Grisham, John
am
Trylon-Bartin-Fall arbeitet. Allerdings wurden mindestens sieben von den
Anwälten dem Verfahren zugeteilt."
"Ich
bin sicher, dass Sie dazu einen Aktenvermerk haben." Kyle zog ein
zusammengefaltetes Blatt Papier aus der Tasche und gab es Bennie Wright. Es war
eine hastig geschriebene Liste mit den Namen aller Anwälte, die bei Scully
& Pershing gekündigt hatten. Er hatte gewusst, dass Wright etwas
Schriftliches haben wollte, etwas, das er in seine Akte legen und als Beweis
für Kyles Verrat behalten konnte. Er hatte es getan - er hatte
Firmengeheimnisse weitergegeben. Jetzt gab es kein Zurück mehr.
Was allerdings nicht ganz stimmte. Die Gerüchte änderten sich von einer Stunde
zur anderen, und niemand schien genau zu wissen, wer denn nun gehen wollte.
Kyle hatte es bei den Namen nicht so genau genommen, vor allem nicht bei denen
der angestellten Anwälte. Er gab auch keine vertraulichen Informationen weiter.
Der New York Lawyer, die Tageszeitung ihrer Branche, hatte mindestens zwei
kurze Artikel über die Kündigungswelle in der Prozessabteilung von Scully &
Pershing gebracht. Angesichts der hohen Fluktuation beim Personal von
Anwaltskanzleien schaffte es ein solches Ereignis nicht bis in die
Schlagzeilen. Außerdem wusste Bennie Wright genauso viel wie Kyle. Und Kyle
wusste, dass Wright es wusste.
Der Aktenvermerk enthielt keinen Hinweis auf die Branchen, aus der die
Mandanten stammten. Genau genommen wurde kein Mandant mit Namen genannt. Der
Aktenvermerk sah zwar so aus, als wäre er hastig zusammengeschrieben worden,
doch Kyle hatte eine Menge Zeit darauf verwandt und war sicher, keine
Standesregeln damit zu verletzen.
Bennie Wright faltete das Papier auseinander und las es sorgfältig durch. Kyle
musterte ihn für einen Moment und sagte dann: "Ich müsste mal das Bad
benutzen."
"Bitte",
erwiderte Wright, ohne den Blick von dem Blatt zu nehmen.
Auf dem Weg zum Bad kam Kyle an dem Schrank vorbei, dessen Tür halb offen
stand. An der Stange hingen ein billiger marineblauer Blouson und ein
dunkelgrauer Trenchcoat.
"Ich
bin mir nicht sicher, ob das wichtig ist", sagte Kyle, als er wiederkam.
"Trylons Syndikusse sind stark in den Fall involviert und ziehen es vor,
mit Anwälten zu arbeiten, die schon etwas Erfahrung haben. Die, die jetzt
gehen, werden vermutlich durch Leute ersetzt, die seit drei oder vier Jahren
dabei sind. Ich habe da wenig Chancen."
"Wer
wird Bradleys Platz einnehmen?"
"Keine
Ahnung. Da gibt es jede Menge Gerüchte."
"Haben
Sie Sherry Abney inzwischen kennengelernt?"
"Ja,
wir haben bei dem Familienpicknick im Central Park zusammen Softball gespielt.
Wir haben uns auf Anhieb gut verstanden, aber mit der Auswahl der Anwälte für
den Fall hat sie nichts zu tun. Darüber hat allein Mr Wilson Rush zu entscheiden."
"Geduld,
Kyle, Geduld. Gute nachrichtendienstliche Arbeit basiert auf langfristiger
Planung und Kontakten. Sie werden es schon schaffen."
"Ich
bin sicher, dass ich es schaffen werde, vor allem da Sie ja sämtliche anderen
Anwälte beiseite räumen, die mir im Weg stehen. Wie sind Sie eigentlich
McDougle losgeworden? Haben Sie ihm die Drogen untergeschoben?"
"Kyle,
bitte. Der junge Mann hatte ein ernsthaftes Problem mit Kokain."
"Er
hat Ihre Hilfe nicht gebraucht."
"Er
ist auf dem besten Weg zur Besserung."
"Sie
sind ein Arschloch! Er ist auf dem besten Weg ins Gefängnis."
"McDougle
hat mit Drogen gehandelt und ist eine Gefahr für die Gesellschaft."
"Was
kümmert Sie die Gesellschaft?"
Kyle stand auf und suchte seine Sachen zusammen. "Ich muss gehen. Joey
Bernardo ist in der Stadt, um sich morgen mit mir das Spiel der Jets
anzusehen."
"Wie
nett", kommentierte Wright, während er aufstand. Er kannte Joeys
Flugnummer und wusste, in welchem Hotel er übernachtete. Er wusste auch, auf
welchen Plätzen die beiden morgen bei dem Spiel sitzen würden.
"Erinnern
Sie sich an Joey? Der Zweite in Ihrem kleinen Video?"
"Es
ist nicht mein Video. Ich habe es nicht gestohlen. Ich habe es nur
gefunden."
"Aber
Sie konnten es nicht einfach in der Versenkung verschwinden lassen, stimmt's?
Bis dann." Kyle knallte die Tür hinter sich zu und lief über den Korridor.
Über die Treppe rannte er nach unten und betrat die Lobby in der Nähe der
Fahrstühle. Dort nahm er Blickkontakt mit Joey auf und ging dann schnurstracks
in die Herrentoilette, die um die Ecke lag. Auf der rechten Seite des Raums
waren drei Urinale. Er stellte sich vor das mittlere und
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