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Grimpow Das Geheimnis der Weisen

Grimpow Das Geheimnis der Weisen

Titel: Grimpow Das Geheimnis der Weisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rafael Abalos
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bald auf einer Lichtung zwischen den Tannen entdeckte. Unzählige zickzackförmige Spuren von Wölfen machten ihn stutzig, während er bei jedem Schritt bis zu den Knien im Schnee einsank. Im Winter kamen ganze Rudel hungriger Wölfe aus den Bergen herab, um in den Dörfern im Tal Schafe zu reißen, vor allem nach so heftigen Schneefällen wie in den letzten Tagen. Grimpow vermisste Bogen und Köcher, denn bei seinem Aufbruch hatte er nicht daran gedacht, sie aus dem Pilgersaal mitzunehmen.
    Der Steinsockel, auf dem das Wegkreuz stand, war völlig zugeschneit. Grimpow schaufelte den Schnee mit den Händen beiseite, bis seine Finger wegen der bitteren Kälte ganz taub waren. Dann holte er den Dolch heraus und stocherte in der Erde nach der Satteltasche. Sie war nicht schwer zu finden, aber als er sie an derselben Stelle liegen sah, an der Durlib und er sie vergraben hatten, glaubte er, sein Herz würde zu Eis erstarren, so wie das Herz des Edelmannes in den Bergen zu Eis erstarrt war. Offensichtlich war Durlib nicht zurückgekehrt, um die Tasehe zu holen, und das wiederum bedeutete, dass er bei seinem Sturz in der Tat zu Tode gekommen war, wie der Inquisitor dem Abt versichert hatte.
    Da ließ Grimpow seinen Tränen freien Lauf wie einem über die Ufer tretenden Bach, denn in der Abtei hatte er sie seit Tagen zurückgehalten, in der Hoffnung, Durlib sei noch am Leben. Er musste an den Tag denken, als er ihn in der Schenke seines Onkels Fedo kennengelernt und sich entschlossen hatte, mit ihm durch die Welt zu streifen. Mit der Zeit war Durlib zu dem Vater geworden, den er sich immer gewünscht, jedoch nie gehabt hatte. Denn sein leiblicher Vater war ein streitsüchtiger Trunkenbold gewesen, der Grimpows Mutter Tag für Tag misshandelt und den Jungen und seine Schwestern mit seinem ewigen Gestank nach saurem Wein abgestoßen hatte.
    Doch als der Junge schluchzend die Satteltasche aus dem Loch zog und sie öffnete, stellte er fest, dass sich darin weder die Silbermünzen noch der Schmuck des toten Edelmannes befanden. Mit vor Kälte steifen Fingern wühlte er in der Ledertasche, um sich zu vergewissern, dass seine Augen ihn nicht trogen, und entdeckte, dass neben dem Brief und dem goldenen Petschaft ein paar Rosmarinzweige lagen, die vorher nicht dort gewesen waren.
    Ein Freudenschrei entfuhr ihm, der in einiger Entfernung von den Bergen zurückgeworfen wurde. Dann schrie er noch einmal genauso laut. So konnte Durlib ihn bestimmt hören, falls er sich noch in den umliegenden Wäldern versteckt hielt. Denn nun zweifelte Grimpow nicht mehr daran, dass sein Freund am Leben war. Durlib musste eingefallen sein, dass seine Mutter ihm als Kind Rosmarinzweige um den Hals gehängt hatte, und er benutzte sie nun als Zeichen. Unwillkürlich hatte Durlib damit eine einfache Geheimsprache zwischen ihnen entwickelt.
    Durlib war klar, Grimpow würde sofort begreifen, dass nur er die Rosmarinzweige in die Satteltasche gesteckt haben konnte, als er den Schmuck und die Silbermünzen mitnahm. Der Junge griff nach dem versiegelten Brief und dem goldenen Petschaft und legte die leere Satteltasche wieder in das Loch. Sein Freund würde zurückkommen, um nachzusehen, ob er die geheime Botschaft erhalten hatte, da war er sicher. Damit ersichtlich war, dass er und kein anderer die Satteltasche geöffnet hatte, nahm er einen kleinen Stein von ähnlicher Größe wie der des toten Edelmannes und steckte ihn in die Ledertasche. Diese Botschaft würde Durlib ebenfalls verstehen und sicher bald zu ihm in die Abtei zurückkehren.
    So groß war Grimpows Jubel, dass er nach seiner Rückkehr direkt in die Klosterküche lief, um Bruder Brasco die frohe Kunde zu bringen. Aber zu seiner Überraschung war der bereits auf dem Laufenden.
    »Wie kann das sein?«, fragte der Junge verwundert.
    Der Küchenmönch führte einen Kochlöffel mit Suppe an die Lippen, kostete genüsslich davon und steckte den Löffel dann wieder in den Eintopf, der auf dem Feuer vor sich hinköchelte.
    »Durlib war heute Vormittag nach der Terz hier, als alle Mönche bei der Arbeit waren und du mit Bruder Rinaldo in der Bibliothek studiert hast«, antwortete er ein wenig widerwillig.
    »Warum hast du mir nicht Bescheid gesagt? Du wusstest doch genau, dass ich ihn unbedingt sehen wollte!«, warf Grimpow ihm ungehalten vor.
    Bruder Brasco starrte betreten auf den Küchenboden, um den vor Wut funkelnden Augen des Jungen auszuweichen.
    »Durlib hat mich gebeten, dir erst zu sagen, dass er

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