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Größenwahn

Größenwahn

Titel: Größenwahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Bleibtreu
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neue Flügel ihr geben,
    Abschüttelnd den eiteln Maienblust,
    Bis der Sehnsucht Schwingen sich heben.
     
    Die getrennten Glieder sind dann vereint,
    Der Völker Tafelrunde.
    Und Artus' Schwert mit dem letzten Feind
    Sank zu der Vergangenheit Schlunde.
     
    Zum Feeenschloß Avillion,
    Zu den Inseln der Seligen, pilgern schon
    Alle Templeisen im Bunde.
    Und dort, von Sinnlichkeit erlöst,
    Merlin das Saisbild entblößt,
    Des Grals geheimnißvolle Kunde.
     

Gerhart Heidenauer
     
Messiasleiden eines Promethiden.
    Zu Schmerz und Sünde wird der Mensch geboren,
    Sein innerst Wesen nur ist Schmerz und Sünde.
    Laokoon, durch alle Deine Poren
    Gift spritzen dieser Schlangen Eiterschlünde.
    Der Dichter aber wurde auserkoren,
    Daß der Dämonen Walten er verkünde.
    Er trägt der ganzen Menschheit Sündenschmerz.
    Ein Heiland, der gekreuzigt, ist sein Herz.
     
    Nur einen wahrhaft Glücklichen ersinne,
    Dem weder äußre Noth noch innre Qual
    Das Sein vergällen, dem nicht Ruhm noch Minne
    Den Sinn verrücken, der ins Erdenthal
    Herniederlächelt von der Weisheit Zinne,
    Den auch der Andern Sündenschmerz zumal
    Zu Mitleid nicht erregt und edlem Zorn:
    In ihm selbst quölle noch des Leidens Born.
     
    Zwischen zwei Polen schwebt das Menschenloos:
    Ein wirklich Weh und eingebildet Leiden.
    Nicht nur der Schiffer im Orkangetos
    Bebt auf der See, die Riffe zu vermeiden.
    Falsch ist's, daß in des Hafens sicherm Schoos
    Die Sicheren sich an fremder Mühsal weiden,
    Sie beben auch in ahnungsvollem Graus,
    Die Phantasie malt größere Schrecken aus.
     
    Die Eifersucht ist aller Schmerzen Quelle,
    Ob um ein Weib sie Dir das Sein vergälle,
    Ob Dich im Ruhmkrieg kränke ein Rival.
    Ruhm, Macht, Genuß, Gold, Liebe, Alles schal.
    Verwirf sie alle, Tod heißt jede Wahl.
    Mann, Weib und Thier verfallen allzumal
    Dem Weltprinzip und dies Gesetz heißt Qual.
    Wen sie verschont, der schafft sie sich zur Stelle,
    Denn ohne Qual sinkt in das Nichts das Sein.
    Das All und Nichts sind schmerzenlos allein.
    Doch Wiege ähneln sich und Totenschrein,
    Zum Leben selber führt des Leidens Schwelle.
    Und weil ein höheres Sein der Genius,
    Noch höhere Qualen er erdulden muß.
    Wenn der Gedanke, fern von Tageshelle,
    Selbstmord verübt in seiner dunklen Zelle.
     
    Wohl lehrte die Erfahrung schon von je,
    Daß was Euch Schuld bedünkt, nur eitel Weh.
    Doch ist's noch mehr: Ein unbewußtes Ahnen
    Führt Sündenlose auf der Sünde Bahnen.
    Und Weise, über Nichtiges erhaben,
    Versuchen sich an Nichtigem zu laben
    Und Epimetheus müht sich um Pandoras Gaben.
     
    Denn schwach und zärtlich ist der Künstlergeist,
    Leicht das Gewebe seines Innern reißt.
    Drum möge er, zum Kampfe sich zu stählen,
    Das Irdische dem Himmlischen vermählen.
    Die Sehnsuchtthränen nach dem Ideale
    Verschlucke Du und opfre mit dem Baale!
    Taugt stets Dir Alpenluft? Sei Mensch im Erdenthale!
     
    Du denkst des Sterns, der einst die Wüste Dir erhellt.
    Doch Der verhüllte sich in Wolkennacht.
    Und einsam nun Dein Herz im Dunkel wacht.
    Der Reue Schakalschrei Dich ruhelos umgellt.
     
    In einer Wüste stehst Du ohne Quell und Thau.
    Es grinsen rings auf frührer Lebensbahn
    Gerippe manch verschollner Karawan'.
    Dein wunder, müder Fuß tritt Kiesel hart und rauh.
     
    Weh dem, der opfern will die flüchtige Gegenwart
    Der Zukunft, schwanger stets mit neuem Plan!
    Doch unheilbaren Siechthums Unterthan
    Ist, wer mit trübem Blick stets nach Vergangnem starrt!
     
Anno Buchsbaum.
Schnitzel aus dem Schuldbuche der Zeit.
    Still, Krähen! Denn der Löwe brüllt. Die Tatzen
    Zeigt er Euch, Minnesänger-Miesekatzen.
    Von meiner Feder hofft nicht Degenstöße,
    Nur Tatzenhiebe ziemen Eurer Blöße.
     
    's ist Mai. Ein wunderschöner Monat, gelt?
    Ja, alle Gaben, die herniedergießt
    Aus vollem Horn der Frühling auf die Welt,
    Mein frommer Sinn andächtig mitgenießt.
    Mit Eimern regnet es vom Himmelszelt
    Und alles Unkraut wunderherrlich sprießt.
    Ach! Ueber's Wachsthum bin ich schon hinaus,
    Obwohl ich hutlos wandle aus dem Haus.
     
    Damit der Frühlingsregen salbe mir
    Das Köpfchen und mir neues Wachsthum sende.
    Denn aufwärts, wie man wähnet, streben wir,
    Wenn uns das Haar durchnäßt die Himmelsspende.
    O Streberthum! Was war die Frucht der Gier?
    Der radikalste Schnupfen nur am Ende!
    Doch freilich (o Mirakel!) wächst mein Bart!
    Ja, weil seit Tagen er rasirt nicht ward.
     
    So zeigt sich falsch doch jeder Ammenglaube:
    Zu jedem Ding natürlich ist der

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