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Grimes, Martha - Inspektor Jury gerät unter Verdacht

Grimes, Martha - Inspektor Jury gerät unter Verdacht

Titel: Grimes, Martha - Inspektor Jury gerät unter Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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entgegennehmen. »Er war dort .«
    Jury saß in einem Ohrensessel und beugte sich vor, um ihr Feuer zu geben. »Sie aber auch, Mrs. Holdsworth.«
    Das erwischte sie, als sie gerade ihr dunkles Haar zurückstrich, um es vor der Flamme zu schützen. »Aber nicht auf einer Bank praktisch auf der Türschwelle des Opfers!«
    Jury sagte nichts, sondern ließ sie mit ihrem Whisky und Soda herumhantieren und weiterreden.
    »Warum wird Janes Tod so gründlich untersucht? Natürlich ist es schrecklich.« Sie inspizierte einen rosalackierten Fingernagel. »Aber auf jeden Fall hat sie sich selbst umgebracht.«
    »Wahrscheinlich schon.« Seit Jury an diesem Morgen mit Pete Apted geredet hatte, mußte er immer wieder an ihn denken. »Wahrscheinlich schon.«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Dann ist es doch egal, wer wann wo war.«
    »Tatsache ist, Mrs. Holdsworth, daß sich in den letzten sechs Jahren in dieser Familie zwei vermeintliche Unfälle und zwei vermeintliche Selbstmorde ereignet haben. Kommt Ihnen das nicht sehr unwahrscheinlich vor?«
    »Wieso >vermeintlich    »Ein Jahr nach dem tödlichen Sturz von Virginia Holdsworth erhängt sich ihr Sohn unten im Pförtnerhaus. Ein paar Wochen später widerfährt Annie Thale, ihrer Köchin, ebenfalls ein tödlicher Sturz, und zwar von dem Grundstück in Wast Water. Jetzt, etwa fünf Jahre später, tötet sich Jane Holdsworth. Gehen wir davon aus, die Selbstmorde waren welche«, sagte Jury traurig, »und betrachten wir mal nur die >Unfälle<. Fangen wir bei Virginia Holdsworth an.«
    Sie schwenkte ihr Glas, so daß der Whisky kleine Wellen schlug. »Reden Sie mit Francis Fellowes. Er war da.«
    »Jetzt rede ich mit Ihnen.«
    Mit geradezu entwaffnendem Selbstbewußtsein strich sie sich übers Haar. »Mr. Jury, die örtliche Polizei hat das untersucht; gut, ich nehme an, das mußten sie, weil es kein natürlicher Tod war. Entweder war es Francis - der keinen Grund dazu gehabt hätte -, oder es war keiner. Keiner. Die Leute gaben sich mit dem Offensichtlichen ganz zufrieden.«
    Sie dehnte das Wort, und Jury dachte wieder an Pete Apted.
    »Akzeptieren Sie es um Himmels willen: ein Februartag mit glitschigen Felsen und Eis und dem tückischen kleinen Vorsprung. Ginny ist gefallen.«
    »Ich akzeptiere das Offensichtliche noch nicht so ganz. Sie nennen sie >Ginny<. Kannten Sie sie gut?«
    »Nein, eigentlich nicht.« Ihr leichtes Schulterzucken wirkte überzeugend gleichgültig. »Ich habe sie und Crabbe -wenn es das ist, was Sie denken - kennengelernt, als ich vor sechs, sieben Jahren mit ein paar Freunden hier Urlaub gemacht habe.« Sie seufzte. »Ein fataler Urlaub war das. In London bin ich lieber.«
    Jury hätte über diese Vorliebe fast gelacht. »Die Kreditkarte bei Harrods bloß nicht kalt werden lassen, so was in dem Dreh?«
    Genevieve lachte. »Genau.«
    »Fatal war es auf jeden Fall für Virginia.« Jury war überrascht, daß Crabbes zweite Frau auf diese Anspielung völlig gelassen reagierte.
    »Ich war zufällig da, Mr. Jury. Sagen wir, ich wurde seine Frau, weil er sich über den Verlust hinwegtrösten mußte.«
    Jury lächelte. »Könnte man so sehen, aber Sie sehen nicht so aus, als würde Ihnen die Rolle genügen.«
    »Das ist aber ein merkwürdiges Kompliment.«
    »Könnte irgend jemand einen Grund gehabt haben, Virginia Holdsworth zu ermorden?«
    Wieder seufzte sie und sah auf den Tisch mit den Getränken. »War wohl nichts mit dem Kompliment. Sie meinen doch bestimmt mich. Um an das Geld der Holdsworths ranzukommen?« Sie sah fast gelangweilt aus. »Dann hätte ich mich aber besser um Adam bemüht.«
    Er fand ihre eisige Offenheit irgendwie entwaffnend. Aber Offenheit war eine beliebte Masche von Tätern. »Was war mit Graham Holdsworth und Annie Thale?«
    Sie dachte kurz nach und schwenkte wieder ihr Whiskyglas. »Warum nennen Sie sie in einem Atemzug, Superintendent?«
    »Aus dem offensichtlichen Grund, daß sie zusammen gestorben sind. Sehr kurz hintereinander.«
    Das interessierte sie. »Hm, ich weiß, daß Grahams und Janes Scheidung unmittelbar bevorstand. Aber ich kann mir nicht vorstellen, daß Annie etwas damit zu tun hatte. Oder sind
    Sie der Meinung, daß immer schon eine andere Frau auf der Matte steht?« Sie kippte den restlichen Whisky mit einer Nonchalance herunter, die sehr viel sympathischer war als die Posen und Manieriertheiten.
    »Warum hatten sie Ihrer Meinung nach Probleme?«
    »Jane war schwermütig; Graham verwöhnt.

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