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Grimes, Martha - Inspektor Jury geht übers Moor

Grimes, Martha - Inspektor Jury geht übers Moor

Titel: Grimes, Martha - Inspektor Jury geht übers Moor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Alles in allem nicht mehr als zwei Meilen.«
    »Sie haben mir sehr geholfen, vielen Dank. Gibt es dort ein Restaurant oder dergleichen?«
    Jetzt wirkte sie kleinlaut. Gerade schien sie sein Problem gelöst zu haben, da mußte sie ihn schon wieder enttäuschen. Rasch fügte sie an: »Bei Miss Denholme bekommen Sie aber ein gutes Abendbrot.«
    Er lächelte. Bei dem Wort »Abendbrot« mußte er aus unerfindlichen Gründen immer an Würstchen mit Kartoffelsalat denken. Machte nichts, heute abend würde er sowieso mit Jury essen.
    »Führt sie einen guten Weinkeller? Nichts für ungut«, sagte er, als er sah, wie ihre Augen vor Erstaunen rund wurden. »War nur ein Scherz.«
    Der böse Bube betätigte sich als Tierquäler. Melrose hatte den Bentley kaum geparkt, da ertappte er ihn mit einer grauen Katze auf dem Gelände von Weavers Hall. Verflixt noch mal, wieso war er nur nicht darauf gekommen, daß die Dame vom Fremdenverkehrsamt auch diese Familie hierhergeschickt haben könnte, denn weitere Zimmer hatte sie kaum zu vermitteln gehabt.
    Der böse Bube hatte sich im Schutz eines großen, flachen Felsbrockens inmitten eines Steinhaufens praktisch auf die Katze gesetzt und versuchte, sie mit gesalzenen Chips vollzustopfen, während er gleichzeitig ihren Kopf mit etwas bearbeitete, das nach einem aufgerollten Poster aussah. An einem anderen Stein lehnte eine riesige Tasche. Die Katze wehrte sich und jaulte jämmerlich. Der Junge kehrte ihm den Rücken zu, sein »Banana Republic«-T-Shirt war hoch- und seine Jeans etwas heruntergerutscht. Zwischen beiden lugte bleiches, wabbeliges Fleisch hervor.
    Vermutlich war das am Drahtzaun lehnende tragbare Stereogerät, aus dem dröhnende Rockmusik schallte, daran schuld, daß der Junge Melrose nicht kommen hörte. Hinter dem Zaun scharrten Hühner, Enten torkelten wie betrunken umher, und ein offensichtlich verstörter Hahn stakste durch die Gegend.
    Auf dem flachen Stein stand eine Flasche Limo, und nach der griff der Junge, während die Katze versuchte, sich ihm zu entwinden. Melrose sah, daß er vorhatte, der Katze auch noch das klebrige Zeug einzutrichtern. Im Nu hatte er seinen Spazierstock aus dem ledernen Kofferriemen gezogen, ihn vorgestreckt und damit das Handgelenk, das die Limoflasche hielt, hochgerissen, so daß die Flasche durch die Luft flog und am Zaun auf der Erde landete. Ein paar Enten kamen flügelschlagend herbeigewatschelt, um zu sehen, was da los war.
    Der Junge stieß einen Schrei aus und lief im Gesicht rot an. Alles deutete darauf hin, daß ein Wutanfall im Anzug war. Er sprang auf und bebte im wahrsten Sinne des Wortes vor Zorn. Die plattgedrückte Katze richtete sich auf und schüttelte sich.
    »Das ist meine Limo!« Aber seine Augen hingen noch an dem harmlos aussehenden Spazierstock, der in Wirklichkeit ein Totschläger war, eine mit winzigen Kügelchen gefüllte Lederröhre. Melrose stützte sich jetzt darauf und betrachtete den Geröllhaufen.
    »Wart ihr auch schon in Stonehenge?«
    Der Junge versuchte ein böses Funkeln, so gut ihm das durch seine dicken Brillengläser gelang. Die Katze hatte ihre Benommenheit abgeschüttelt und sauste den Weg entlang zu den Nebengebäuden - eine Scheune, Ställe und eine kleine Steinkate. Ein weißbraun gefleckter Hund, wohl ein Border Collie, bellte, als die Katze näher kam, entweder trieb er sie an oder er verbellte sie. Melrose konnte sich gut vorstellen, daß ein ganzes Aufgebot von Hunden der grauen Katze ungefährlicher erscheinen mochte als die Gesellschaft des bösen Buben, der Melrose anstarrte und sich wie ein Wilder Chips in den Mund stopfte. Kauend sagte er: »Sie sind ja bescheuert.«
    »Aber auch größer.« Melrose klopfte sich mit dem Totschläger auf die Hand.
    Der Junge schien nachzudenken, und gemessen an den Grimassen, die er dabei zog, kostete ihn das viel Mühe. »Das sage ich meiner Mum.«
    »Nur immer zu. Dann kommt deine Mum zu mir, und dann sage ich ihr mal was.«
    Die Augen des Jungen wurden schmal; er musterte Melroses Auto und sagte: »Unser Auto ist besser als Ihres.«
    Melrose schob den Spazierstock wieder unter die Kofferriemen und antwortete: »Tauschen wir doch.« Er nahm seinen Koffer und wollte schon gehen, als der Junge seinen Stereoapparat auf volle Lautstärke drehte und ihn näher zum Zaun schob. Die Hühner gackerten und liefen wild durcheinander, und die Enten rannten zum anderen Ende der Einzäunung.
    Um Himmels willen, dachte Melrose. »Laß das«, sagte er.
    »Ich dachte,

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