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Grisham, John

Grisham, John

Titel: Grisham, John Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Anw
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Der Detective schüttelte ernst
den Kopf.
     
Auf dem Sofa nahmen die Dinge ihren Lauf, vor dem akustischen Hintergrund der
Musik und des Fernsehers. Obwohl es in dem Zimmer ziemlich dunkel war, konnte
man in den Ecken Gestalten erkennen. Schließlich erhob sich Baxter Tate von dem
Sofa. Er schien völlig nackt zu sein und entfernte sich. Joey Bernardo nahm
umgehend seinen Platz ein.
     
Kurz darauf ertönte ein regelmäßiges, klickendes Geräusch. "Wir glauben,
das ist das Sofa", sagte Wright. "Ich nehme nicht an, Sie können uns
hier weiterhelfen?"
    "Nein."
     
Es dauerte nicht lange, bis man ein schrilles Seufzen hörte, und das Klicken
verstummte. "Das ist eigentlich so ziemlich das Ende des Films",
sagte Wright. "Das Video läuft zwar noch zwölf Minuten, aber es passiert
nichts mehr. Wenn sich Elaine bewegt hat oder aufgestanden ist, auf dem Video
ist es nicht zu sehen. Wir sind uns fast sicher, dass Baxter Tate und Joey
Bernardo Sex mit ihr hatten. Aber es gibt keinen Beweis dafür, dass das auch
auf  Sie und Alan Strack zutrifft."
    "Ich
habe sie nicht angerührt, das versichere ich Ihnen."
    "Irgendeine
Idee, wo Sie sich während der Vergewaltigungen aufgehalten haben?" Wright
drückte auf eine Taste, und der Monitor wurde dunkel.
    "Ich
bin sicher, Sie haben eine Theorie."
    "Okay."
Wright hatte sich wieder mit dem Stift und dem Notizblock bewaffnet.
"Elaine behauptet, sie sei mehrere Stunden später aufgewacht, etwa um drei
Uhr morgens, nackt, auf dem Sofa. Sie erinnere sich dunkel daran, vergewaltigt
worden zu sein. Sie sei in Panik geraten, habe nicht gewusst, wo sie war, sei
immer noch sehr betrunken gewesen. Schließlich habe sie ihre Klamotten
gefunden, sich angezogen und Sie gesehen, schlafend, in einem Sessel vor dem
Fernseher. Und in dem Moment, wo sie Sie sieht, begreift sie, wo sie ist, und
nach und nach fällt ihr auch ein, was mit ihr passiert ist. Von Strock, Tate
oder Bernardo ist nichts zu sehen. Sie spricht Sie an, versucht, Sie wach zu
rütteln, aber da Sie nicht reagieren, eilt sie durch den Flur in die Nachbarwohnung,
wo sie wieder einschläft."
     "Und
vier Tage lang sagt sie nichts von einer Vergewaltigung, stimmt's? Oder hat sie
diese Story auch schon wieder geändert?"
    "Vier
Tage stimmt."
    "Danke.
Kein Wort zu irgendjemandem, vier Tage lang.
    Weder
zu ihren Mitbewohnerinnen, ihren Freunden, ihren Eltern, zu niemandem. Und dann
fällt ihr auf einmal ein, dass sie vergewaltigt worden ist. Die Cops waren
ihrer Story gegenüber misstrauisch, oder? Irgendwann tauchten sie in unserer
Wohnung auf und im Haus von Beta. Sie stellten Fragen und bekamen kaum
Antworten. Warum? Weil es keine Vergewaltigung gegeben hat. Alles lief mit
Elaines Zustimmung. Glauben Sie's mir, Detective, sie hätte allem
zugestimmt."
    "Wie
konnte sie zustimmen, wenn sie bewusstlos war?"
    "Und
wenn sie bewusstlos war, wie konnte sie sich dann später daran erinnern,
vergewaltigt worden zu sein? Keine ärztliche Untersuchung. Keinerlei Hinweise
auf eine Vergewaltigung. Nur die von Blackouts beeinflusste Erinnerung einer
ziemlich verwirrten jungen Frau. Die Cops haben die Akte vor fünf Jahren
geschlossen, und so sollte es auch bleiben."
    "Sie
ist nicht geschlossen. Sie liegt auf dem Tisch. Die Anklagejury glaubt, dass
das Video die Vergewaltigung beweist."
    "Das
ist Unsinn, und Sie wissen es. Hier geht's nicht um Vergewaltigung, sondern um
Geld. Baxter Tates Familie ist stinkreich, und Elaine hat eine gierige Anwältin
gefunden. Bei einem Prozess würde es nur um Geld gehen."
    "Dann
wären Sie bereit, das Risiko zu tragen, dass es zu einem Prozess und einer
Verurteilung kommt? Wollen Sie, dass die Prozessjury das Video sieht? Sie und
Ihre drei Kumpels, total betrunken? Eine junge Frau, deren Zustand ausgenutzt
wird?"
    "Ich
habe sie nicht angerührt."
    "Nein,
aber Sie waren da, gerade mal drei Meter vom Ort
    des
Geschehens entfernt."
    "Ich
kann mich nicht daran erinnern."
    "Was
für ein glücklicher Zufall."
     
Kyle stand langsam auf und ging ins Bad. Er füllte den nächsten Plastikbecher
mit Leitungswasser, leerte ihn, füllte nach, trank erneut. Dann setzte er sich
auf die Kante des Bettes und vergrub das Gesicht in den Händen. Nein, er wollte
nicht, dass die Jury das Video sah. Er hatte es eben zum ersten Mal gesehen und
betete, dass es auch das letzte Mal gewesen war. Vor seinem geistigen Auge sah
er sich und seine drei alten Freunde in einem überfüllten Gerichtssaal.
Gedämpfte Lichter, ein die Stirn runzelnder

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