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Grimes, Martha - Inspektor Jury gerät unter Verdacht

Grimes, Martha - Inspektor Jury gerät unter Verdacht

Titel: Grimes, Martha - Inspektor Jury gerät unter Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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sie hinsichtlich Annie Thale vermuteten, erstarrte Adam zur Salzsäule. »Großer Gott.« Lange sagte er nichts, blickte sich um und konnte nur noch in die grünen Hecken starren. »Warum bringt man nicht einfach mich um und basta, wenn es ums Geld geht?«
    Wiggins wollte Adam nicht daran erinnern, daß er neunundachtzig war. Lange würde es der alte Mann nicht mehr machen. Und, dachte Wiggins, dieser Mörder war sehr geduldig. Der Enkel und die Köchin waren schon vor fünf Jahren gestorben.
    Nachdem Adam minutenlang seine blaugeäderten Hände geknetet hatte, sagte er: »Kommen Sie! Ich bin dieses Gerede von Tod und Elend leid. Los, Sergeant, auf geht’s!«
    Gehorsam erhob sich Wiggins und verbrachte weitere zehn Minuten damit, den alten Mann in flottem Laufschritt durch das Labyrinth zu schieben.
    Bis er plötzlich so etwas wie ein Todesröcheln hörte. Er eilte vor den Rollstuhl, nur um festzustellen, daß der alte Adam lachend mit seinen kleinen Fäusten auf die Stuhllehnen trommelte.
    Offenbar amüsierte er sich über etwas, das dem Sergeant leider entging. Als Wiggins wieder anfing zu schieben, wollte der alte Mann die Uhrzeit wissen.
    »Gleich Viertel nach neun, Mr. Holdsworth.«
    »Was? Was? Ich brauche meine Medizin. Ich muß sie immer um halb nehmen, also das nächste Mal um halb zehn, meine Güte, und gar nicht auszudenken, was passiert, wenn ich sie nicht nehme! Ich kriege Anfälle! Einen Schlaganfall. Ich hatte schon mal einen. Also los jetzt, schieben Sie mich aus diesem verdammten Ding hier raus!«
    Wiggins, eindeutig besorgt, schob schneller, und dann wurde ihm klar, daß sie sich wirklich in einem Irrgarten befanden. Wenn er bisher den Ausgang nicht gefunden hatte, würde er ihn in den nächsten fünfzehn Minuten auch nicht finden. »Sie müssen sagen, wo es langgeht, Sir.«
    »Was? Woher soll ich das wissen?«
    Während Wiggins hinter dem Rollstuhl hertrabte und ihn mal nach rechts, mal nach links schob, verwandelte sich seine Sorge schnell in Angst und Schrecken. »Großer Gott, Sir! Ich kenne mich hier doch gar nicht aus! Woher soll ich wissen, wo der Ausgang ist?« rief er atemlos.
    »Sie sind doch Bulle! Sie müssen doch so was wie deduktive Fähigkeiten haben! Die scheinen Sie aber, verdammt noch mal, nicht zu gebrauchen. Halten Sie mich für blöd und denken, ich wäre hier mit jedem reingegangen?« fragte Adam, während sie dahinholperten. Sein Kopf wackelte mit.
    Wiggins indes hatte sein Arsenal Medikamente in der Manteltasche. »Wofür ist denn die Medizin?« fragte er schnaufend.
    »Meine Innereien.«
    Das brachte sie auch nicht weiter; aber unverdrossen langte Wiggins in seine Tasche und brachte ein Kohleplätzchen zum Vorschein; er blieb nur so lange stehen, daß er Luft schnappen konnte. »Das hier wirkt ... Wunder«, pustete er heraus. Seine Lungen fühlten sich an wie kurz vor einer Embolie.
    Adam biß zu, würgte und spuckte aus.
    »Ich habe eine Idee!« sagte Wiggins.
    »Na, das wird aber auch Zeit! Was für eine?«
    »Krümel. Ich lasse Krümel auf den Weg fallen, und dann wissen wir, ob wir in dem Teil schon mal gewesen sind. Dann gehen wir nicht im Kreis herum.« Bei dem Versuch, sie um eine Ecke herumzumanövrieren, rammte Wiggins eine Ligusterhecke.
    »Hilfe! HILFE!« schrie Adam gen Himmel, versuchte es jedenfalls. Seine piepsige Stimme wurde immer schwächer, er bekam die Worte kaum raus. »Ah ... ah ... aaah. Gleich geht’s los.« Dann ließ er den Kopf hängen.
    Wiggins hatte den ganzen Weg lang Krümel fallen gelassen, was ihn auch wirklich davon abgehalten hatte, gewisse Abzweigungen zu nehmen, weil er sehen konnte, daß sie dort schon gewesen waren.
    Aus dem Rollstuhl kam schweres, hohltönendes Atmen. Dann sagte Adam: »Ich glaube, ich brauche einfach einen verdammten Drink.«
    Wiggins war erleichtert, daß seine Lebensgeister wieder zu erwachen schienen, und ruckelte ihn auf zwei Rädern über mehrere große Steine um eine Ecke.
    »Wie spät?« wollte Adam wissen.
    »Neun Uhr zweiundzwanzig.«
    Jetzt fing Adam an zu stöhnen, und Wiggins rannte und schob, ließ weitere Krumen fallen, während er gleichzeitig die alten Krumenfährten mied. Er wußte, was diese Art körperlicher Anstrengung, verbunden mit der ganzen
    Aufregung, seinem Nervensystem antun konnte. Endlich sah er ihn: »Der Ausgang! Direkt vor uns!«
    Keine Reaktion. Adam Holdsworths Kopf baumelte reglos herunter. Wiggins hielt an, schüttelte ihn sanft, fühlte den Puls. Noch war etwas zu spüren, aber

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