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Grisham, John

Grisham, John

Titel: Grisham, John Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Anw
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festhielt. Wer diesen Stapel durchwühlte, würde mit Sicherheit
nicht auf die Anordnung achten. Kyle informierte seine neue Nachbarin, eine
ältere Dame aus Thailand, dass er vier Tage abwesend sei und keine Besucher
erwarte. Falls sie etwas höre, solle sie die Polizei holen. Sie nickte,
allerdings bezweifelte Kyle stark, dass sie ein Wort verstanden hatte.
      
Seine Geheimdiensttricks waren rudimentär, aber wenn man den Spionageromanen
glauben durfte, funktionierten die einfachen oft am besten.
    Der
New River fließt durch die Allegheny Mountains im Süden von West Virginia. An
manchen Stellen ist er schnell, an anderen langsamer, aber die Landschaft ist
überall wunderschön. Mit Stromschnellen des Schwierigkeitsgrades IV an manchen
Abschnitten ist der New River seit Jahren ein beliebtes Ziel für geübte
Kajakfahrer. Die vielen Kilometer sanfteren Gewässers ziehen jährlich Tausende
von Raftern an. Aufgrund seiner Beliebtheit gibt es eine ganze Reihe von
Ausrüstern in der Gegend. Kyle hatte einen in der Nähe der Stadt Beckley gefunden.
      
Sie trafen sich in einem Motel, wo sie die erste Nacht verbringen wollten.
Joey, Kyle und vier weitere ehemalige BetaBrüder. Sie leerten zur Feier des 4.
Juli zwei Kästen Bier und wachten am Morgen verkatert auf. Kyle blieb natürlich
bei Cola light und grübelte im morgendlichen Halbschlaf über die Mysterien des
amerikanischen Insolvenzrechts. Beim Anblick seiner fünf Freunde war er froh
und stolz, nüchtern geblieben zu sein.
      
Ihr Führer war ein ziemlich rustikaler Einheimischer namens Clem, der ein paar
Regeln für den Aufenthalt in dem 7,5 Meter langen Gummiboot aufstellte, mit dem
er seinen Lebensunterhalt verdiente. Helme und Rettungswesten seien Pflicht.
Und Rauchen sei verboten, Schluss, aus, Punkt. Beim Fahren gelte außerdem
Alkoholverbot. In der Mittagspause oder am Abend dürften sie trinken, so viel
sie wollten. Clem zählte zehn Kästen Bier und ahnte, was da auf ihn zukam. Der
erste Vormittag verlief ereignislos. Die Sonne brannte heiß, und die Mannschaft
litt noch unter den Folgen des Vorabends. Am späteren Nachmittag fingen die
Jungs aber schon an, sich gegenseitig mit Wasser zu bespritzen und über Bord zu
springen. Um siebzehn Uhr waren sie ausgedörrt, und Clem fand eine Sandbank,
auf der sie sich für die erste Nacht einrichten würden. Nach ein paar Bier für
jeden - auch Clem nahm eines - schlugen sie vier Zelte auf und richteten ihr
Nachtlager ein. Clem grillte T- BoneSteaks, und nach dem Essen machten sich die
jungen Männer auf Erkundungstour.
     
Kyle und Joey folgten dem Fluss einen knappen Kilometer weit, und als sie
sicher waren, dass sie nicht mehr gesehen werden konnten, ließen sie sich auf
einem Holzklotz nieder und tauchten die Füße ins Wasser. Joey kam sofort zur
Sache. "Dann schieß mal los."
     
Wochen-, ja monatelang hatte Kyle mit diesem Gespräch gerungen, das sie jetzt
führen würden. Die Vorstellung, damit das Leben seines Freundes aus der Bahn zu
werfen, war ihm verhasst, aber er hatte entschieden, dass ihm keine andere Wahl
blieb, als die Geschichte zu erzählen. Die ganze Geschichte. Er beruhigte sein
Gewissen, indem er sich sagte, dass Joey mit Sicherheit informiert sein wollte,
wenn die Vergangenheit sie einholte. Wenn Joey der Erste gewesen wäre, der das
Video gesehen und um die Gefahr gewusst hätte, hätte er, Kyle, das auch wissen
wollen. Aber der eigentliche Grund - ein egoistischer Grund, wie Kyle fand -
war ein anderer: Er brauchte Hilfe. Er hatte einen groben Plan skizziert, doch
er würde es allein nicht schaffen, zumal Bennie Wright ihn nicht aus den Augen
ließ. Der Plan konnte in eine Sackgasse führen oder sie in Gefahr bringen. Aber
er konnte jederzeit aufgegeben werden. Möglicherweise wollte Joey Bernardo auch
nichts davon wissen.
    Der
erste Schritt hatte mit Elaine Keenan zu tun.
     
Joey lauschte in angespanntem Schweigen Kyles detaillierter Beschreibung der
ersten Begegnung mit jenem Mann, der sich Bennie Wright nannte. Er war
einigermaßen überrascht über die Existenz des Videos und zutiefst irritiert
wegen der Erpressung. Und er war über alle Maßen entsetzt von der Vorstellung,
dass ihn irgendeine längst vergessene Tussi der Vergewaltigung bezichtigen und
einen ernsthaft belastenden Beweis dafür vorlegen könnte.
     
Kyle offenbarte alles außer der Klage und den Hintergründen. Er hatte die
Anwaltsprüfung noch nicht bestanden und noch keine Zulassung, aber er hatte bei
Scully &

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