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Grimes, Martha - Inspektor Jury gerät unter Verdacht

Grimes, Martha - Inspektor Jury gerät unter Verdacht

Titel: Grimes, Martha - Inspektor Jury gerät unter Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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soweit.«
    Dessen war sich der Junge im Baum sicher. In den letzten beiden Monaten hatten sich ihre Außenseiterwetten zwischen zwei und zweihundert Pfund bewegt. Sie gewannen nie. Das war der Sinn der Sache.
    Der Junge spürte mit der ganzen Naivität, ja, Zuversicht seiner Jugend, daß sie heute das große Geld machen würden.
    »Beim nächsten Rennen auf den Favoriten?« fragte er den Mann im Auto.
    Der saß mit dem Wettschein hinterm Steuer. Der Junge hatte auch eins, aber er war zu sehr mit dem Fernglas beschäftigt, als daß er es sorgfältig hätte studieren können.
    »Splendid Spring, wie’s aussieht. Die Wetten stehen drei zu vier ... hm, hm, hm. Mehrere Außenseiterwetten, welche willst du? Sollen wir eine nehmen, bei der ich nicht wie ein kompletter Idiot aussehe?«
    »Gut. Nicht wie ein kompletter.«
    »Okay. Wie wär’s mit einer Zehn-zu-Einser mit Namen Cannibal Isle?«
    Der Junge hob das Fernglas wieder und beobachtete, wie die Pferde in die Startposition gingen. »Wo die bloß immer diese Namen herkriegen! Okay.«
    »Meinst du, er wird endlich mal drauf anspringen, Junge? Jetzt treiben wir das Spielchen schon seit Wochen.«
    »Die Habgier. Er glaubt, du bist ein Idiot, der nichts von Pferden versteht, und hat irgendwann die Schnauze voll, von dir zu hören - warte.«
    Der Junge wünschte, er könnte nicht nur sehen, sondern auch hören. Er mußte seine Phantasie anstrengen, um das Trommeln der Hufe zu hören, das Schwirren, wenn sie über die Hecken setzten, das Raunen der Menge, das Aufheulen und Schreien - den Sieg. Da! Nicht Splendid Spring, sondern der dritte Favorit, Gal O’Mine, war der Gewinner. »Gal O’Mine«, sagte er ins Telefon.
    Wieder wählte sein Kumpel im Auto den Buchmacher an. »Cannibal Isle im fünften. Fünfzig Pfund.«
    »Himmel ... ist das dann nicht wie eine Zwanzig-zu-eins-Quote? ...« Er seufzte tief. Aber ihn ging’s ja einen feuchten Kehricht an. »Die Wette muß ich auch timen.«
    »Hab nichts dagegen.«
    Zu dem Jungen im Baum sagte er: »Laß das sechste Rennen aus. Gib ihm Zeit.«
    »Ist gut.«
    Sie warteten.
    Der Buchmacher rief an und sagte zu dem Mann im Auto: »Geht nicht. Beide Rennen haben schon angefangen.« Der Hörer knallte auf. Verschwenden Sie nicht meine Zeit!
    Der Mann im Auto rief den Jungen im Baum an. »Was für eine Überraschung. Wir sind schon wieder zu spät dran. Hör zu: Im achten ist ein Pferd, das mir gefällt. Und zwar richtig. Versuchen wir’s mit dem? Wir haben schließlich nichts zu verlieren.«
    Der Junge dachte nach. »Ist es Favorit?«
    »Bei mir ja.« Er sah auf dem Formular nach. »Zweiter Favorit, nein, dritter. Die Quote ist gut - drei zu eins. Das ist dein Pferd, Junge. Fortune’s Son.« Er lachte.
    »Gefällt mir.« Der Junge lächelte durch das enge Geflecht der Äste, an denen sich schon erste Blätter zeigten. Der März war warm gewesen. Er riß ein Blatt ab, betrachtete es und steckte es in die Tasche. »Gut. Setzen wir fünfhundert. Nein, ein bißchen mehr. Siebenhundert. Um wirklich was zu gewinnen. Das lohnt sich.«
    »Wenn er die Wette annimmt.«
    »Und wenn du recht hast.« Der Junge lachte. Er zündete sich eine Zigarette an, saß auf seiner kühlen Astbank da und ließ das nächste Rennen vorüberziehen. Dann schnappte er sich sein Fernglas und beobachtete, wie die Pferde für das achte Rennen in die Startboxen geführt wurden. Er suchte mit dem Fernglas die Startlinie ab, bis zu Nummer acht. Es war die Außenbahn. Trotzdem. Acht Pferde im achten Rennen. Außerdem gefiel ihm die blaugoldene Seidenjacke des Jockeys. Fortune’s Son.
    Sie starteten. Eineinviertel Minuten lang hielt der Junge den Atem an und sah zu, wie sie über die Hecken und Gräben sprangen, als ob er die siebenhundert schon gesetzt hätte.
    Fortune’s Son war erster. »Ruf an«, schrie der Junge ins Telefon.
    Sein Freund haute auf die Tasten.
    Der Junge wartete, das Fernglas immer noch auf die Seidenjacke des Jockeys gerichtet. Der prachtvolle Braune sah aus, als wüßte er, daß er gewonnen hatte. Der Junge war sicher, daß Pferde ihren eigenen Sieg wirklich spürten. Darauf würde er wetten.
    Das Telefon knackte. Er hielt es ans Ohr.
    Ein Kichern. »Kleiner, dieser verdammte Idiot ist drauf reingefallen. Konnte den siebenhundert nicht widerstehen. Das sind zweitausendeinhundert Pfund!« Er stieß einen schadenfrohen Schrei aus.
    »Kassier es ein. Und morgen treffen wir uns hier. Sagen wir, während der Sportstunde. Um drei. Und hau nicht damit

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