Größenwahn
empfing, soll sie dem Dienst der Menschheit weihen.«
Der sogenannte Weltschmerz kann nur enden mit Selbstüberwindung in vornehmkalter Abgeschlossenheit und prometheischem Selbstgenügen. Aber edler als die wollüstige Todessehnsucht des Pantheismus ist die freudige Lebensertragung, welche das quälende Ich abschüttelt und durch allumfassende Liebe ins Unendliche erweitert. Die rauschendste Melodie auf der Aeolsharfe der Empfindung wird stets das vaterländische, das Stammgefühl entlocken. Aus dem zerfahrenen Kosmopolitismus der ästhetischen und pessimistischen Weltanschauung erhebt sich der Geist, von der Naturbetrachtung sich der Geschichtsbetrachtung zuwendend, zu der Erkenntniß des Nationalbewußtseins. Da gewinnt die rauhe Wirklichkeit einen gesunderen Reiz, als Schönheitskultus ihn bieten kann; da wandelt sich der Schauder vor der ehernen Nothwendigkeit in ein stolzes Wohlgefühl: Getragen zu werden von dem ewigen Wirbel des Weltenrades, das Jeden als Atom des Allgemeinen zu seiner Bestimmung fortreißt.
Das trotzige unselige Ich, das auf sich allein gestellt die Welt umfassen möchte und von der Last dieser selbstaufgelegten Mission erdrückt ward, erkennt sich jetzt freudig als unterthan höheren Gesetzen. Die Ideen »Volk« und »Vaterland« bieten den wahren Schlüssel zum Verständniß des Einzellebens. Die Eitelkeit des Persönlichen zerrinnt so in den Stolz des Patriotismus, die Selbstsucht des Einzelnen überwindet sich leicht zu Nutzen und Ruhm der Rassenselbstsucht. Diese Weltanschauung schreitet zu wahrer Selbsterfüllung vor, sie bildet den verengten innersten Kreis nach all den weitausgreifenden Wirbeln des jugendlichen Idealismus.
VIII.
Und Krastinik schaute umher von dem Schloß seiner Väter über das Bergland zu seinen Füßen.
»In dem Burzenland ist's immer schön,« singt ein Volkslied über das Waldland, das sich um Kronstadt erstreckt. Das wußte ja schon der deutsche Orden, der bei seiner Übersiedelung nach Europa zuerst im Siebenbürgener Burzenlande seine Zelte aufschlug. Die von ihm gegründeten sieben Burgen sollen dem Lande Transsylvanien seinen neuen Namen gegeben haben. Noch jetzt ragen sieben solcher Burgen des Deutschthums im Lande: Hermannstadt, Kronstadt, Schäßburg, Mediasch, Bistritz, Reps und Broos. Von den alten Burgen des Ordens aber stehen noch gar viele im Burzenlande. Die Heldenburg, die Zeidener, die Tartlauer, die Rosenauer, die Törzburg, die Marienburg . Wer denkt hier nicht an die Residenz des Ordensstaates in Preußen, wohin die kühnen Kämpen von hier aus zogen? So schlingt sich denn ein geheimnißvolles Band um die Errichtung zugleich Preußens und Siebenbürgens, der nordöstlichen und südöstlichen Mark des deutschen Imperiums.
»Ins Ostland wollen wir reiten,« klingt das alte sächsische Auswandererlied aus dem 12. Jahrhundert herüber. Dieser Zug gen Osten gewann dem Deutschthum nacheinander die Elbgrenze, die Donau, die Oder, die Weichsel. Diesem Zug gen Osten verdankte das alte Deutsche Reich seine Weltherrschaft und ihn muß es wieder aufnehmen, will es die alte Obmacht wieder erneuen. Nicht ohne tiefste Bedeutung besingt das deutsche Nationalepos den Ritt ins Hunnenland. Die Hunnen dehnen sich weithin von Donau und Theiß zu Don und Wolga und die einst geladenen Nibelungengäste, die deutschen Kolonieen, drohte, wie abgerissene schwache Reiser der großen Walsereiche, die wüste hunnische Sintfluth zu verschlingen.
Wer kennt nicht jenen hehren Gesang, wo in der Seele des deutschen Mannesideals Rüdiger von Bechlaren der Conflikt widerstreitender Pflichten tobt? Die Deutschen sind seine Freunde und Blutsverwandten, an den Hunnenkönig bindet ihn der Treueid seiner Loyalität Wird Rüdiger noch immer der Deutschenfeindin Krimhild, der Zarin aus deutschem Blut, zu Willen bleiben? Heut ist wohl der Markgraf ein klügerer Mann.
Überwältigend stieg die geistige Weltherrschaft der deutschen Raçe vor der Betrachtung des ungarischen Grafen empor. Wo wäre nicht deutsche Erde? Wie der Römer allüberall auf deutschem Boden stand, so tritt der Deutsche, wo es auch sei, nur einen Boden, den er mit seinem Blut getauft und mit seiner Cultur gedüngt hat.
Die Krastinik's stammten ursprünglich aus Mähren, wie ihr slavischer Name verrieth. Erst im 18. Jahrhundert waren sie durch eine Erbheirath siebenbürgische Magnaten geworden und so allmählich ganz ins Ungarische übergegangen. Dagegen kreuzte sich dies slavisch-magyarische Blut
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