Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Grimm 2: Die Schlachtbank (German Edition)

Grimm 2: Die Schlachtbank (German Edition)

Titel: Grimm 2: Die Schlachtbank (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Passarella
Vom Netzwerk:
verschwommen war.
    Die Zeit schien auf einmal in unregelmäßigen Abständen einen Satz nach vorn zu machen, und die klaren Augenblicke wurden von trüben, von Angst und Verwirrung durchzogenen abgelöst. Ginos nackte Füße erhoben sich vor seinen Augen, gefolgt von seinen Beinen, und er wurde näher in die Mitte des Tötungsraumes gezogen.
    In einem benommenen Moment drehte er den Kopf und sah den Metzger, der jetzt in der Ecke stand und mühelos die Kurbel der Winde drehte, sodass Gino Zentimeter und Zentimeter nach oben gezogen wurde und sein Körpergewicht nur noch an seinen aufgescheuerten Fußknöcheln hing. Schließlich baumelte auch sein Kopf in der Luft. Obwohl er kopfüber hing, versuchte er, um sich zu schlagen und sich von dem Haken zu befreien, aber er war einfach zu geschwächt, und das Gewicht seines Körpers vereitelte seine Bemühungen.
    „Nein! Aufhören! Sie widerlicher Scheißkerl!“, brüllte Gino. „Hören Sie sofort damit auf!“
    Doch er wurde nur noch höher gezogen, bis seine Hände einige Zentimeter über dem Boden schwebten.
    „Bitte! Sie können noch aufhören, bevor es zu spät ist!“
    Erneut packte der Metzger Ginos Haare, um seine Kehle freizulegen.
    Gino schlug nach den Händen des Mannes und versuchte, mit den Ketten das Gesicht des Metzgers zu treffen. Sein ganzer Körper schwankte heftig unter dem Querbalken. Es war zwar kaum zu glauben, aber der Metzger machte einen Schritt nach hinten und verschwand aus Ginos Blickfeld.
    Gino schnappte keuchend nach Luft und zitterte am ganzen Körper, weil ihm offensichtlich eine Gnadenfrist gewährt worden war.
    „Gut! Sie können noch aufhören“, sagte er. Er drehte den Körper und versuchte, zu erkennen, wohin sein Kerkermeister gegangen war. Der Totschläger bereitete ihm Sorgen. „Ich werde niemandem etwas sagen. Das kann ich auch gar nicht. Ich habe Ihr Gesicht nicht gesehen.“
    Ketten rasselten hinter ihm, rissen seine Arme nach oben und hinter seinen Rücken und zerrten schmerzhaft an seinen Schultern. Einen Augenblick später schnappte ein Schloss zu und seine Handgelenke wurden bis zu seinem Hintern hochgezogen, sodass er sich nicht mehr rühren konnte. Dann kam der Metzger erneut nach vorn und sah ihn an, doch die schwarzen Augenlöcher ließen keine Menschlichkeit erkennen, nichts, was sich durch seine Bitte um Gnade erweichen lassen würde.
    „Was passiert jetzt mit mir?“, wollte er wissen. „Werden sie … die Leute da oben … mich essen …?“
    „Zu gegebener Zeit, Schweinchen“, antwortete der Metzger. „Nachdem ich dich habe ausbluten lassen, werde ich dich ausweiden und in den Kühlschrank stecken, bis deine Zeit gekommen ist. Heute Nacht wollen sie das französische Mädchen.“
    Cherise!
    „Nein“, jammerte er. „Nicht. Nicht sie.“
    Er hatte geglaubt, zumindest das Mädchen gerettet und ihr eine Chance gewährt zu haben. Doch stattdessen hatte er ihr nur wenige Stunden vor ihrem Tod falsche Hoffnungen gemacht.
    Da ihm selbst keine Hoffnung mehr blieb, war nur noch seine morbide Neugier übrig geblieben. „Warum?“
    Der Metzger zog ein dünnes Messer aus seinem Ledergürtel und hielt Gino die Spitze direkt unter dem rechten Ohr an die Kehle.
    „Es wird Zeit, dir mein Gesicht zu zeigen, Schweinchen.“
    Mit diesen Worten zog er sich mit der freien Hand die Stoffhaube vom Kopf. Als sein Gesicht zu sehen war, geschah etwas Merkwürdiges. Seine Gesichtszüge veränderten sich, die Knochen wurden unter dem Fleisch verschoben und nahmen plötzlich eine ganz und gar unmenschliche Form an. Gino hatte die ganze Zeit recht gehabt: Der Metzger war ein Dämon.
    Gino konnte nicht anders, als loszuschreien, so laut er konnte.
    Der Metzger wartete und schien den Moment auszukosten. Dann schlitzte er Gino die Kehle von einem Ohr zum anderen auf.

K APITEL N EUN
    Da sie sehr früh am nächsten Morgen mit einem Klienten verabredet war, beschloss Sheila Jenkins, Kims Junggesellinnenabschied im
La Porte Bleu
früher als die anderen zu verlassen. Auch wenn sie nur kurze Zeit in dem privaten, für diese Feier angemieteten Partyraum verbracht hatte, war ihr Bedarf an Fondue und Wein bereits gedeckt. Sie konnte sich nicht mehr daran erinnern, ob sie schon den ganzen Tag leichte Kopfschmerzen gehabt hatte oder ob diese erst durch die Feier ausgelöst worden waren, aber sie amüsierte sich nicht mehr. Sie fühlte sich zwar schuldig, weil sie früher ging, aber sie war auch besorgt, dass sie die anderen nur mit runterziehen

Weitere Kostenlose Bücher