Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Grimpow Das Geheimnis der Weisen

Grimpow Das Geheimnis der Weisen

Titel: Grimpow Das Geheimnis der Weisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rafael Abalos
Vom Netzwerk:
dem versiegelten Brief zu entziffern, und erzählte ihm von Durlibs und seiner Absicht, Aidor Bilbicum in Straßburg ausfindig zu machen. Schließlich berichtete er noch von all dem, was nach der Ankunft des Inquisitors Burumar de Gostelle und der Soldaten des Königs in der Abtei geschehen war: Durlibs Flucht, die Ermordung des Abtes, sein Studium in der Bibliothek und seine Unterhaltung mit dem blinden hundertjährigen Mönch Umberto von Alessandria.
    »Was ist aus dem Stein geworden?«, wollte Salietti auf einmal wissen.
    »Aus welchem Stein?«, fragte Grimpow zurück, indem er so tat, als wüsste er nicht, was der Ritter meinte.
    »Wir haben uns geschworen, aufrichtig zu sein...«, mahnte Salietti stirnrunzelnd und forderte Grimpow damit auf, ihm die Wahrheit nicht vorzuenthalten.
    Da holte der Junge den kleinen Stein aus dem Leinensäckchen und hielt ihn dem Ritter hin. »Ich bin mir nicht ganz sicher, ob es wirklich ein Stein ist«, erklärte er, um seine Zweifel zu rechtfertigen.
    Salietti nahm den Stein in die Hand. Grimpow bemerkte, dass sich seine Farbe nicht veränderte und er auch nicht rötlich funkelte, so wie damals, als er selbst ihn zum ersten Mal berührt hatte.
    »Ich weiß von Bruder Umberto von Alessandria, dass du den lapis philosophorum oder Stein der Weisen gefunden hast, wenn du ihn lieber so nennst«, eröffnete der Ritter.
    »Von Bruder Umberto?«, fragte Grimpow, ohne seine Verblüffung zu verhehlen.
    Da fiel ihm ein, dass Salietti ihm bei seiner Ankunft in der Abtei gesagt hatte, er kenne den blinden Mönch. Darüber hinaus waren die Sonne und der Mond auf seinem Schild eindeutige alchimistische Symbole, die kein Eingeweihter übersehen würde.
    »Dann seid Ihr... ich meine, dann bist du... du....«, stammelte Grimpow zunehmend lauter, um seiner Entrüstung Ausdruck zu verleihen. »Dann bist du gar kein Ritter, sondern genauso ein Betrüger wie Durlib. Ein unverschämter Gauner, der mich hinters Licht führen will!«
    Salietti lachte schallend. »Ich glaube, ich bin kein größerer Gauner als du, denn du hast mir auch nichts von deinen geheimnisvollen Absichten erzählt. Aber sei unbesorgt, ich bin nur gekommen, um dir zu helfen.«
    »Hat Bruder Umberto dich holen lassen?«, wollte Grimpow unbedingt wissen.
    »Es war Bruder Rinaldo von Metz. Er hat mir einen Diener seines Vertrauens mit einer Nachricht geschickt und mich gebeten, in die Abtei Brinkum zu kommen und von dort aus mit dir nach Straßburg zu reisen. Bruder Umberto hatte nach langen Jahren des Schweigens mit ihm gesprochen, und beide fanden, du dürftest dich nicht allein auf die Suche nach dem Geheimnis der Weisen machen. Als ich dich auf dem Weg zur Abtei traf, begriff ich, dass du der betreffende Junge warst. Allerdings habe ich nicht damit gerechnet, dass du es mir so leicht machen und mir ohne Umschweife erklären würdest, du wolltest mein Schildknappe werden.«
    »Wie sind die beiden denn auf dich gekommen?«, fragte Grimpow, noch immer völlig verblüfft.
    »Wie schon gesagt, mein Vater ist ein langjähriger guter Freund von Bruder Umberto. Das war also nicht gelogen. Er hat an der Universität von Padua bei ihm studiert und die beiden haben bei vielen Entdeckungen und alchimistischen Experimenten zusammengearbeitet. Nach seiner Erblindung pflegte mein Vater den Mönch alle zwei Jahre in der Abtei zu besuchen, und zwar in meiner Begleitung, seit ich alt genug bin. Bruder Umberto und Bruder Rinaldo kennen mich gut und wissen, dass ich in Padua und Paris studiert habe, wenngleich ich mich zu den Waffen berufen fühlte und einen Herzogtitel trage. Den habe ich von meinem Großvater Iacopo de Estaglia erhalten, nachdem mein Vater dessen überschuldetes Erbe ausgeschlagen hatte.«
    »Ich nehme an, dann weißt du zumindest etwas über das Geheimnis der Weisen«, sagte Grimpow. Er war zufrieden, dass Bruder Umbertos und Bruder Rinaldos Wahl auf Salietti gefallen war.
    Salietti stand auf, betrachtete durch die Luke den blauen Himmel über Ullense und ließ dabei den geheimnisvollen Stein in der Hand kreisen.
    »Auch nicht viel mehr als du. Hast du diesen rätselhaften Brief bei dir?«, fragte er.
    Grimpow öffnete eine Geheimtasche in der Naht seines Wamses, zog das gefaltete Schreiben heraus und reichte es ihm. Salietti betrachtete es aufmerksam und ließ den Stein darübergleiten, als hoffte er, so die seltsamen Schriftzeichen, in denen es abgefasst war, zu verstehen.
    »Es ist unglaublich, dass du diese Sprache ganz allein

Weitere Kostenlose Bücher