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Grolar (German Edition)

Grolar (German Edition)

Titel: Grolar (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thorsten Nesch
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sie jeden Dollar zweimal umdrehen mussten, ohne irgendwo auf etwas verzichten zu müssen. Das musste doch möglich sein.
    Er wollte kein Haus mit Pool, ihm reichte ein kleines Haus mit Garten, wo sein Sohn spielen konnte und sie im Sommer Freunde zum Grillen einladen konnten. Tara sollte sich ab und an etwas Schönes leisten können, das war doch nicht zu viel verlangt. Und er würde sich abends zurücklehnen und ein gutes Bier trinken, frei von Sorgen, die sich bisher ausschließlich um Arbeit, Schecks und Geld drehten.
    Angetrieben von seinen Gedanken rannte er schneller, als könnte ihm die neue Aussicht in seinem Leben noch davonlaufen.
    Vor ihm kam Ray mit dem Radlader angefahren, Dreck pladderte von der gehobenen Schaufel herunter. Jon winkte ihm zu, ruderte mit den Armen, er könne jetzt anhalten, und nachdem Ray den Bach durchquert hatte, haute er den Leerlauf rein und stieg die drei Sprossen der Leiter herab.
    »Na? Alles in Ordnung mit deinen Lieben?«, fragte er und wischte sich den Schweiß von der Stirn unterhalb des Helms.
    »Wir haben Cliff gefunden, im Wald war er.«
    Er richtete die Ärmel seines Pullovers, »Bestens, da wo ein guter Junge hingehört. Frauen machen immer gleich so einen Stress.«
    »Ja«, sagte Jon. Er wollte sich ihm nicht zu sehr anvertrauen, Ray war der Boss, und sie alle waren nur aus einem Grund hier: Gold.
    Dieselschwaden wehten in sein Gesicht, das gleichmäßige Nageln des Hitachi Motors.
    Ray baute sich vor ihm auf. Wenn er mit einem sprach, schien er sich immer ein bisschen nach hinten zu lehnen, »Es ist wichtig, dass wir alle an einem Strang ziehen, keine Ausfälle, wir brauchen dich, ganz, konzentriert, nicht mit den Gedanken woanders! Sonst passiert Scheiße.«
    »Bin da, ganz!«
    »Dann schwing deinen Arsch da rein.«
    Das meinte Ray nicht so, wie es für einen Außenstehenden geklungen hätte. So sprachen sie dauernd, seit der ersten Woche, als stünden sie in einen Wettbewerb, wer die meisten Schimpfwörter benutzen konnte. Das hatte sich einfach so ergeben, er wusste auch nicht mehr, wer damit angefangen hatte. Kelly bekam auch ihren Teil ab, aber ihr machte es nichts aus, im Gegenteil, oft setzte sie noch Einen drauf.
    Jon setzte den Stiefel auf die erste Sprosse und fragte, »Hast du Whitehorse angefunkt wegen der Straße?«
    Sie nannten es Funken, auch wenn es sich um ein Satellitentelefon handelte.
    »Ja, Freitagmittag ist die Straße frei. Morgen müssen sie zum Highway, da ist auch was runtergekommen, und der geht vor.«
    »Na dann.«
    Ray kratzte sich am Nacken, »War knapp da auf der Straße, oder was?«
    »Zehn Meter weiter in der Mitte und wir hätten uns wohl überschlagen.«
    »Scheiße, Glück gehabt. Steckt vielleicht noch in den Knochen deiner Lieben, der Schreck.«
    »Ja.«
    »Hey«, er nahm die zweite Sprosse, »ich würde sagen, wenn heute alles gut weiterläuft, haben wir einen Grund zu feiern. Dann machen wir heute Abend ein BBQ, wie klingt das?«
    »Perfekt, Cliff liebt Gegrilltes«, sagte Jon.
    »Wunderbar, guter Junge. Ich sag's auch den anderen.«
    »Mach das.«
    Er nickte und marschierte wie ein Feldwebel den schlammigen Waldweg zurück zum Camp.
    Jon schaute ihm nach, dann zog er sich in die vibrierende Kabine, legte den Gang ein und fuhr los.
    Der Hitachi hatte schon einige Jahre auf dem Buckel, von einer Federung konnte keine Rede sein. Er musste sich richtig festhalten, und am Ende eines solchen Tages schmerzte sein Rücken.
    Am Campeingang überholte er Ray, der ihm mit der Hand am Helm salutierte. Er hielt auf seinen F250 zu, der Martens daneben geparkten blauen 1500er Dodge Ram klein aussehen ließ.
    Vor dem Rüttler bremste Jon ab, Andy, der danebenstand, wich zurück, und Marten beobachtete ihn von der Siebtrommel aus. Die beiden checkten die Maschinen, jeder war für eine verantwortlich. Zu groß war das Risiko, dass sich Gesteinsbrocken oder Stahlstreben in den Geräten verkanten könnten, und dann musste jemand da sein, um den Notausschalter zu betätigen. Außerdem mussten sie regelmäßig den Abraum wegschippen.
    Er ließ seine Ladung in den Trichter poltern. Dabei hüpfte der Radlader, als stünde er selbst auf dem Rüttler. Dann wendete er mit dem Knickgelenk des Hitachi bis zum Anschlag. Tara und Cliff sah er nirgends, es war auch wirklich zu laut

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