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Grimes, Martha - Inspektor Jury gerät unter Verdacht

Grimes, Martha - Inspektor Jury gerät unter Verdacht

Titel: Grimes, Martha - Inspektor Jury gerät unter Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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aus, und er schnitt sich.« Sie strich mit dem Finger vom Ohr zur Kehle. »Er war stinkwütend.«
    »Ein Kratzer. Ein kleiner Kratzer. Wie lange danach ist er gestorben?«
    Sie schüttelte den Kopf. Und sagte nichts. Sie dachte an das Band, das da lag, wo sie es versteckt hatte. Es war kein Schatz mehr. Es war überhaupt nichts mehr.
    Sie empfand ein schreckliches Verlustgefühl.
    »Es ist doch wirklich komisch, oder?« fragte Kingsley. »Am meisten quält uns das, was wir am meisten begehren. Eins der Bedürfnisse muß verschwinden.«
    Nach ein paar Augenblicken erhob sie sich in der Hoffnung, daß sie ihre Würde noch nicht ganz verloren hatte. Schließlich war sie eine alte Dame. Schrecklich, als alte Dame von den Ängsten eines kleinen Mädchens umgetrieben zu werden. Sie ging zur Tür, jetzt konnte sie schlucken. Und sprechen. Sie drehte sich um. »Ich glaube wirklich, Sie haben es sich verdient.«
    Er zog die Augenbrauen hoch. »Was?«
    »Obwohl es sehr wichtig für mich ist - behalten Sie das Feuerzeug.«
    Sie warf einen Blick auf den Tisch, wo es lag, und ging hinaus.
    »Schneller, schneller!« schrie Adam Holdsworth aus seinem Rollstuhl und hob den Arm wie ein Offizier, der seine Truppen befehligt.
    Völlig außer Atem hielt Wiggins an. Es war neun Uhr morgens; Adam Holdsworth hatte sich zum Frühstück Rührei mit vier Scheiben Speck einverleibt und auch Wiggins genötigt, nicht nur Tee und Toast zu sich zu nehmen. Aber nun war Wiggins erschöpft. »Sie müssen verstehen, Sir, bei den vielen Ecken und Abzweigungen und Sackgassen kann ich nicht schneller!« Er zog sein großes Taschentuch heraus und wischte sich das Gesicht ab, während der alte Mann was von »Polizistenmemmen« murmelte.
    Zwischen den einen Meter achtzig hohen Ligusterhecken des Irrgartens sah ein grüner Gang wie der andere aus, und Wiggins hatte das Gefühl, als seien sie schon Stunden hier. Macht nichts, sagte er sich. Er wollte Holdsworth bei Laune halten, damit er über die Familie redete, aber er weigerte sich schlicht, »einen Zahn zuzulegen«.
    »Ich muß mit Ihnen reden, Mr. Holdsworth.«
    »So? Dann mal los, aber schieben Sie weiter, Sergeant.«
    »Wenn es Sie nicht stört, ruhe ich mich mal einen Moment aus.« Wiggins wedelte mit dem Taschentuch über eine feuchte weiße Bank, setzte sich und ignorierte die demonstrativen Seufzer von Adam Holdsworth, der neben ihm Däumchen drehte.
    »Ich nehme an, daß Sie sich um die Zukunft Ihres Urenkels Gedanken machen, Sir.«
    Adams Kopf schnellte herum. »Natürlich mache ich mir Gedanken! Ich habe schon die entsprechenden Schritte in die
    Wege geleitet.« Er senkte den Kopf. »Gräßlich, was mit seiner Mutter passiert ist. Sie kennen vielleicht meinen Enkel.« Er sah weg. »Und Sie wissen über Alex’ Vater Bescheid?« Wiggins nickte. »Graham war ein wirklich netter Junge. Vielleicht ein bißchen labil und viel zu leicht zu beeinflussen. Aber ... Psychiater können eben auch keine Wunder wirken.« Er seufzte. »Depression und Verzweiflung können schließlich jeden von uns treffen, oder nicht?«
    Wiggins fragte sich, ob Adam auch schon über die Ursache für Graham Holdsworths Verzweiflung nachgedacht hatte. »Hat die Ärztin Ihnen je den Grund angedeutet?«
    »Hm? Nein. Ich habe mir allerdings so meine Gedanken über seine Ehekrise gemacht. Nach allem, was ich mitbekam, war es weitgehend Grahams Schuld - na ja, sein Wunsch, auszubrechen. Ich glaube nicht, daß es Jane das Herz gebrochen hat, aber erfreut war sie sicher nicht. Erfreut war Madeline.«
    »Miss Galloway?«
    »Na, sie wollte ihn ja ursprünglich heiraten. Wahrscheinlich war sie wahnsinnig eifersüchtig. Ich finde sie ziemlich langweilig, obwohl sie immer überaus freundlich ist. Das Geld. Es geht immer um Liebe oder Geld - oder um beides. Wissen Sie, es hätte mich nicht im geringsten überrascht, wenn sie gemeint hätte, sie könnte sich nach Virginias Tod Crabbe schnappen.«
    »Was?«
    »Warum nicht? Ist doch nichts Ungewöhnliches zwischen Chefs und ihren Sekretärinnen. Aber dann trat Genevieve auf den Plan. Das muß für das arme Mädchen wirklich ein Schlag in die Magengrube gewesen sein.«
    »Für Miss Galloway und Mrs. Holdsworth haben Sie nicht viel übrig?«
    »Verdammt, Sergeant, außer für Alex und Millie habe ich mittlerweile für niemanden mehr was übrig. Die anderen sind tot.« Er drückte sich fest aufs Nasenbein.
    Als Wiggins ihm erzählte, was sie über Virginia Holdsworth herausgefunden hatten und was

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