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Grimes, Martha - Inspektor Jury geht übers Moor

Grimes, Martha - Inspektor Jury geht übers Moor

Titel: Grimes, Martha - Inspektor Jury geht übers Moor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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»Weiter.«
    »Nell Healey hat ausgesagt, er hätte sogar die Vitaminpillen aufgereiht: Kalzium, C, A, alles, was das Herz begehrt. An der Stelle dachte ich, sie klappt zusammen. Immer hatte sie Billy in den Ohren gelegen, er soll sein Kalzium nehmen, er war nämlich hochgradig allergisch gegen Milch. Und sie dachte immer, er flunkert, wie Kinder das so tun, sagt, klar doch, ich hab sie genommen. Aber da standen sie wirklich.«
    Jetzt befanden sie sich in Wiggins’ Revier - nicht Ashburton, sondern Allergien. Er legte die Arme auf den Vordersitz. »Das kann einem verteufelt zu schaffen machen. Wenn einer darüber Bescheid weiß, dann ich.«
    Jury hatte das Fenster heruntergekurbelt und den ungenießbaren Kaffee ausgeschüttet. »Sie sind doch nicht allergisch gegen Milch, Wiggins.« Er drehte sich um und erwischte Wiggins dabei, wie der ein braunes Arzneifläschchen aus seiner Büroapotheke zog.
    »Eine pro Tag.« Er spülte die Kapsel mit seinem Kaffee hinunter. »Vor allem dann wichtig, wenn man keine Zeit für eine anständige Mahlzeit hat. Was leider viel zu häufig vorkommt.« Das klang düster.
    »Jaja. Offenbar hat jemand Billy Healey vor acht Jahren bei seinem kleinen Imbiß gestört«, sagte Macalvie. »Jemand ist reinspaziert und hat Billy erschreckt. Und dieser Jemand bekam selber einen kleinen Schrecken, als Toby zum Tee reinkam, woher auch immer.«
    »Hätte er nicht auch in der Küche sein können?«
    »Nein. Wir haben Fotos.« Macalvies Stimme klang unwirsch. »Die Scheibe Brot mit der Marmelade war halb aufgegessen, das Brot mit der Butter nicht angerührt. Und die zweite Tasse mit Tee auch nicht. Billy macht sich also daran, den Tee zuzubereiten, und sagt Toby Bescheid, wo immer der steckt, und während dieser, sagen wir, fünfzehn, zwanzig Minuten kommt jemand zur Küchentür rein. Die Küche geht nach hinten auf einen Feldweg. Es war jemand, den Billy Healey kannte.«
    »Ein Schuß ins Blaue, Macalvie.«
    »Dann haben Sie nicht aufgepaßt - he, was soll das?«
    Ein pechschwarzes Auto schoß an ihnen vorbei, überholte auf der falschen Spur. Es hatte mindestens hundert Sachen drauf.
    Jury zuckte zusammen. »Macalvie, das ist ein Jaguar. Es ist ein XJSC Zwölfzylinder. Spitzenklasse. Und wir haben einen achtzylindrigen Ford, Mittelklasse, den holen Sie nie -« Jurys Worte verwehten im Wind, als Macalvie das Gaspedal durchtrat.
    Das Häuschen ertrank fast in hohem Gras und Unkraut; der Garten sah aus, als müßten alle Bäume und Sträucher kräftig beschnitten werden. Er umgab ein kleines, mattweiß getünchtes Geviert, dessen Erbauer mehr auf Funktionalität als auf Wohnlichkeit Wert gelegt zu haben schien. Fehlte nur noch ein Neonschild, dann hätte es für einen Autobahn-Imbiß durchgehen können.
    Macalvie hämmerte mit der Faust auf die Tür ein, und eine dünne, zänkisch aussehende Frau öffnete ihnen. Man hätte meinen können, sie seien nicht zu Besuch, sondern zum Brandschatzen gekommen.
    Die Stirnfalten der blassen jungen Frau waren wie eingemeißelt, und ihre unruhigen Augen lagen tief in den Höhlen. Sie hatte sich ein Geschirrtuch über die Schulter geworfen und zerrte einen Staubsauger hinter sich her. Sie teilte ihnen mit, der »Perfesser« speise zu Abend, sie könnten gleich durchgehen, zeigte mit dem Staubsaugergriff zum hinteren Teil des Hauses und verzog sich.
    Dennis Dench speiste Wachteln mit Salat und spülte das Mahl mit einer halben Flasche Weißwein hinunter.
    Ein jedes der winzigen Knöchelchen lag auf einem Knochenteller, und das nicht etwa beliebig, sondern so, wie man sich das Knochengerüst des kleinen Vogels vorstellen mußte. Dr. Dench begrüßte Macalvie, der sich seinerseits wenig überzeugend dafür entschuldigte, daß sie ihn beim Essen störten, und widmete sich wieder der Wachtel. Er nagte nicht etwa den Schenkel ab, sondern verspeiste fein säuberlich tranchierte Scheibchen.
    Er begrüßte auch Jury, und da er nun sowieso stand, legte er die Serviette hin.
    Dennis Dench trank einen letzten Schluck Wein und sagte: »Also, Brian. Es sind nicht die sterblichen Überreste des kleinen Healey.«
    Im Hinausgehen warf Dench Macalvie einen Blick über die Schulter zu. »Das wissen Sie doch; ich habe es Ihnen bereits ein halbes Dutzend Mal gesagt.«
    »Oh, sicher.« Das war Macalvies nichtssagender Ton, den er immer dann anschlug, wenn er keinen Streit suchte.
    Das Laboratorium im Keller war nicht antiseptischer als das übrige Haus, nur wesentlich interessanter. Mit

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