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Grimes, Martha - Inspektor Jury gerät unter Verdacht

Grimes, Martha - Inspektor Jury gerät unter Verdacht

Titel: Grimes, Martha - Inspektor Jury gerät unter Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Wiggins, lächelte und rieb sich den Fuß.
    Eine stämmige Frau saß hinter einem polierten, hotelähnlichen Empfangstisch über einem hotelähnlichen Gästebuch. Darüber hing ein großer Mahagonikasten mit Brieffächern. Sie strickte etwas, das wie ein endlos langer Schal aussah, und fixierte Jury argwöhnisch über ihren Brillenrand hinweg.
    Es sei Abendbrotzeit (sagte sie, als sei diese Stunde hochheilig), und Mrs. Colin-Jackson dürfte nicht gestört werden. Sie mache die Buchführung. Zu der Dame wolle er nicht (erinnerte er sie), sondern zu Dr. Helen Viner.
    Mrs. Colin-Jackson habe die Anordnung gegeben, jeden zu sehen, der zum erstenmal das Castle besuche. Sie machte sich nicht einmal die Mühe, von der schwarzen Wolle aufzublicken oder mit dem Nadelgeklapper aufzuhören.
    »Dann holen Sie sie.« Jury hielt ihr die lederne Brieftasche mit seinem Ausweis direkt vor die Brille.
    Sie fuhr in ihrem Stuhl nach hinten. Aber wenigstens erhob sie sich dann auch.
    Arm ist hier niemand, dachte Jury, als er die luxuriösen Teppiche sah, die Antiquitäten, die in einem großen Aufenthaltsraum um einen Kamin gruppiert waren, die schweren Vorhänge, die edle Tapete und die Einbaubücherschränke.
    Von irgendwoher drang durch den Flur mit dem dicken Teppich Rufen und Klirren. Er ging zurück, um es sich genau anzusehen. Zu seiner Rechten war ein feudales Eßzimmer, blau angestrichen, weißer Stuck an der Decke, Silber und Kristall (sogar die Weingläser), weiße Tischtücher und Leinenservietten. Mit einer davon schlug eine magere Frau, deren Bräune und Muskeln ihre innige Verbundenheit mit echten oder falschen Sonnen, Tennisplätzen, Pferden und Swimmingpools bezeugte, nach einer dicklichen, die die Schläge mit einer Serviette parierte, die sie in ihrem Weinglas naß gemacht hatte. Tröpfchen flogen, Servietten sausten durch die Luft. Munter verzehrten die Gäste etwas, das wie eine französische Sahnekreation aussah. Zeit und Aufmerksamkeit mußten sie allerdings zwischen dieser kleinen Schau und einer weiteren auf der anderen Seite des Zimmers aufteilen. Ein Mann zielte trotz einer gelähmten Hand mit einem Baiser auf eine Frau, die sich erhoben hatte und ihn mit einem Besteckteil bedrohte.
    Rundum Applaus.
    Jury stand da, die Hände in den Taschen, und hoffte auf mehr.
    »Ja?«
    Die kräftige Stimme kam von einer Frau mit einem kräftigen Kinn. Sie war wahrscheinlich Mitte fünfzig, sah aber aufgrund der dünnen roten Linien, die ihre Wangen wie ein Netz überzogen, älter aus.
    Mrs. Colin-Jackson. Ihr Gesicht verschwand geradezu unter den Massen von Rouge und pfirsichfarbenem Puder, und sie war umnebelt von einer berauschenden Kombination aus L’Air du Temps und Gin. Sie war sturzbetrunken und konnte gerade noch nach vorne gucken und ihr Lächeln auf einer Seite festhaken. Es sah aus, als habe ihr Mund den Kontakt zu den Muskeln verloren. Jede Wette, daß sie die Buchführung erledigt hatte; wer weiß, was eine Steuerprüfung ergeben hätte.
    »Dr. Viner?« Mrs. Colin-Jackson rückte ihr Dekollete zurecht, steckte eine Strähne ihres Haars fest, das gefärbt war, um das Grau zu verbergen, und schien irritiert, weil Jury nicht ihretwegen gekommen war. »Ich vermute, sie ist in ihrer Praxis - sie wohnt auch dort, ein kleines Häuschen am Ende des Parks.« Sie zeigte es ihm. »Den Flur hinunter, dann rechts und durch die Seitentür.«
    Jury konnte sie durch das erhellte Fenster sehen, sie hatte den Kopf über den Schreibtisch gebeugt. Die Lampe mit dem grünen Glasschirm überzog ihr Gesicht mit dünnen Rinnsalen aus Licht. Von hier aus gesehen war Dr. Viner eine sehr attraktive Frau.
    Aus der Nähe - nachdem sie auf sein Klopfen hin die Tür geöffnet hatte - war sie noch attraktiver; ihr Gesicht war lebendig, ausdrucksstark; ihre Stimme warm. Als Polizist war Jury an warme Begrüßungen nicht gewöhnt. Er sagte ihr, er komme gerade vom Tarn House.
    Dr. Viner hatte viel Zeit gehabt, um zu lernen, wie man seine Gefühle verbirgt, es war deshalb schwierig, sie zu überrumpeln. Sie machte die Tür weit auf und bedeutete ihm, hereinzukommen.
    »Es ist kein tolles Häuschen«, sagte sie. »Aber wenigstens habe ich hier meine Ruhe. Manchmal möchte man ja gern auch mal weg von allem.« Sie nickte in Richtung des Hauptgebäudes und gestattete sich ein boshaftes kleines Lächeln. »Wir haben eine merkwürdige Mischung von >Gästen<.«
    Jury lächelte. »Ich habe vor dem Eßzimmer gestanden. Ich dachte, die Tortennummer sei

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