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Grimpow Das Geheimnis der Weisen

Grimpow Das Geheimnis der Weisen

Titel: Grimpow Das Geheimnis der Weisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rafael Abalos
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erzählte der Mönch aufgewühlt.
    Grimpow merkte, dass Bruder Brasco erregter war, als wenn er das Gespenst des Edelmannes aus den Bergen gesehen hätte. Daher erklärte er in scherzhaftem Ton: »Ihr braucht ihn nicht so jung zu beerdigen. Pelin de Langfort ist quicklebendig und zufriedener als Ihr selbst.«
    »Was faselst du da?«
    »Er hat die Abtei gestern Abend verlassen, um Euren religiösen Orden gegen den Ritterorden und die Wonnen der Liebe einzutauschen«, erzählte Grimpow lachend.
    Der Küchenmönch stellte einen Topf Milch auf den Tisch, wischte sich die Hände an der braunen Kutte ab und brummte ernüchtert: »Ich hatte diesen aufmüpfigen Novizen schon immer im Verdacht, ein Bastard zu sein... Aber sag mir, woher weißt du, dass er aus der Abtei geflohen ist?«
    »Er hat es mir selbst erzählt. Er wollte mich sogar überreden, mit ihm zu gehen und sein Schildknappe zu werden. Auch hat er mir prophezeit, man werde in allen christlichen Reichen von unseren Heldentaten sprechen.«
    »Wenn der Graf von Langfort erfährt, dass sein verlorener Sohn, den er zum Bischof machen wollte, aus der Abtei geflohen ist, wird dem jungen Pelin keine andere Heldentat bleiben als der Versuch, seine Knochen vor einer Tracht Prügel zu retten.«
    »So streng ist sein Vater?«, wollte Grimpow angesichts der unheilvollen Vorhersage des Küchenmönchs wissen.
    »Es heißt, er könne mit einem Faustschlag einen Bären niederstrecken und niemand habe je den Mut gehabt, sich seinen Wünschen zu widersetzen, aus Furcht, von der spitzen Klinge seines Schwertes aufgespießt zu werden wie ein Stück Rauchfleisch.«
    Grimpow sollte nie erfahren, ob Bruder Brasco scherzte oder übertrieb, um sich über seine Blauäugigkeit lustig zu machen, denn gleich darauf betraten der Abt und Bruder Rinaldo, in eine Unterhaltung vertieft, die Küche.
    »Wenn im Stall ein Pferd fehlt, können wir davon ausgehen, dass der Novize es mitgenommen hat«, hörte Grimpow den alten Bibliothekar zum Abt sagen.
    Der Junge trat auf die beiden Männer zu und erzählte ihnen, was er wusste. Der Abt legte beim Zuhören die Stirn in Falten, um sein Missfallen zum Ausdruck zu bringen. Graf von Langfort war nämlich nicht nur ein inbrünstiger Verehrer des heiligen Tristan, des Pilgermönchs, dessen Gebeine in der dunklen, feuchten Krypta der Abtei aufbewahrt wurden, sondern er trug auch jedes Jahr mit erheblichen Zuwendungen zum Lebensunterhalt der Mönche bei. Durch die Flucht des aufmüpfigen Novizen sah der Abt die Fortsetzung der vielen Spenden und Besuche ernsthaft gefährdet.
    Die beiden Männer verließen die Küche in Richtung Chor und tauschten sich dabei über den Vorfall aus, während Grimpow mit Bruder Brasco allein zurückblieb. Dieser machte sich daran, einen köstlichen Ziegenkäse herzustellen, indem er mit seinen breiten Händen in einem Kübel mit ausgeflockter Milch herumrührte.
    »Stimmt es, dass der Graf die Abtei häufig aufsucht?«, fragte Grimpow den Küchenmönch. Er trat neben ihn und half ihm, die geformten Käsestücke in feine Leinentücher einzuschlagen.
    »Er hat die Angewohnheit, mit seinem Gefolge mehrere Male im Frühling und hin und wieder auch im Sommer herzukommen, wenn es im Tal nicht mehr kalt ist und die Gicht in seinem Bein erträglicher ist. Seinen eigenen Worten nach geht es ihm jedes Mal deutlich besser, wenn er in der Krypta der Klosterkirche zum heiligen Tristan betet und die Kräutermedizin trinkt, die Bruder Arben für ihn herstellt. All das lindert seine schrecklichen Schmerzen wohl so sehr, dass er seinen Wohnsitz am liebsten in die Abtei verlegen würde, um jeden Tag in den Genuss dieser Wunder zu kommen. Doch dazu bereitet ihm die Verteidigung seiner Grafschaft zu viele Verpflichtungen und Sorgen.«
    »Glaubt der Graf denn wirklich, der heilige Tristan kümmere sich um seine Gichtanfälle?«, fragte Grimpow.
    »Auch wenn du ein Ungläubiger bist - um dich nicht als Ketzer zu bezeichnen«, sagte Bruder Brasco und musterte ihn wohlwollend aus den Augenwinkeln, »aber die Wunder des heiligen Tristan sind der ganzen christlichen Welt bekannt. Du wirst dich selbst davon überzeugen können, wenn die ersten Pilger in der Abtei eintreffen.«
    Nun begriff Grimpow, warum Pelin es so eilig gehabt hatte, die Abtei zu verlassen: Bald würde sein Vater hier eintreffen, um sich seiner Frühjahrskur zu unterziehen. Er konnte seinen Freund nun besser verstehen.

Wollt' die Sonne den Mond umwerben

    D ie ersten Pilger aus dem

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