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Grisham, John

Grisham, John

Titel: Grisham, John Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Anw
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wichtiger - er jemanden
gefunden hatte, dem er das unter die Nase reiben konnte. "New Yorker
Sportfans", murmelte Kyle, als er seine Schreibtischschublade aufschloss
und den Laptop herausholte. Während er darauf wartete, dass der Computer
hochfuhr, vergewisserte er sich mit einem Blick, dass er allein war. Dale
weigerte sich, vor sechs Uhr zu kommen. Tim Reynolds war ein Morgenmuffel und
zog es vor, gegen acht Uhr zu erscheinen und dafür bis Mitternacht zu arbeiten.
Und Tabor der Streber ... Der Arme war, seit er bei der Anwaltsprüfung
durchgefallen war, nicht mehr gesehen worden. Letzten Freitag, einen Tag
nachdem die Ergebnisse der Prüfung bekannt gegeben worden waren, hatte er
angerufen und sich krankgemeldet, und übers Wochenende war er offenbar nicht
gesund geworden. Doch Kyle hatte keine Zeit, sich Sorgen um Tabor zu machen.
Der Mann konnte auf sich selbst aufpassen.
      
Rasch schob Kyle den winzigen T-Clip der Videokamera in einen Adapter, den er
in seinen Laptop steckte. Er wartete ein paar Sekunden, klickte zweimal auf ein
Symbol und erstarrte, als das Bild erschien: Bennie Wright in Farbe. Er stand
an der Tür des Fahrstuhls, wartete geduldig, bis sie sich vollständig geöffnet
hatte, und kam heraus, mit dem ruhigen, selbstbewussten Gang eines Mannes, der
keine Angst kannte. Vier Schritte über den Marmorfußboden, ohne Eile, dann ein
langer Blick in Richtung Joey, aber kein Erkennen; weitere fünf Schritte, dann
war er außer Sicht. Kein Bild mehr. Zurück, noch einmal ansehen, langsamer,
immer langsamer. Nach dem vierten Schritt, als Wright zufällig Joey ansah,
hielt Kyle an und starrte auf Wrights Gesicht. Die Aufnahme war scharf. Er ließ
das Bild fünf Mal ausdrucken.
      
Er hatte seinen Mann, zumindest auf Video. Was sagen Sie zu diesem kleinen
Film, Mr Wright? Tja, Sie sind nicht der Einzige, der Spielchen mit versteckten
Kameras treiben kann. Kyle beeilte sich, die ausgedruckten Fotos aus dem
Drucker neben Sandras Schreibtisch zu holen. Eigentlich mussten alle Ausdrucke
erfasst und einem Mandanten berechnet werden, doch die Sekretärin stellte keine
Fragen, wenn man hin und wieder ein paar Seiten für private Zwecke brauchte.
Kyle nahm die fünf Seiten und gratulierte sich selbst. Er starrte das Gesicht
seines Peinigers an, jenes Erpressers und verdammten kleinen Scheißkerls, der
zurzeit über sein Leben bestimmte.
     
Er bedankte sich stillschweigend bei Joey für dessen großartige Arbeit. Sein
Freund war ein Meister der Tarnung und hatte die Bluthunde hinter sich
abgehängt. Und ein brillanter Kameramann war er auch.
     
Irgendwo hörte Kyle eine Stimme. Er schob seinen Laptop zur Seite, versteckte
die Videokamera und ging über die Treppe in die Hauptbibliothek im
achtunddreißigsten Stock. Dort legte er vier Ausdrucke in seine zwischen den
Regalen versteckte Akte. Den fünften wollte er Joey schicken, zusammen mit
einer Glückwunschkarte.
     
Von einer Galerie im oberen Bereich starrte er auf die zentrale Ebene der
Bibliothek hinunter. Lange Reihen aus Tischen und Arbeitsplätzen, Bücherstapel,
die um dringende Projekte herum verteilt waren. Er zählte acht angestellte
Anwälte, die angestrengt bei der Arbeit waren, versunken in eine Welt der
Recherche für Aktenvermerke, Schriftsätze und Anträge, die bereits überfällig
waren. Fünf Uhr an einem Montagmorgen Anfang November. Was für eine Art, die
Woche zu beginnen.
     
Sein nächster Schritt stand noch nicht fest. Er war sich gar nicht sicher, ob
es einen nächsten Schritt gab. Doch fürs Erste genügte es Kyle, Luft zu holen,
seinen kleinen Sieg zu genießen und sich vorzumachen, dass es einen Ausweg
gäbe.
     
    Wenige
Minuten nach Börsenbeginn am Montag, als Joey mit einem Kunden telefonierte,
der ein paar Ölaktien loswerden wollte, klingelte das zweite Telefon auf seinem
Schreibtisch. Normalerweise führte er häufig mehr als ein Telefongespräch
gleichzeitig, doch als der zweite Anrufer sagte: "Hallo, Joey. Ich bin's,
Baxter. Wie geht's?", wimmelte er den Kunden ab.
    "Wo
bist du?", fragte Joey. Baxter war vor drei Jahren, als sie ihren
Abschluss in Duquesne gemacht hatten, aus Pittsburgh weggegangen und nur selten
zu Besuch gekommen. Wenn er hier war, trommelte er die Leute aus seiner alten
Clique zusammen, die ihm nicht aus dem Weg gehen konnten, und veranstaltete ein
wildes Saufgelage, das ein ganzes Wochenende in Anspruch nahm. Je länger er in
L. A. blieb und seine Schauspielkarriere vorantrieb, desto

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