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Grimpow Das Geheimnis der Weisen

Grimpow Das Geheimnis der Weisen

Titel: Grimpow Das Geheimnis der Weisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rafael Abalos
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hier war, wenn er wieder fort ist«, antwortete er bekümmert. »Er dachte, es wäre besser, wenn du ihn nicht siehst.«
    »Wieso wollte Durlib mich nicht sehen? Er hat doch gewusst, wie sehr ich auf ihn warte! Wir müssen unsere Reise ans Ende der Welt fortsetzen. Das hat er Euch doch selbst gesagt, an dem Abend, als wir in der Abtei angekommen sind, wisst Ihr noch?«, fragte Grimpow aufgebracht und bekümmert zugleich.
    Bruder Brasco trat auf ihn zu und legte ihm eine rosige Hand auf die Schulter. »Grimpow, Grimpow, mein Junge...«, sagte er unschlüssig. »Dein Freund Durlib wollte nicht, dass du weiter wie ein Landstreicher und Geächteter lebst. Er schleppt dieses Dasein wie den Fluch der ewigen Buße mit sich herum. Er hat mir erzählt, er habe in den letzten Tagen, nachdem Burumar de Gostelle ihn beinahe umgebracht hätte, in der Einsamkeit der Berge viel über deine Zukunft nachgedacht. Er sei zu dem Schluss gekommen, zusammen mit ihm würdest du Armut und Unwissenheit nie hinter dir lassen, sondern eines Tages auf dem Marktplatz irgendeines elenden Dorfes am Galgen hängen.«
    Da fiel Grimpow ein, dass er, als er den Stein des Edelmannes zum ersten Mal angefasst hatte, faszinierende und tragische Veränderungen in seinem Leben vorausgeahnt hatte und dass eine brennende Neugierde auf alles, was ihn umgab, in ihm erwacht war. Deshalb hatte er sich auch so gefreut, in die Abtei Brinkum zu gelangen und dort den Bibliothekar Rinaldo von Metz kennenzulernen, der ihm so viel über die Natur und den Kosmos beibringen konnte.
    Im Grunde seines Herzens war und blieb er aber der vergnügte, widerspenstige Schelm, der mit Durlib frei durch die Dörfer und über Land streifte, ohne andere Zukunftssorgen als diejenige, die Hoffnung nicht zu verlieren und an jedem neuen Tag noch am Leben zu sein. Vor die Wahl gestellt, hätte er niemals die Entbehrungen und Unwägbarkeiten seines Lebens mit Durlib gegen allen Reichtum und alle Weisheit der Welt eingetauscht.
    »Ich wollte mich aber nie von ihm trennen! Durlib ist mein einziger wahrer Freund!«, stieß Grimpow unter Schluchzen hervor.
    »Durlib hat entschieden, dass es besser für euch beide ist, wenn ihr euch trennt, zumal du dich schon daran gewöhnt hast, ohne ihn zu sein. Er ist überzeugt davon, dass du in dieser Abtei all das lernen kannst, was er dir nie beibringen könnte, und deinen Weg auch ohne ihn gehst. Ich soll dir von ihm ausrichten, dass du die Suche nach diesem magischen Weg, von dem du einmal geträumt hast, niemals aufgeben sollst. Und wenn du ihn findest, sollst du an ihn denken, als wäre er bei dir.«
    Damit, so dachte Grimpow, wollte Durlib ihn indirekt ermutigen, eines Tages die Mission des Edelmannes fortzusetzen, deshalb hatte er auch den Brief und das goldene Petschaft nicht an sich genommen. Vermutlich genügten seinem Freund die Silbermünzen und der Schmuck, um ein neues Leben fern der Armut zu beginnen.
    »Aber warum hat er mir all das nicht selbst gesagt? Dann hätte ich mich wenigstens von ihm verabschieden können«, klagte er.
    »Er befürchtete, wenn er dich wiedersieht, würde er es nicht übers Herz bringen, dich in der Abtei zurückzulassen«, erwiderte Bruder Brasco, schon deutlich erleichterter.
    Grimpow fügte sich Durlibs Entscheidung und versuchte seine Traurigkeit zu überspielen. »Hat Durlib Euch nicht gesagt, wo er hinwollte und was er jetzt vorhat?«, fragte er.
    »Er hat mir nur gesagt, er wolle ans Meer, um herauszufinden, ob es wirklich Sirenen gibt.«
    Als Grimpow am nächsten Morgen Bruder Rinaldo fragte, ob er jemals das Meer gesehen habe, nahmen die wimpernlosen Augen des alten Mönchs einen wehmütigen Ausdruck an. Er erklärte dem Jungen, das Meer sei wie ein riesiger See ohne Ufer, manchmal sei es grün wie ein Smaragd und dann wieder blauer als der Himmel. Wenn es ruhig sei, sehe es aus, als schliefe es, aber es könne auch so schrecklich sein wie die Hölle, wenn die Wellen sich haushoch türmten und Schiffe, die diese Ruhe zu stören wagten, erbarmungslos verschlangen.
    »Habt Ihr im Meer einmal eine Sirene gesehen?«, fragte Grimpow ihn und hatte dabei die Reise im Sinn, die Durlib Bruder Brasco gegenüber erwähnt hatte.
    »Auf meinen Reisen hatte ich nie das Glück, einem dieser Wesen zu begegnen, von denen die Seefahrer so viele märchenhafte Legenden erzählen.«
    Bruder Rinaldo entschuldigte sich für einen Moment und verließ die Bibliothek, wo Grimpow gerade eine von einem arabischen Weisen namens

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