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Grimes, Martha - Inspektor Jury geht übers Moor

Grimes, Martha - Inspektor Jury geht übers Moor

Titel: Grimes, Martha - Inspektor Jury geht übers Moor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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nicht mehr auf Raine gerichtet, verfolgte ihn trotz seiner sparsamen Bewegungen nicht. Raine trat ins Licht und dann wieder ins Dunkel. Gebückt versuchte Macalvie, auf dem Mittelgang zu Jury zu gelangen.
    Plant riß sein Opernglas von der Bühne los und richtete es auf den Scheinwerfer. Der lag jetzt ganz im Dunkeln, und alles, was er vage sehen konnte, war der Beleuchtungstechniker, ein Typ in Lederjacke und Mütze. Anscheinend brachte der unten an dem riesigen Scheinwerfer etwas an. Neben sich hatte er einen Instrumentenkasten stehen.
    Bei dem Versuch, sich eine Gasse durch die glühenden Verehrer zu bahnen, schien Macalvie der Krach ringsum das Odeon in einen Kompressionsraum zu verwandeln. Um Himmels willen - Jury sah die beiden und schob sich, die Hand auf der Pistole in seinem Schulterhalfter, langsam an der Wand entlang.
    Wieso war er nicht daraufgekommen? Natürlich würde es nicht während Charlies Solo passieren, wenn sich das Publikum mucksmäuschenstill verhielt; nein, Charlie und Alvaro mußten erst improvisieren und den Saal zum Toben bringen. Sie spielten zwar zusammen, standen jedoch weit voneinander entfernt.
    Charlie schickte feurige Arpeggio-Läufe über die breite Bühne; Jiminez brachte den Saal mit seinen stark verzerrten Power-Slides außer Rand und Band. Es war ein vielschichtiges, umwerfendes Wechselspiel, das das Publikum in einer Art kontrollierter Ekstase hielt; immer wieder brandeten kleine Wellen von Applaus auf: für Charlies Aufschlag, für Jiminez’ Return.
    Plant schaffte es nicht bis nach hinten, dann quer hinüber und wieder zurück. Dazu war keine Zeit mehr. Er sprang auf einen leeren Sitz und klapperte eine ganze Reihe entlang zur anderen Seite hinüber, was ihm empörte Rufe und Verwünschungen, da verdammt noch mal runterzugehen und sich zum Teufel zu scheren, eintrug. Unterwegs warf er mindestens einen verbotenen Kassettenrecorder und mehrere Bierdosen um, wirbelte mit seinem Totschläger ein als Fahne geschwenktes Sirocco-T-Shirt hoch in die Luft und brach vielleicht (dem Knacken nach zu schließen) das Handgelenk, das ihn herunterzerren wollte.
    Es war kein Instrumentenkasten.
    Der Gewehrlauf klickte und rastete ein, wurde angehoben und richtete sich durch das Geländer des Ranges auf die Bühne. Es war das perfekte Versteck; sie selbst blieb im Dunkeln, während der Scheinwerfer alle blendete. Wen kümmerte es schon, wer den Super Trooper bediente? Sie befand sich ohnedies zwischen Wand und Gerät.
    Jury kauerte sich hin und hielt die Wembley mit beiden Händen. »Rena.« Das Wort durchschlug den Krach wie ein mit der Schlägerkante geschlagener Ball.
    »Rühren Sie sich nicht von der Stelle«, sagte Macalvie, der eine Achtunddreißiger gezogen hatte.
    Rena schoß den Bruchteil einer Sekunde früher.
    Wes Whelan drehte sich einmal um sich selbst und war trotzdem auf der nächsten Taktzeit wieder da, erwischte alle Geräte, ließ nicht einen Schlag aus.
    Die anderen zögerten, blickten ihn an und setzten wieder nach dem Rhythmus ein, den er ihnen vorgab.
    Als sie das Gewehr herumschwenkte und auf Jury richtete, warf Melrose mit seinem Mantel danach. Macalvie stürzte sich auf ihre Beine und hob den Pistolenkolben. Der Suchscheinwerfer fiel herunter und landete krachend auf Rena Citrine.
    Und jetzt, dachte Jury, kommt der schwierige Teil.
    Saal.
    In der zweiten Reihe kreischten, hüpften und klatschten Carole-Anne und Mrs. Wassermann dem Drummer und Jiminez Beifall für ihre improvisierte Mischung. Das lenkte die Menschen ringsum für kurze Zeit ab. In der Nähe des Geschehens standen die Besucher stumm und starr, aber Jury wußte, daß es nur noch Sekunden dauern würde, bis die Panik ausbrach. Das Publikum im Sperrsitz hatte noch nichts mitbekommen, doch schlechte Nachrichten breiten sich schnell aus. Er drückte den Knopf seines Funkgeräts und sagte etwas hinein.
    Melrose Plant hatte gesehen, daß sich Macalvie und Jury auf Rena Citrine stürzten; er zündete sich gelassen eine Zigarette an und sagte zu den Nächststehenden: »Das ist Showbiz, meine Damen und Herren.«
    Eine Frau kreischte so schrill, wie es Jury noch nie gehört hatte.
    Er kam aus der Hocke hoch, blickte zur Bühne, und kaum dachte er - verdammt noch mal, Mary Lee! -, da trat sie auch schon auf ...
    Ängstlich stelzte sie auf den hohen Hacken ihrer Glasschuhe nach vorn. Die Leute im Sperrsitz blickten von ihr zum ersten Rang hoch, wo Schlimmes vor sich zu gehen schien.
    Wes Whelan hielt sich den Arm;

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