatte ihm den Ellenbogen in den Magen gerammt. »- Botschafter der Angst gesehen. Mein Gott!« Jetzt war ein Stiefelhacken mit voller Wucht auf seinem Fuß gelandet.
    »Schon möglich«, sagte Jury und überprüfte die Leuchtschilder mit »Ausgang« darauf und die Doppeltüren hinten im Saal. Fünf Mann, mehr hatte er nicht auftreiben können, einer am Bühneneingang, einer vorn, einer handelte schwarz mit Karten, die anderen beiden waren drinnen. Nicht gerade Bataillonsstärke. Die beiden riesigen Scheinwerfer zu beiden Seiten des Runds flammten auf und warfen ihre Strahlen kreuz und quer über die Bühne. Das Publikum jubelte.
    Plant hob die Stimme, denn schon wieder bohrte sich jemand in seine Schulter. »Mein Gott, allein hier herumzustehen heißt den Tod herausfordern.«
    »Und Sie beide warten also darauf, daß in der ersten Reihe jemand mit einer Knarre aufsteht?« Abscheu lag in der Stimme des Ellbogeneigentümers.
    »Macalvie?« Jury traute seinen Ohren nicht.
    »Sie wollten doch Hilfe haben, oder? Und die haben Sie weiß Gott nötig.« Er schob ein Pärchen beiseite, das ihm Rauch ins Gesicht blies. »Im Präsidium kenne ich niemanden, der Rockmusik mag. Also bin ich selber gekommen. Wieviel Mann haben Sie? Na, ist sowieso ziemlich egal bei den Menschenmassen

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