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Grisham, John

Grisham, John

Titel: Grisham, John Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Anw
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keine
Verlockungen gab. Doch er sagte kein Wort.
      
Hope Village lag in einem heruntergekommen Teil von Renoverlassene Gebäude,
billige Casinos und Bars. Es war die Domäne von Bruder Manny, dem Gründer,
Priester und Leiter von Hope Village. Er wartete schon an der Straße vor der
Kirche, als Baxter den kochendheißen Gehsteig betrat. Sofort packte er Baxters
Hand und schüttelte sie heftig. "Mr Tate, darf ich Baxter zu Ihnen
sagen?"
      
Die Antwort auf diese Frage war klar. Hier war er Baxter, nicht Mr Tate.
     "Sicher",
erwiderte Baxter, während sich seine Wirbelsäule von der körperlichen Attacke
erholte.
     "Ich
bin Bruder Manny. " Der Priester legte Baxter den muskulösen linken Arm um
die Schulter und beendete damit die ausgesprochen energische Begrüßung.
"Willkommen in Hope Village."
      
Er war um die fünfzig, ein Latino mit bronzefarbener Haut, grauem Haar, das ihm
in einem langen Pferdeschwanz bis zur Taille ging, gütigen Augen und einem
breiten Lächeln. Neben seinem linken Nasenflügel befand sich eine kleine Narbe,
auf der rechten Wange eine größere. Ein weiches weißes Ziegenbärtchen, das er
wohl seit Jahren züchtete, zierte sein Gesicht.
     "Wieder
jemand, der aus der Klinik geflohen ist", sagte er mit seiner tiefen,
melodischen Stimme. "Wie geht es dem guten Dr. Boone?"
    "Bestens",
antwortete Baxter. Bruder Mannys Nase war etwa zehn Zentimeter von seiner
entfernt. Körperliche Nähe machte dem Mann offensichtlich nichts aus, doch
Baxter fühlte sich bedrängt. "Ich soll Sie von ihm grüßen."
     "Ein
feiner Kerl. Kommen Sie, ich zeige Ihnen alles. Soweit ich weiß, bleiben Sie
nur drei Tage bei uns."
    "Richtig."
     
Langsam gingen sie über den Gehsteig. Bruder Manny behielt den Arm um Baxters
Schultern. Er war groß, mit einem gewaltigen Oberkörper, und trug Jeans und ein
weißes Leinenhemd - die obersten zwei Knöpfe standen offen -, das über seiner
Hose hing, so dass es im Wind flatterte. Sandalen, keine Socken.
     
Die Kirche hatte früher einer wohlhabenden weißen Gemeinde gehört, die an den
Stadtrand geflüchtet war. Während Baxter das Gelände besichtigte, erzählte sein
Gastgeber aus seinem Leben. Manny Lucera hatte bei seinem zweiten
Gefängnisaufenthalt - bewaffneter Raubüberfall, mit dem Geld aus dem Überfall
hatte er sich Drogen für den persönlichen Konsum kaufen wollen - zu Gott
gefunden, und in seiner Bewährungszeit hatte ihn der Herr nach Reno geführt, um
Geistlicher zu werden. Das war vor siebzehn Jahren gewesen, und der Allmächtige
hatte es gut mit ihm gemeint. Die Gemeinde war größer geworden, und die Kirche
beherbergte jetzt ein Obdachlosenheim im Keller, eine Suppenküche, in der jeder
etwas zu essen bekam, der sich in die Schlange stellte, ein Gemeindezentrum für
die armen Kinder des Viertels und ein Frauenhaus. Außerdem gab es Pläne für ein
Waisenhaus. Bruder Manny hatten die alten Gebäude nebenan gekauft und
renoviert. Auf dem Gelände wimmelte es nur so von Leuten Angestellte,
ehrenamtliche Mitarbeiter, Obdachlose -, die sich vor Ehrerbietung fast
verbeugten, als sie den Priester sahen.
     
Die beiden setzten sich an einen Picknicktisch im Schatten und tranken Limonade
aus Dosen. "Welche Drogen nehmen Sid", fragte Manny.
     "Kokain
und Alkohol. Aber eigentlich habe ich zu nichts Nein gesagt", gab Baxter
zu. Nachdem er fünfzehn Wochen lang seine Seele entblößt hatte, vor Leuten, die
sowieso schon alles wussten, zögerte er keine Sekunde, die Wahrheit zu sagen.
    "Wie
lange schon?"
    "Es
hat ganz langsam angefangen, als ich etwa vierzehn war.
    Je
älter ich wurde, desto schlimmer ist es geworden. Jetzt bin ich fünfundzwanzig,
es sind also elf Jahre gewesen."
    "Woher
kommen Sie?"
    "Ursprünglich
aus Pittsburgh."
    "Familienverhältnisse?
"
    "Privilegiert.
"
    Bruder
Manny stellte seine Fragen so unangestrengt und locker, dass Baxter nach
fünfzehn Minuten das Gefühl hatte, als könnte er stundenlang mit ihm reden und
ihm alles sagen. "Erster Entzug?"
    "Zweiter.
"
     "Ich
habe jede Droge genommen, die Sie sich vorstellen können, dazu einige, von
denen Sie noch nie etwas gehört haben, und das zwanzig Jahre lang. Ich habe
Drogen gekauft, verkauft, geschmuggelt und hergestellt. Ich bin viermal
niedergestochen worden, dreimal wurde ich angeschossen, und zweimal bin ich
wegen Drogen ins Gefängnis gegangen. Ich habe meine erste Frau und zwei Kinder
wegen Drogen und Alkohol verloren. Ich habe meine Chance auf Bildung verloren.
Ich habe acht Jahre

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