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Grisham, John

Grisham, John

Titel: Grisham, John Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Anw
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erste Hälfte des Videos ins
Internet stelle und alle darauf aufmerksam mache, die es interessant finden und
ihren Spaß damit haben könnten."
      
Kyle zuckte die Schultern. "Ist doch nur ein Haufen betrunkener
Studenten."
    "Stimmt,
nichts Außergewöhnliches. Aber wollen Sie es wirklich im Netz haben, Kyle, wo
es alle Welt sehen kann? Was würden Ihre neuen Kollegen bei Scully &
Pershing denken?"
    "Sie
würden wahrscheinlich denken, dass ich genau so ein betrunkener dummer Student
war wie viele von ihnen, als sie jünger waren."
    "Das
werden wir ja sehen." Wright nahm eine dünne Mappe vom Sideboard, öffnete
sie und zog ein Blatt Papier mit einem Porträtfoto heraus. "Kennen Sie
diesen Mann?", fragte er und reichte es Kyle, der einen Blick darauf warf
und den Kopf schüttelte. Nein. Männlich, weiß, um die dreißig, Anzug und
Krawatte, zumindest von den Schultern aufwärts.
    "Das
ist Gavin Meade, seit vier Jahren bei Scully & Pershing, Prozessabteilung,
einer von rund dreißig Anwälten, die sich mit dem Fall Trylon gegen Bartin
abmühen. Normalerweise würden Sie ihn vermutlich in wenigen Wochen
kennenlernen, aber Mr Meade steht kurz vor dem Rauswurf."
     
Kyle blickte auf das attraktive Gesicht auf dem Blatt in seiner Hand und fragte
sich, was Gavin Meade wohl verbrochen haben könnte.
    "Sieht
so aus, als hätte er ebenfalls ein kleines Problem mit seiner
Vergangenheit", sagte Wright, der die Rolle des Scharfrichters genoss.
"Auch er scheint mit Mädchen rüde umgegangen zu sein. Hier geht es
allerdings nicht um Vergewaltigung."
    "Ich
habe nicht vergewaltigt, und Sie wissen das."
    "Vielleicht.
"
    "Haben
Sie sich wieder ein Video besorgt, Mr Wright? Haben Sie wieder mal keine Mühen
gescheut, um noch jemanden zu finden, den Sie ruinieren können?"
    "Nein,
kein Video. Nur ein paar beeidete Erklärungen. Mr Meade vergewaltigt Frauen
nicht, er schlägt sie nur. Auf dem College, vor zehn Jahren, hatte er eine
Freundin, die ständig Blutergüsse hatte. Eines Abends fuhr er sie ins
Krankenhaus. Die Polizei wurde eingeschaltet, und alles flog auf. Mr Meade
wurde festgenommen, inhaftiert und unter Anklage gestellt. Aber dann gab es
einen Vergleich, Gelder flossen, das Mädchen wollte keinen Prozess, und die
Sache wurde fallengelassen. Meade kam davon, allerdings nicht ohne Vorstrafe.
Doch das war kein Problem für ihn, er unterschlug sie einfach, als er sich in
Michigan an der Universität einschrieb. Beim Hintergrundcheck für Scully &
Pershing unterschlug er sie wieder. Das bedeutet automatisch die
Kündigung."
     "Freut
mich für Sie. Ich weiß, was Ihnen diese kleinen Geschichten bedeuten. Los,
schnappen Sie ihn. Ruinieren Sie ihn. Sie machen das ganz prima."
    "Jeder
hat Geheimnisse, McAvoy. Ich kann jeden ruinieren."
    "Gratuliere."
Kyle schlug die Tür hinter sich zu und verließ das Hotel.
    Am
Samstagmittag starteten drei Reisebusse vor dem Bürogebäude von Scully &
Pershing und verließen die Stadt. An Bord waren alle einhundertdrei neuen
Mitarbeiter. Jeder Bus war mit einer gefüllten Bar und reichlich Snacks
ausgestattet, und es wurde viel und schnell getrunken. Drei Stunden später
kamen die Busse in einem Jachtclub in den Hamptons an. In einem Pavillon unweit
des Strandes von Montauk fand eine Party statt. Abendessen gab es in einem
anderen Pavillon auf dem Gelände ihres Hotels. Die abschließende Party feierte
man in der Villa eines der Scully- Erben. Am Pool spielte eine Reggaeband.
      
Diese "Auszeit" sollte das Eis brechen und den Neuen das Gefühl
geben, dass es richtig und gut gewesen war, an Bord zu kommen. Viele von den
Partnern der Kanzlei waren da, und sie betranken sich ebenso heftig wie die
jungen Kollegen. Die Nacht wurde lang und der Morgen eine Qual. Nach einem
frühen Brunch mit literweise Kaffee nahmen alle in einem kleinen Ballsaal
Platz, um den weisen Alten zu lauschen, die ihre Geheimnisse für eine
erfolgreiche Karriere offenbarten. Mehrere bereits ausgeschiedene Partner,
Urgesteine der Kanzlei, erzählten Heldengeschichten, machten Witze und boten
ihren Rat an. Man durfte offen sprechen, alle Fragen waren erlaubt.
     
Nachdem die alten Hasen fertig waren, ging eine bunt gemischte Gruppe nach vorn
und erzählte weitere Anekdoten. Ein Schwarzer, eine Weiße, ein Latino und ein
Koreaner - alles Partner - schilderten, wie sehr sich die Kanzlei der Toleranz
und der Gleichberechtigung verschrieben habe.
     
Später aßen sie Garnelen und Austern an einem Privatstrand, dann stiegen

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