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Grisham, John

Grisham, John

Titel: Grisham, John Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Anw
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Weg zu dem
Lokal nahmen sie sich kurz bei der Hand. Drinnen setzten sie sich zu drei
anderen Frauen an den Tisch. Elaine bestellte Diätlimonade, keinen Alkohol. Sie
rauchte dünne braune Zigaretten. Die Frauen gingen sehr liebevoll miteinander
um, und, nun ja, bald war klar, was es mit alldem auf sich hatte.
      
Scranton hatte ein Frauenhaus namens Haven, das sich selbst als Zuflucht und
Anlaufstelle für Opfer häuslicher Gewalt und sexuellen Missbrauchs darstellte.
Es war eine private, durch Spenden finanzierte Einrichtung und wurde von
ehrenamtlichen Helferinnen betrieben, die sich zum Großteil selbst als Opfer
bezeichneten.
      
Elaine wurde im monatlichen Rundbrief als "Beraterin" aufgeführt.
Eine Mitarbeiterin der Detektei rief von einem öffentlichen Telefon in Scranton
bei ihr zu Hause an, gab vor, Opfer einer Vergewaltigung geworden zu sein und
mit jemandem reden zu müssen. Sie schob alle möglichen Gründe vor, warum sie es
nicht wage, die Sache der Polizei zu melden. Jemand bei Haven habe ihr geraten,
Elaine anzurufen. Sie redeten fast eine halbe Stunde lang, und Elaine gestand,
dass auch sie einmal vergewaltigt worden sei - von mehreren Männern - und die
Täter nie zur Rechenschaft gezogen worden seien. Sie bot ihre Hilfe an, und sie
verabredeten sich für den folgenden Tag im Büro von Haven. Das Telefonat wurde
mitgeschnitten, und natürlich fand am nächsten Tag kein Treffen statt.
    "Immer
noch die Opfernummer", murmelte Kyle auf der Rückbank des Taxis. Auch er
hatte einmal mit Elaine Sex gehabt, etwa vier Wochen vor der angeblichen
Vergewaltigung. Er hatte in seinem Bett tief und fest geschlafen, als sie nackt
unter sein Laken gekrochen und sofort zur Sache gekommen war.
     
Das Taxi hielt vor dem Mercer Hotel. Er schob den Bericht in ein Innenfach
seiner Aktentasche, bezahlte den Fahrer und betrat das Gebäude. Wright wartete
mit den üblichen Absichten in einem Zimmer im dritten Stock und schien wie
immer schon seit Stunden da zu sein. Sie ersparten sich die
Höflichkeitsfloskeln.
    "Wie
war die erste Woche?", fragte Wright.
    "Toll.
Viel Einführung. Ich bin in der Prozessabteilung", erwiderte Kyle, als
hätte er etwas erreicht, auf das man stolz sein könnte. Als hätte er schon
einen Erfolg erzielt.
    "Gute
Nachrichten. Hervorragend. Irgendwelche Hinweise auf den Trylon-Fall?"
    "Nein,
wir sind noch nicht in die Nähe eines echten Falls gekommen. Am Montag geht's
los. Diese Woche war bloß zum Aufwärmen."
    "Natürlich.
Haben Sie einen Laptop bekommen?"
    "
Ja."
    "Was
für einen?"
    "Das
wissen Sie doch ohnehin."
    "Nein.
Die technische Ausrüstung wechselt alle sechs Monate. Ich möchte ihn gern
sehen."
    "Hab
ihn nicht dabei."
    "Bringen
Sie ihn das nächste Mal mit."
    "Ich
werde daran denken."
    "Was
ist mit dem Telefon? Ein BlackBerry?"
    "So
was in der Art."
    "Ich
möchte es gern sehen."
    "Ich
habe es nicht dabei."
    "Aber
die Kanzlei schreibt doch vor, dass Sie es jederzeit mit sich führen müssen,
oder etwa nicht?"
    "Doch."
    "Warum
haben Sie es dann nicht dabei?"
    "Aus
demselben Grund, warum ich den Laptop nicht mitgebracht habe. Weil Sie beides
sehen wollen und es erst zu sehen bekommen, wenn ich so weit bin. Bislang sind
diese Dinge für Sie wertlos. Sie wollen sie doch nur sehen, weil Sie
sichergehen wollen, dass ich in der Falle sitze, oder, Mr Wright? Sobald ich
Ihnen etwas gebe, habe ich die Standesregeln gebrochen, gegen das Gesetz
verstoßen, und dann haben Sie mich in der Hand. Ich bin nicht dumm. Immer mit
der Ruhe."
    "Wir
haben vor vielen Monaten eine Übereinkunft getroffen, Kyle. Haben Sie das
vergessen? Sie haben bereits versprochen, das Gesetz zu brechen, gegen die
Standesregeln zu verstoßen und alles zu tun, was ich von Ihnen verlange. Sie
werden die Informationen finden und mir zuspielen. Und wenn ich irgendetwas von
der Kanzlei haben will, ist es Ihre Aufgabe, es mir zu bringen. Und jetzt will
ich das Telefon und den Laptop."
    "Nein.
Noch nicht."
     
Wright ging zum Fenster zurück. Nach einer langen Pause sagte er: "Baxter
Tate ist in einer Entzugsklinik, wussten Sie das?"
    "Ja."
    "Schon
seit einiger Zeit."
     "Ich
habe davon gehört. Vielleicht kommt er von der Sucht los und fängt ein neues
Leben an."
     
Wright wandte sich um und trat bis auf Armeslänge an Kyle heran. "Ich
glaube, ich muss Sie daran erinnern, wer hier das Sagen hat. Wenn Sie meinen
Anweisungen nicht folgen, muss ich Ihnen einen Denkzettel verpassen. Im
Augenblick überlege ich ernsthaft, ob ich die

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