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Größenwahn

Größenwahn

Titel: Größenwahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Bleibtreu
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herniederschien,
    Klopfte ein Vermummter. Der Wache
    Am Thore gab er ein Pergament:
    »Bring' es dem Führer, damit er erkennt,
    Daß ich der heimliche Freund der Sache.«
    Geräumig war der Berathungssaal.
    Und die Verschwörer allzumal
    Saßen um den Führer geschaart
    Mit schwarzem wallenden Haar und Bart
    Und Leichenblässe im Angesicht
    Und Augen, glühend unheimlich-licht.
    Ein Becher stand auf dem Marmortisch.
    Darin die rothe flüssige Glut,
    Ist's Chier, Falerner hell und frisch?
    Der Fremde schauderte – es war Blut.
    »Die Fackeln hoch!« Und Jeder da
    Erkennend dem Andern in's Auge sah.
    »Wir sehen uns nicht zum ersten Mal,
    Denkst Du der Schenke im Tiber-Thal?«
    »Und Du bist Catilina? « »Und Du
    Der junge Caesar? Nun, nur zu!«
    »Zur Sache!« Sie beriethen lang. – –
    Doch Caesar denkt beim Heimwärtsgang:
    »Komm' jemals ich zum Regiment,
    So wird zuerst vom Rumpf getrennt
    Mir dieser widerspänstige Kopf.«
    Und Catilina denkt daheim:
    »Da ist wohl mancher tücht'ge Keim –
    Im Ganzen ist der Bursch ein Tropf,
    Der auch gefährlich werden mag.
    Und kommt der große Rechnungstag,
    Wenn ich mich freue, an allen vier Ecken
    Dies feile Rom in Brand zu stecken,
    Dann, Caesar, wird Dein Loos nicht besser:
    Du fällst von meinem eignen Messer.«
    Doch wie verlief die Sache später?
    Der Catilina war ein Narr.
    Die Invektive machte ihn starr,
    Die Cicero ihm zugebrüllt:
    So rannte ins Netz er zornerfüllt
    Und gilt als schnöder Hochverräther.
    Doch Caesar, welcher sacht und stille
    Gewartet, was des Schicksals Wille,
    Der stets lavirt nach gutem Glück
    Und, ging's nicht vorwärts, ging zurück?
     
    Der Zufall nur die Dinge lenkt.
    Des Werthes Prüfstein ist erschienen
    Stets der Erfolg. Doch Jeder denkt,
    Ihm werde dieser Prüfstein dienen.
    Genie und Thatkraft? Zufall nur
    Uns leitet auf die rechte Spur.
     
Das Autodafé.
    Und ein Mandat ward aufgesetzt:
    »Ihr lasset flugs Euch taufen.
    Wo nicht, Hebräerhunde, verschlingt
    Euch alle der Scheiterhaufen.«
     
    Der Rabbi zerraufte sich Haar und Kleid
    Und streute aufs Haupt sich Asche.
    Dann salbte er sich wie zum Fest
    Aus der heiligen Weihölflasche.
     
    Und als am Holzstoß alle vereint,
    Begannen sie alle zu tanzen,
    Wie Mirjam, als im Rothen Meer
    Ersoffen Pharaos Lanzen.
     
    Und als sie endlich ausgetobt
    Und als die geschmeidigen Weiber
    Wie die Weiden an Babylons Wassern schlaff
    Niedersenkten die Leiber,
    Und als die brünstige Raserei,
    Ermattet in starrem Krampfe –
    Da breitete über die Bühne sich schon
    Ein Schleier von bläulichem Dampfe.
     
    Die Henkersknechte in rothem Wamms
    Pechfackeln schwingen, vom Thurme
    Die Armesünderglocke klagt
    In unaufhörlichem Sturme.
    Und wie Numantias Bürgerschaft
    Sich wechselseitig getödtet,
    Die Väter und Gatten das Schwert vom Blut
    Der Weiber und Kinder geröthet –
    So geht es durch erstickenden Qualm
    Hinein ins Flammenbette,
    Die Stimmen vereinend im Rachepsalm,
    Die Arme verschlingend zur Kette.
     
    Es endet in einer Säule Rauch
    Der Feuersäulen Gewimmel,
    Wie Moloch's eherne Rechte schwarz
    Und glühend sich reckt zum Himmel.
    Gleich dem Flammensignal, das Israel
    Beim Exodus sah steigen,
    Aus der Aegypter Joch den Pfad
    Zum gelobten Lande zu zeigen.
     
    Als überm Leichenknochenrest
    Die letzte Garbe noch prasselt,
    Da wirbeln Fähnlein durch die Luft,
    Mailänder Harnisch rasselt.
    Der Herold tutet, der Marschall naht.
    Den hat der Kaiser gesendet,
    Auf daß von den Kämmerlingen des Reichs.
    Er das gräßliche Unheil wendet.
     
    Soll er die biedern Rathsherrn nun
    An ihrem Wanste spießen?
    Der Ritter strich verlegen den Bart,
    Die Sach' thät ihm verdrießen.
    Den Reisigen brummte er traulich zu,
    Die Denkerstirn beschaulich
    Auf seines Flambergs Knauf gestützt:
    »Die Aventür wird graulich!«
     
Klebers Ermordung in Aegypten.
    Dem Wunderkranze gleich in Ceylons Hain,
    Kreuzt Schwert mit Schwert sich hoch im Dämmerschein.
    Die Morgensonne lebenswarm umloht
    Des Helden Schläfe, aber der ist todt.
    Gleich denen, die der Zauberbann umflicht
    Von Ischmonie, so starr und leblos schauen
    Die Mörder, wie aus Marmor zugehauen.
    Zu streuen scheint der Fackel rothes Licht
    Auch Wundenmale auf ihr Angesicht.
     
    Wer war es, der mit schnöder Hand zerriß
    Dem Sieger hier von Heliopolis
    Den Lebensfaden? Dieser Botschaft harrte
    Schon lange in Paris Herr Bonaparte.
    Das nennt sich Kampf ums Dasein! Wenn der Dolch
    Den Helden traf, zum Drachen wächst der

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