Grober Unfug mit Blondinen
sagenhaft.«
»Und
von wem stammte der Einfall, sie in dem neuen Film zu Ihrer Partnerin zu machen ?« fragte ich.
»Sie
fehlte mir«, erwiderte er offen. »Ich gehörte zu Willies Stammkunden, aber das
einzige von seinen Mädchen, das mich wirklich interessierte, war Gloria. Da
trat plötzlich der reiche Gönner, wie Sie es ausdrückten, auf den Plan und
sicherte sich die Exklusivrechte an ihr. Willie paßte das nicht, aber er wußte
genau, daß es keinen Sinn hatte, sich zu widersetzen. Na, und mir hat es
natürlich auch nicht gepaßt, aber ich war ebenso machtlos wie Willie. Dann
erhielt ich das Drehbuch für diesen neuen Film und war, wie ich Ihnen schon
sagte, von Anfang an der Meinung, daß die weibliche Hauptrolle nur von einer
Unbekannten übernommen werden könnte. Am nächsten Tag — peng! — schlug bei mir der Blitz ein. Gloria Klune!«
Ein
Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus.
»Meiner
Meinung nach brauchte sie für die Rolle nicht mehr schauspielerisches Talent,
als sie bisher in Ausübung ihres Berufs bewiesen hatte. Und selbstverständlich
würde sie sich dankbar zeigen. So dankbar, daß sie mir umsonst geben würde,
wofür ich sonst gezahlt hatte. Und Willie würde endlich von ihr wieder seine
Provision bekommen, doch diesmal auf ganz gesetzliche Art, nicht in seiner
Eigenschaft als Zuhälter. Ich redete also mit Willie darüber, und er war
begeistert. Er setzte sich sofort mit Gloria in Verbindung, und als er sie erst
überzeugt hatte, daß der Vorschlag ernst gemeint war, sagte sie zu. Als dann
der reiche Gönner eines Tages geschäftlich nach New York mußte, schlich sie
sich aus dem Haus und kam zu Willie .«
»Und
der versteckte sie in der Wohnung in West Hollywood ?«
»Genau«,
bestätigte er. »Uns allen war klar, daß der großzügige Gönner ihr
klammheimliches Verschwinden nicht mit Gelassenheit aufnehmen würde, doch wir
meinten, es würde genügen, wenn wir sie bis zum Drehbeginn einfach versteckten.
Die Aufnahmen sollen sowieso unten in Süd-Amerika geschossen werden, und nach
ihrer Rückkehr wollte Manny Kruger sie ganz groß herausbringen. Da wäre sie
dann schon zu bekannt gewesen, als daß ihr ehemaliger Liebhaber etwas hätte
unternehmen können .«
»Sie
glauben also, daß der reiche Gönner Willie Schultz hat umbringen lassen, um
sich das Mädchen zurückzuholen ?«
»Wer
sonst ?« fragte er. »Wissen Sie, wer der reiche Gönner
ist ?«
»Dan
Larsen«, antwortete ich.
»Ich
bin froh, daß Sie sich mit ihm anlegen wollen, Holman, und nicht ich das tun
muß«, erklärte er.
»War
Morris Darrach über Willie Schultz’ Persönlichkeit aufgeklärt ?«
»Nein.
Zumindest weiß ich nichts davon .«
»Sie
haben ein Foto von Gloria ?«
»Nur
hier oben.« Er tippte sich an die Stirn. »Unauslöschlich.«
»Vielleicht
könnten wir eine Röntgenaufnahme machen lassen«, knurrte ich.
Er
ließ die Hände zwischen die Knie sinken und beugte sich vor.
»Ich
will Ihnen sagen, wie ich zu der ganzen Sache stehe .« Leichtes Zögern lag in seiner Stimme. »Es tut mir ehrlich leid, daß Willie
Schultz tot ist, aber daran ist jetzt nichts mehr zu ändern. Und wenn Gloria
Klune in dem neuen Film nun doch nicht meine Partnerin werden sollte, so tut
mir auch das ehrlich leid. Aber jetzt stellt auf der einen Seite die Polizei
Ermittlungen über die Ermordung von Willie Schultz an, und auf der anderen
Seite lauert vielleicht Dan Larsen. Das kann nur zu Scherereien führen. Und in
diese Zwickmühle möchte ich nicht hineingeraten .«
»Sie
sitzen aber schon drin«, versetzte ich.
»Bis
jetzt ist nur Ihnen bekannt, daß ich überhaupt in die Geschichte verwickelt
bin«, entgegnete er, und seine Stimme klang plötzlich kalt. »Sie arbeiten in
unserer Branche, Holman, und das bedeutet, daß Sie auf unserer Seite stehen
müssen. Auf meiner Seite. Meiner Ansicht nach ist es das Beste für alle
Beteiligten, wenn wir die Sache möglichst rasch vergessen. Ein anderes Mädchen
läßt sich immer finden. Wenn Morris Darrach bereit ist, gleich jetzt seine
Fühler nach einem Ersatz auszustrecken, werde ich sogar auf mein vertraglich
festgelegtes Recht verzichten, meine Partnerin zu bestimmen .«
»Das
ist wirklich großzügig von Ihnen, Mr. Travers .«
»Okay.«
Er zuckte gereizt die Achseln. »Sie halten mich für einen Drückeberger. Aber
ich muß an meinen Ruf denken, an mein Image .«
»Vielleicht
würde Ihr Ansehen als Hollywoods größter Draufgänger sogar noch steigen
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