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Grolar (German Edition)

Grolar (German Edition)

Titel: Grolar (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thorsten Nesch
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schloss die Tür. Laut keuchten sie ihre Anspannung heraus. Wegen der wenigen Möbel und dem PVC-Boden klang ihr Atmen hohl. Ein Schreibtisch mit Stuhl, ein Regal daneben, zwei Sessel, und eine Thekenzeile zum Küchenbereich, in dem nur die Mikrowelle mit der Digitalanzeige lebendig wirkte, das war alles.
    »Was nun?«, fragte Tara, die noch immer Cliff in ihren Armen hielt, weil er sich weiterhin an ihren Hals klammerte.
    »Hier sind wir erst mal sicher. Marten, die Gewehre«, sagte Ray, unnötigerweise, denn sein Freund öffnete bereits den Schrank mit den Waffen. Zwei identische 16er Schrotflinten, das eine Modell nur älter als das andere. Marten behielt das Gewehr mit dem matteren Metall und dem verkratzten Kolben und reichte das andere seinem Boss.
    Der schaute in die Runde und meinte erklären zu müssen, »Sind mit Slugs geladen, kein Schrot«, und mehr zu sich selbst, »das fühlt sich schon besser an.«
    Er strich über den Lauf seiner Waffe, dann sagte er zu Jon und Andy, »Und jetzt holen wir eure Artillerie.«
    Auch während Tara sprach, hörte sie nicht auf, Cliff hin und her zu wiegen, »Sollen wir nicht erst einmal um Hilfe funken?«
    »Anrufen, hmh. Erstmal müssen wir nachschauen, was überhaupt passiert ist, vielleicht ist er nur verletzt, da kann jede Sekunde zählen«, sagte Ray.
    »Verletzt?«
    »Es kann sein, dass er da irgendwo im Wald liegt, ohnmächtig, und ich will keine Zeit verlieren, ehrlich gesagt, auch nicht mit Diskussionen.«
    Zum Ende hin war er sehr bestimmend geworden. Tara schaute Jon an, er sollte ihr irgendwie zu Hilfe kommen.
    Also sagte er, »Ich glaube, Ray hat recht. Los.«
    Ihr Mund klappte auf, das hatte sie nicht von ihm erwartet.
    Ray nickte, »Marten, du bleibst hier bei den Frauen und dem Kleinen, ich begleite die beiden.«
    »Okay«, sagte Marten und spähte aus dem schmalen Fenster neben der Tür, »nichts zu sehen.«
    Daraufhin öffnete Ray die Tür und ließ als Erstes Lucky durchschlüpfen, bevor er nach draußen trat. Jon folgte ihnen. Als er Tara zunicken wollte, drehte sie sich demonstrativ ab, aber er konnte Cliff seinen Daumen hoch zeigen und sein Lächeln.
    Sie waren nicht ganz am Wohnwagen vorbei, da fragte Ray ihn, ohne seinen Blick vom Waldrand zu wenden, »Meinst du, dein Sohn kann uns genauer beschreiben, wo er es ... du weißt schon, gefunden hat?«
    »Er ist ziemlich verschreckt, obwohl er nicht richtig weiß, was los ist«, Jon drehte sich wie die anderen beiden um nach einem Platschen im See. Ein Fisch war aus dem Wasser gesprungen. Das war alles.
    »Scheiße«, sagte Ray, »gottverdammte Scheiße.«
    Er und Andy blieben vor dem Wohnwagen stehen, während Jon seine Pistole aus dem Schränkchen über dem Kühlschrank holte. Für einen Moment hielt er inne und schaute sich um, als könnte er hier die Antwort finden, was Dick passiert war, ob sie ihm noch helfen konnten, wo sie ihn finden könnten, und ob einfach alles wieder gut werden würde in ihrem Wohnwagen.
    »Was ist? Musst du sie erst zusammenbauen?«, rief Ray.
    »Bin schon da.«
    Danach holte Andy seine Automatik aus dem Pick-up. Blitzschnell war er rein und wieder raus und wog die 9mm Browning in seiner Hand, als hätte er sie gerade zu Weihnachten geschenkt bekommen.
    Bei einem Vortreffen hatte Ray sie alle gefragt, und jeder erzählte, welche Waffe er mitnehmen würde. Dabei kam raus, dass Jon gar keine besaß, worauf sich Ray bereit erklärte, ihm dabei auszuhelfen.
    Jon überlegte, Andy zu fragen, wo er die Automatik herhatte. Schusswaffen dieser Art waren offiziell verboten. Er entschied sich dagegen.
    Sie näherten sich Dicks Explorer, als ginge eine Gefahr von dem Wagen aus, als könnte er sie im nächsten Moment anspringen. Dauernd blickten sie zum Waldrand, wo sie die eigentliche Gefahr vermuteten. Die Zweige bewegten sich nicht heftiger als die anderen.
    Jon warf einen Blick durch eine hintere Seitenscheibe in den Innenraum und sah seine Stiefel, »Hat er zwei Paar Stiefel mitgebracht?«
    »Der? Nie!«, sagte Andy.
    »Dann steht sein Paar neben der Matratze, da am Ende.«
    Ray spuckte aus und fluchte.
    »Ich glaube, ich sehe auch Blut auf der Matratze«, sagte Jon, und wieder rebellierte sein Magen, angesichts der dunklen kleinen Tropfen und langen Schlieren, verwischt auf dem zerknitterten Laken.
   

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