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Grisham, John

Grisham, John

Titel: Grisham, John Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Anw
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bekommen,
jetzt oder in fünf Jahren."
     "Da
bin ich mir nicht so sicher. Auf dem Arbeitsmarkt sieht's nicht gut aus. Einige
der großen Kanzleien sprechen schon von Entlassungen."
      
Sie schob ihren Teller zur Seite, verschränkte die Arme vor der Brust und
schüttelte langsam den Kopf. "Ich kann's nicht fassen", wiederholte
sie.
      
In diesem Augenblick konnte Kyle es selbst nicht fassen, aber jetzt und in
Zukunft war es wichtig, den Eindruck zu vermitteln, dass er seine Entscheidung
nach sorgfältiger Abwägung aller Aspekte getroffen hatte. Mit anderen Worten,
er musste die Entscheidung geschickt verkaufen. Das Gespräch mit Olivia war
sozusagen die Generalprobe. Seine Freunde würden folgen, dann die Professoren,
die er am meisten schätzte. Wenn er die Sache ein paar mal durchgespielt hatte
und die Lügen perfekt aufeinander abgestimmt waren, würde er irgendwie den Mut
aufbringen, seinen Vater zu besuchen und ihm die Neuigkeit mitzuteilen. Was zu
einer unschönen Auseinandersetzung führen würde. John McAvoy verabscheute die
Vorstellung, sein Sohn könnte für eine der Großkanzleien an der Wall Street
arbeiten.
      
Offenbar gelang es ihm aber noch nicht, seine Geschichte plausibel zu
verkaufen, denn Olivia wirkte nicht überzeugt.
    Nachdem
sie sich ein paar Minuten lang giftige Bemerkungen an den Kopf geworfen hatten,
gingen sie ihrer Wege. Kein Abschiedsküsschen auf die Wange, keine Umarmung,
keine Versicherung, später noch miteinander zu telefonieren. Er verbrachte eine
Stunde in der Redaktion des Yale Law Journal, verließ sie dann widerwillig und
fuhr zum Holiday Inn.
    In
dem Hotelzimmer hatte sich wenig verändert. Die Videokamera und der Laptop
waren verschwunden, es waren überhaupt keine elektronischen Geräte mehr zu
sehen. Trotzdem war sich Kyle sicher, dass jedes Wort mitgeschnitten wurde. Das
Schlachtfeld war immer noch der Klapptisch, doch er stand jetzt näher am
Fenster. Dieselben Metallstühle. Die Szenerie erinnerte an einen Verhörraum im
Keller einer Polizeistation.
    Der
Kopfschmerz war zurückgekehrt.
      
Er schnippte die Visitenkarte auf den Tisch, die Ginyard ihm in dem Diner
gegeben hatte. "Sagen Sie diesem Dreckskerl, dass er mich nicht mehr
beschatten soll."
    "Wir
sind nur ein bisschen neugierig, das ist alles."
    "Ich
lasse es nicht zu, dass man mich observiert, klar?" Wright grinste
tückisch.
     "Der
Deal ist geplatzt, Wright. Ich werde kein Leben führen, in dem ich auf Schritt
und Tritt von ein paar Gaunern überwacht werde. Schminken Sie sich das ab -
Observation, Abhören meiner Telefonate, Wanzen, das Lesen meiner E- Mails.
Haben Sie verstanden? Ich habe keine Lust, auf den Straßen von New York ständig
über die Schulter blicken oder beim Telefonieren immer daran denken zu müssen,
dass einer Ihrer hirnlosen Muskelmänner mithört. Sie haben gerade mein Leben
zerstört, und ich verlange, dass meine Privatsphäre in einem gewissen Ausmaß
respektiert wird."
    "Wir
haben nicht vor ... "
     "Das
ist eine Lüge, und Sie wissen es. Der neue Deal sieht so aus: Wir einigen uns
jetzt darauf, dass Sie und Ihre Handlanger sich aus meinem Leben heraushalten.
Kein Abhören, keine Beschattung, kein Herumlungern in dunklen Ecken, keine
Katz-und-Maus-Spiele. Ich werde tun, was Sie von mir verlangen, worum es dabei
auch gehen mag, aber Sie müssen mich in Ruhe lassen."
    "Andernfalls?"
     "Andernfalls
gehe ich das Risiko mit Elaine und einer Klage wegen dieser angeblichen
Vergewaltigung ein. Mein Leben ist sowieso zerstört, also, was soll's? Ich habe
die Wahl zwischen Pest und Cholera. Entweder Elaine oder Sie und Ihre
Handlanger."
      
Wright seufzte und räusperte sich dann. "Verstehe, aber es ist wichtig für
uns, dass wir Sie im Auge behalten. Das ist das Wesen unserer Arbeit."
    "Es
ist schlicht und einfach Erpressung."
     "Nicht
schon wieder dieses Thema. Dadurch rollt der Ball nicht weiter in Richtung
Torlinie."
     "Können
wir das mit dem Ball nicht langsam vergessen? Es wird allmählich
langweilig."
     "Kyle,
wir können Sie in New York nicht unbeobachtet herumlaufen lassen."
    "Niemand
lauert mir auf, folgt mir und observiert mich, das sind meine Bedingungen.
Haben Sie mich verstanden?"
    "Damit
könnten wir ein Problem haben."
     "Sie
haben bereits ein Problem damit. Was wollen Sie? Sie werden wissen, wo ich lebe
und arbeite. Während der nächsten fünf Jahre wird sich beides größtenteils am
selben Ort abspielen. Ich werde achtzehn Stunden pro Tag im Büro sein,

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