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Grimes, Martha - Inspektor Jury gerät unter Verdacht

Grimes, Martha - Inspektor Jury gerät unter Verdacht

Titel: Grimes, Martha - Inspektor Jury gerät unter Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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beschreiben. Was bin ich bloß für ein mieser Kriminalist!«
    Sie lachte, beugte sich über ihn und griff nach drei Medizinfläschchen. Auf ihrem Nachttisch stand eine Karaffe mit Wasser. »Weißt du, diese Form der Kurzsichtigkeit können wir nur kurieren, wenn wir uns die Zeit für eine Wohnungsbesichtigung nehmen.«
    »Was für eine Zeitverschwendung! Wofür sind die Pillen?«
    Sie hielt sie der Reihe nach hoch und sagte: »Die sind gegen die Wassersucht, die gegen Hypochondrie und die gegen die Beulenpest.«
    Jury nahm ihre Hand.
    Vor zwei Nächten hatte er gesagt: »Laß uns mal praktisch denken: Ich könnte hier einziehen. Oder du könntest nach Islington ziehen.«
    »Irgendwie kann ich mir nicht so recht vorstellen, daß >Miss Playgirl des Monats< davon angetan wäre.«
    Die gehässige Bemerkung über Carole-Anne ärgerte ihn. »Sie heißt Carole-Anne, nicht >Miss Playgirl des Monats    »Verzeihung.« Sie wandte sich ab.
    Jury drehte sie wieder zu sich um. »Sie ist nämlich eine gute Freundin von mir und hat ein ziemlich mieses Leben hinter sich.« Jury wußte nicht genau, ob das stimmte; er konnte nur mutmaßen, welche Geschichten Carole-Anne erfunden hatte und welche nicht. »Und wenn sie nicht gewesen wäre, hätten wir uns nie kennengelernt.«
    Jane lächelte. »Wohl wahr. Apropos kennenlernen - ich muß dich unbedingt mal meinem Sohn vorstellen.«
    »Du lieber Himmel!« Jury zog sich ein Kissen über den Kopf. »Jetzt muß ich mich von einem Teenager unter die Lupe nehmen lassen!«
    »Er ist aber kein normaler Teenager.« Sie lachte.
    Als Jury einen Haufen Papiere in den Korb warf, sagte Wiggins: »Passen Sie lieber auf; man kann nie wissen, ob was vom Chef höchstpersönlich dabei ist.«
    Jury kniff die Augen zusammen. »Wiggins, wenn ich noch einmal höre, daß Sie Racer Chef nennen, nehme ich Ihnen Ihr Nasenspray weg. So! Alles klar Schiff.«
    Wiggins bedachte Jurys Schreibtisch mit einem kläglichen Blick. »Jetzt werden Sie nichts mehr wiederfinden, Sir.« Mit spitzen Fingern holte er etwas aus einer kleinen Blechdose und stopfte es sich in die Nase.
    »Das habe ich vorher auch nicht.« Jury sah Wiggins an, guckte ein zweites Mal hin. »Warum um Gottes willen stecken Sie sich Tabak in die Nase?«
    »Das ist kein Tabak, es ist Gartenraute.«
    »Gartenraute. Aha, das erklärt alles.«
    »Ist gut gegen Bronchitis. Mrs. Wasserman hat gesagt, ich soll es mal probieren, und sie kennt sich mit Heilkräutern sehr gut aus -«
    »Mrs. Wasserman? Wenn Sie meinen.« Das einzige, das Mrs. Wasserman Jury je verordnete, war heiße Fleischbrühe, die scheußlich schmeckte. Vielleicht waren Unmengen Gartenraute drin.
    Als das Telefon klingelte, stand Wiggins stramm und ergriff den Hörer. »Wiggins hier.« Er entspannte sich. »Ach, Sie sind es ... Was? ... Aber irgendwo muß er doch sein.«
    Selbst aus dieser Entfernung sah Jury die Leitung regelrecht vibrieren, so aufgeregt wurde am anderen Ende geredet. »Was ist los?« formten seine Lippen in Richtung Wiggins.
    »Ja, ja, ja! Wir sind sofort da.« Er legte auf. »Fiona kann Cyril nicht finden.«
    Jury stand sofort auf. »Also los. Aber ich gehe nicht mit jemandem über den Flur von Scotland Yard, der Gartenraute in der Nase hat.«
    Fiona, das Haar unter einem Tuch festgesteckt, damit es ihr nicht ins Gesicht fiel, suchte überall, sie sah im Papierkorb nach und öffnete eine Schublade nach der anderen. »Er ist weg, ich hab’s doch geahnt.«
    Wiggins händigte ihr sein Heiligtum aus - sein Taschentuch -, und sie wischte sich die Tränen ab.
    »Wahrscheinlich schläft er nur irgendwo.«
    Fiona fuhr sich mit dem Handrücken über die Wange und schniefte. »Könnte sein. Wenn er seinen Thunfisch gefressen hat, wird er immer fürchterlich träge« Die Tränen tropften.
    »Sie wissen doch, wie gern er sich immer unsichtbar macht. Erinnern Sie sich noch, wie er einmal auf das Gerüst vom Fensterputzer geklettert ist? Und wie er sich immer auf das Fenstersims quetschte und das Gesicht am Fenster rieb und die ganzen todesmutigen Kunststückchen vollführte? Und währenddessen suchte Racer jede noch so idiotische Stelle ab, wo Cyril sein konnte -«
    Die Erinnerungen lösten einen neuerlichen Weinkrampf aus.
    Als Jury spürte, wie sich sogar ihm die Kehle zuschnürte, drehte er sich um und ging in Racers Büro, um dort zu suchen. Er sah im Schirmständer nach. Cyril liebte dieses Gefäß -solange die Schirme nicht naß waren. Jury bückte sich und öffnete die

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