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Grimes, Martha - Inspektor Jury geht übers Moor

Grimes, Martha - Inspektor Jury geht übers Moor

Titel: Grimes, Martha - Inspektor Jury geht übers Moor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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hier.«
    »Fünf«, sagte Jury und sah zum Balkop hoch, doch von dort blendeten ihn die Scheinwerfer einen Augenblick lang.
    Die Bühne war leer, abgesehen von den Verstärkern, einem eher tiefen als breiten schwarzen Podest mit zwei Ebenen und einem langen schwarzen Vorhang im Hintergrund, auf dem in silbernen Lettern Sirocco stand. Dahinter oder in den Kulissen mußte es eine Windmaschine geben, denn der Vorhang wellte sich und wehte, daß sich die kursiv geschriebenen Buchstaben sanft kräuselten.
    Die fünf betraten gleichzeitig die Bühne, und sofort brandete ihnen ein Beifallssturm entgegen. Sie trugen fast ausschließlich Schwarz, Hemden wie Cordhosen. John Swann hatte sich eine kurze glitzernde Silberweste über die nackte Brust gezogen; sie ermöglichte dem Publikum einen guten Blick auf Bizeps und Brustmuskeln. Jiminez’ lose schwarze Jacke war mit rotem Satin gefüttert, und Wes Whelan trug ein rotes Satinhemd und eine Mütze aus dem gleichen Silberstoff wie Swanns Weste. Whelan nahm sofort seinen Platz hinter dem Schlagzeug auf der zweiten Ebene ein, während sich Caton Rivers in das Halbrund der Keyboards auf der unteren Stufe des Podests setzte.
    Die Spots oben im ersten Rang warfen große Lichtkreise auf die Bühne, und irgendwo wurde ein Schalter gedrückt. Die Lichtanlage tauchte die Bühne in irisierendes, regenbogenfarbiges Licht. Es konnte losgehen.
    Diese Band heizte ihr Publikum nicht an, schmeichelte sich nicht bei den Leuten auf den teuren Plätzen ein, verzichtete auf Mätzchen. Kaum flammten die Scheinwerfer auf, da stürzte sich Wes Whelan in das knisternde Schlagzeugsolo, das die Einleitung zu der legendären Nummer »Windfall« war. Und schon gerieten die Menschenmassen schier außer sich. Jiminez setzte mit dem Riff ein, das nur aus einem Ton bestand und die Baßlinie bildete, während Charlie Raine ein paar Schritte vortrat und einen seiner Arpeggio-Läufe herunterfetzte. Das schlug in dem riesigen Saal ein wie der Blitz, und das Publikum reagierte mit donnerndem Applaus.
    »Ich glaube«, sagte Plant und zupfte etwas von seinem neuen Mantel, was nicht dorthin gehörte, »jetzt weiß ich, was Sie meinen.«
    Der erste Rang war eine formlose Masse wogender Leiber ... mit Ausnahme von Carole-Anne, deren Glitzerjacke in der Mitte der zweiten, dritten Reihe vom Rand des Lichtkegels erfaßt wurde.
    Höhe, dachte Jury.
    Natürlich, der Mörder brauchte Höhe. »Vestibül«, sagte er zu Plant und Macalvie.
    Jury zog die Antenne aus seinem Funkgerät, und Wiggins’ Stimme kam über den Empfänger geknattert.
    »Soweit alles in Ordnung, Sir. Hier oben sind zwei Vorführer, hier kommt keiner ungesehen rein. Ich habe sogar den alten Scheinwerfer überprüft, der scheint seit der Einweihung nicht mehr ausgewechselt zu sein. Ist groß genug, daß sich einer drin verstecken könnte.« Er schwieg und schwelgte in seinem Einfallsreichtum. »Ein ganzes Labyrinth von Räumen und Treppen hier; wir haben es überprüft, so gut es ging.«
    »Wieviel vom Saal können Sie einsehen? Den Rang?«
    Pause. Anscheinend blickte sich Wiggins um. »Kaum.«
    »Gehen Sie in den ersten Rang runter, und versuchen Sie, den hinteren Teil abzudecken.«
    »Jawohl, Sir.«
    Die Musik kam wie eine Welle herausgebrandet, als Macalvie durch die Doppeltür trat und sie hinter sich zuklappen ließ. »Tolle Band. Was mir allerdings Sorgen macht-«
    »Ihre Karte, bitte schön«, sagte Mary Lee in einem Ton, der ihn klar verdächtigte, sich hineingeschlichen zu haben.
    »Geht in Ordnung, Schätzchen. Ich bin von Juke Blues.«
    Ihre Augenbrauen schossen geradezu hoch. »Von dem Magazin?«
    Macalvie reichte ihr eine Visitenkarte, und sie wirkte beeindruckt.
    »Na schön. Aber so was sollte man uns mitteilen.«
    Das Vestibül war keineswegs leer. Die beiden Typen vom T-Shirt-Verkaufstisch standen an der anderen Doppeltür und lauschten; vor der Kasse veranstalteten mißmutige Fans, die hofften, wie durch ein Wunder noch Karten durch Mary Lees Fenster herausgereicht zu bekommen, ein Sit-in; ein paar zugekiffte Konzertbesucher zog es an die frische Luft.
    »Mary Lee -« Er blickte sie an und überlegte, ob sie wohl den Schneid hätte, auf die Bühne zu gehen, falls es nötig werden sollte. »Mary Lee. Es könnte sein, daß ich Sie brauche.« Damit reichte er ihr ein weiteres Funkgerät.
    »Wofür ist das denn?«
    »Nehmen Sie es, und gehen Sie hinter die Bühne.«
    »Hinter die Bühne? Wieso ?«
    »Das sage ich Ihnen, wenn es, falls es

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