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Grisham, John

Grisham, John

Titel: Grisham, John Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Anw
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schriftlichen Äußerungen."
    "Ganz
toll."
     "Meine
Wohnung ist gespickt mit Kameras und Mikros. Die kommen und gehen, wie es ihnen
passt. Ich habe keine Alarmanlage, ich will gar keine, aber ich kann genau
sagen, wann sie da waren. Alles, was ich in meiner Wohnung tue, wird beobachtet
und aufgenommen. Aber sie wissen nicht, dass ich das weiß, und so liefere ich
ihnen einfach nichts, was wirklich wichtig wäre."
    "Du
willst also Profischnüffler aufs Glatteis führen?"
    "Das
habe ich vor, ja."
      
Es folgte eine lange Gesprächspause, in der die Pirates erneut den Pitcher
wechselten.
    "Wie
sieht dein Plan aus, Kyle?"
     "Ich
hab keinen. Ich mache einen kleinen, sicheren Schritt nach dem anderen. Als
Nächstes nehmen wir Verbindung zu dem Mädchen auf und finden heraus, wie
schlimm die Dinge wirklich stehen."
    "Ziemlich
schlimm, schätze ich."
    "Wir
werden sehen."
     
Kyle griff nach seiner vibrierenden Hosentasche und zog das FirmFone heraus. Er
scrollte nach der Nachricht und hätte am liebsten losgeflucht. "Was
ist?", fragte Joey und versuchte, nicht auf das Telefon zu sehen.
    "Ein
Partner. Mit einem Projekt. Ich soll morgen früh um
    sieben
im Büro sein."
    "Morgen
ist Samstag, Kyle."
    "Ein
ganz normaler Arbeitstag."
    "Spinnen
die denn, diese Typen?"
    "Nein,
die sind nur gierig."
     
Während der traditionellen Stretch- und Singpause im siebten Inning erhob sich
Kyle aus seinem Sitz und ging zum Ausgang. Joey harrte noch bis zum achten
Inning aus und verließ das Stadion, während seine geliebten Pirates das
neunzigste Spiel der Vereinsgeschichte verloren.
    Am
Samstag und Sonntag waren Jeans zugelassen. Die Tatsache, dass es eine - wenn
auch liberalere - Kleiderordnung für das Wochenende gab, sagte viel aus über
die Praxis des Unternehmensrechts an der Wall Street.
    Warum
existierte sie wohl?
     
Kyle trug Jeans, ebenso wie Dale, die in ihrem knackig sitzenden Exemplar
spektakulär aussah. Tim Reynolds hatte eine gestärkte Baumwollhose an. Alle
drei waren ganz benommen, weil sie sich tatsächlich am zweiten Samstag ihrer
frisch knospenden Karriere früh um sieben Uhr in einem Besprechungszimmer im
dreiunddreißigsten Stock der Kanzlei wiederfanden. Vier weitere, dienstältere
Anwälte kamen hinzu, junge Männer, die Kyle in seinen ersten zwei Wochen noch
nicht gesehen, geschweige denn kennengelernt hatte. Man stellte sich kurz vor,
aber nur weil das der Etikette entsprach.
     
Von dem Partner, der das Meeting einberufen hatte, war nichts zu sehen. Er hieß
Tobias Roland, wurde hinter seinem Rücken Toby genannt, und von allen
umlaufenden Gerüchten, die Kyle bislang gehört hatte, waren die über Toby die
schlimmsten gewesen. Die Geschichten über ihn waren zahllos und die wenigsten
davon auch nur annähernd schmeichelhaft. Studium in Yale und an der Columbia
University, einfache Herkunft, massiver Minderwertigkeitskomplex. Brillant,
skrupellos, hinterhältig, hatte er es in nur fünf Jahren zum Partner gebracht,
und zwar vor allem deshalb, weil er noch härter arbeitete als alle anderen
Workaholics und sich nie entspannte. Seine Vorstellung von Freizeit war ein
zehnminütiges Stelldichein mit einer Sekretärin auf dem Sofa in seinem Büro.
Die meisten Sekretärinnen hatten solche Angst vor ihm, dass sie sich nie
beschweren oder ihn gar verklagen würden. Manche fanden ihn auch sexy genug für
ein kleines Techtelmechtel. Nur so zum Spaß machte er junge Kollegen nieder und
bedachte sie für die lächerlichsten Übertretungen mit den schlimmsten
Beschimpfungen. Die anderen Partner schüchterte er ein, weil er klüger und
besser vorbereitet war. Mit vierundvierzig war er der umsatzstärkste
Prozessanwalt der Kanzlei - also der mit den meisten abgerechneten Stunden -,
und er hatte in acht Jahren noch keinen Prozess verloren. Toby war bei den
Rechtsabteilungen großer Unternehmen sehr gefragt. Ein Jahr zuvor hatte Kyle
einen Artikel im Fortune-Magazin gelesen und ausgeschnitten, in dem in den
höchsten Tönen von Scully & Pershings "Prozessanwalt der Sonderklasse"
geschwärmt wurde.
     
Wenn Toby rief, kam jeder sofort gesprungen, wenn auch mit großem Unbehagen.
     
An seiner Stelle saß an diesem Morgen ein Senioranwalt namens Bronson im Büro,
der, wie er ohne jegliche erkennbare Begeisterung erklärte, für Mr Roland
eingesprungen sei. Dieser arbeite ein paar Zimmer weiter an einem anderen
Aspekt des betreffenden Falls und könne jeden Augenblick hereinkommen. Bei
dieser Aussicht waren alle mit einem Schlag

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