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Grisham, John

Grisham, John

Titel: Grisham, John Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Anw
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eine oder andere?"
    "An
das meiste."
     "Sie
sind zwanzig Jahre alt, stehen vor dem Abschluss des zweiten Studienjahres ...
"
    "Ich
erinnere mich."
     "Der
Tequila wird mit Red Bull gemixt, und Sie und Ihre Kumpels kippen das Zeug in
sich rein. Ja, ich bin sicher, dass Sie auch gut mitgehalten haben."
    Kyle
nickte, ohne den Blick von dem Monitor abzuwenden. "Irgendwann reißen sich
die Ersten die Klamotten vom Leib, und der Besitzer des Handys beschließt, das
heimlich zu filmen. Wahrscheinlich wollte er ein Privatvideo von den Mädchen,
die alle oben ohne waren. Erinnern Sie sich an die Wohnung?"
    "Ja,
ich habe ein Jahr dort gelebt."
     "Wir
haben sie uns angesehen. Das reinste Chaos, wie in vielen Studentenbuden, aber
der Vermieter behauptet, es habe sich nichts verändert. Wir nehmen an, dass der
Typ das Handy auf die schmale Theke gelegt hat, die die kleine Küche vom
Wohnzimmer trennt. Auf dieser Theke liegt allerlei rum Lehrbücher,
Telefonbücher, leere Bierflaschen. Praktisch der ganze Krempel, der irgendwann
mal in die Wohnung geschleppt wurde."
    "Stimmt."
    "Unser
Mann mit dem Nokia schleicht sich also durch den Partytrubel zu der Theke,
zieht das Handy aus der Tasche, schaltet die Kamera ein und versteckt es neben
einem Buch. Die Eröffnungsszene ist ganz schön wild. Wir haben sie sorgfaltig
studiert. Sechs Mädchen, neun Jungs, unterschiedlich leicht bekleidet. Kommt
die Erinnerung zurück?"
    "Teilweise."
    "Wir
kennen alle Namen."
    "Wollen
Sie mir das Video zeigen oder nur darüber reden?"
    "Seien
Sie nicht zu scharf darauf, es zu sehen." Wright drück-
    te
auf eine andere Taste. "Als die Aufnahme beginnt, ist es 23.14 Uhr."
Er betätigte erneut eine Taste, und der Monitor schien zu explodieren. Zuckende
Körper, laute Musik - Widespread Panic mit "Aunt Avis" von der CD
Bambs and Butterflies. Irgendwo in den hintersten Gehirnwindungen hatte Kyle
die Hoffnung gehegt, er würde ein dunkles, grobkörniges, verschwommenes Video
sehen. Betrunkene Idioten, im Zwielicht kaum zu erkennen. Stattdessen waren die
mit der kleinen Handykamera gefilmten Bilder überraschend scharf. Durch die von
dem unbekannten Besitzer des Nokia gewählte Perspektive wurde fast das ganze
Wohnzimmer der Wohnung 6 B in dem Gebäudekomplex an der East Chase erfasst.
     
Die fünfzehn Partygäste schienen alle sehr betrunken zu sein. Die sechs Mädchen
waren tatsächlich oben ohne, wie die meisten Jungs. Ein Gewimmel von Leibern,
nie tanzten zwei Partner länger als ein paar Sekunden zusammen. Jeder hielt
einen Drink in einer, eine Zigarette oder einen Joint in der anderen Hand.
Zwölf auf und ab hüpfende Brüste warteten darauf, von den Jungs begrapscht zu
werden. Jeder, männlich oder weiblich, konnte seinen Gelüsten freien Lauf
lassen. Alles bedrängte und befingerte sich. Körper verschmolzen, stießen sich
wieder ab, wandten sich dem Nächsten zu. Einige gebärdeten sich laut und
rowdyhaft, andere drohten unter der geballten Ladung Alkohol und Chemie
zusammenzubrechen. Die meisten schienen mitzusingen. Viele knutschten, die
Hände tasteten nach intimeren Körperteilen.
     "Ich
denke, Sie sind der mit der Sonnenbrille", sagte Wright selbstgefällig.
    "Danke."
      
Dunkle Brille, gelbe Kappe mit dem Emblem der Pirates, helle, niedrig sitzende
Shorts, ein schlanker, blasser Körper, der zu lange keine Sonne gesehen hatte.
In einer Hand einen Plastikbecher, in der anderen eine Zigarette. Ein
aufgerissener Mund, die Musik mitgrölend. Ein betrunkener Idiot. Ein
zwanzigjähriger Irrer, kurz vor dem nächsten Filmriss.
      
Jetzt, fünf Jahre später, empfand Kyle keine Melancholie, keine Sehnsucht nach
der wilden, sorglosen Studentenzeit. Er vermisste sie nicht, die Exzesse, den
Kater am nächsten Morgen, das späte Aufwachen in fremden Betten. Aber er
empfand auch kein Bedauern. Er fand es etwas beschämend, gefilmt worden zu
sein, doch all das war lange her. Seine Studentenzeit hatte sich kaum von der
anderer unterschieden. Er hatte nicht mehr, aber mit Sicherheit auch nicht
weniger über die Stränge geschlagen als praktisch jeder seiner Bekannten.
      
Zwischen zwei Songs war es einen Moment lang still. Weitere Plastikbecher
wurden gefüllt und herumgereicht. Ein Mädchen fiel in einen Sessel. Für sie war
der Abend anscheinend gelaufen. Dann begann der nächste Song.
     "Das
geht noch ungefähr acht Minuten so weiter", sagte Wright mit einem Blick
auf seine Notizen. Kyle zweifelte nicht daran, dass Wright und seine Leute

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