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Grolar (German Edition)

Grolar (German Edition)

Titel: Grolar (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thorsten Nesch
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Scheiße. Ausgerechnet jetzt.«
    Damit meinte er ganz eindeutig den Umstand, dass sie richtig Gold gefunden hatten, und nun höchstwahrscheinlich die Ranger unterrichten mussten.
    »Wann willst du anrufen?«, fragte er, weil er gesehen hatte, wie Ray die Funke beim Rausgehen eingesteckt hatte.
    Lucky schlich um ihre Beine und setzte sich zwischen sie.
    »Wen?«
    »Na, die Ranger.«
    Sein Boss griff sich auf die Beule unter seiner Jacke, als würde er sich vergewissern wollen, dass er das Satellitentelefon wirklich nicht vergessen hatte, »Von Wollen kann keine Rede sein. Ich muss mal sehen ... mal sehen, was Marten und Jon herausfinden. Wer weiß, vielleicht finden sie ihn ... ja gar nicht.«
    Andy überlegte laut, »Und wenn nicht? Wenn sie ihn nicht finden?«
    »Dann wäre er verschwunden.«
    Dick, verschwunden. Andy ließ sich das durch den Kopf gehen. Er musste fragen, »Was würde das konkret bedeuten?«
    »Konkret, er wäre einfach verschwunden. Er ist ja nicht mehr da. Und wenn er nirgends gefunden wird oder zurückkommt, ist er verschwunden. Das kommt vorher draußen. Dass Leute einfach gehen.«
    »Aber das Auge.«
    »Welches Auge?«
    Andy schaute ihn fassungslos an.
    »Wo ist dieses Auge?«, Ray kraulte Lucky im Nacken, »Nicht wahr, mein Bester.«
    »Ray, das wäre ... du kannst doch nicht ...«
    »Andy!«
    »Ray, d...«
    »Lass uns dann am Ende dieses Sommers nochmal reden. Wenn deine Taschen voller Geld sind.«
    »Aber das Auge ...«
    »Könnte das nicht auch von einem Bären gewesen sein?«
    »Was?«, er glaubte, sich verhört zu haben.
    »Vielleicht hatte Dick den Kopf des Bären getroffen, und dabei ist das Auge ...«, er machte eine Bewegung mit der Hand, die besagte, er wüsste schon, rausgeflogen.
    Andy versuchte das zu verdauen, in seinem Kopf wuselten die Gedanken durcheinander. So hatte er das noch nicht gesehen. Und er hätte nie geahnt, dass Ray eine solche Möglichkeit in Betracht ziehen konnte.
    Ray bekräftigte seinen Standpunkt, »Wir können ihm eh nicht mehr helfen.«
    »Aber Dick ...«
    »So kann er wenigstens uns helfen. Scheiße. Er würde das Gleiche für uns tun.«
    Für uns? Ja, wenn er es so sehen wollte, dachte Andy und ihm fiel ein, »Sein Explorer steht noch da.«
    »Richtig.«
    »Der ist nicht verschwunden.«
    »Noch nicht.«
    »Du ... was willst du mit seinem Wagen machen?«
    »Bevor wir hier abhauen, hängen wir noch einen Tag dran und machen ihn platt mit dem Caterpillar, rein in die Sickergrube im Glory Hole, Erde drauf, fertig.«
    Die letzten Worte hallten in Andy nach. Ray hatte sich schon richtig Gedanken gemacht, er hatte einen Plan, wie er diesen Sommer retten konnte. Das würde bedeuten, Dick wäre einfach eines Morgens verschwunden, davongefahren, und keiner wusste, warum oder wohin. Sie müssten einfach alle die gleiche Story erzählen, sollten sie jemals nach ihm gefragt werden.
    »Mann, Ray, ich weiß nicht ...«
    »Ich weiß für zwei. Du bist noch jung. Was meinst du, wie oft ich so eine Chance noch im Leben kriege. In meinem Alter da zwickt heute der Rücken, morgen das Knie. Wenn du jenseits der 50 keine Schmerzen hast, bist du tot. Für mich heißt es, jetzt oder nie. Ich weiß nicht, wie lange ich noch habe. Du hast dein Leben noch vor dir.«
    Lucky strich um ihre Beine, und Ray strich ihm über den Rücken. Danach trollte er sich, im Trab umrundete er die Motorhaube des 250ers.
    »Meinst du, alle halten dicht?«, fragte Andy.
    »Ja.«
    »Du bist sehr überzeugt. Und Jons Frau?«, er nickte hinter sich.
    »Die haben richtig was zu verlieren. Sie werden über 100.000 Gründe haben, dicht zu halten. 100.000 Gründe und ein Kind, das ein Dach überm Kopf braucht und eine Zahnspange in ein paar Jahren, wenn ich mir die Hasenzähne von dem Kleinen so angucke.«
    Andy trat einen Kieselstein weg.
    Lucky hinter dem Truck hervor, beschnüffelte ihn, nahm ihn zwischen die Zähne und legte ihn neben dem Vorderreifen ab, feucht glänzend. Dann legte er sich davor und kaute auf dem Stein herum.
    Über 100.000 war übertrieben, das war nicht Rays Stil. Er hoffte, sein Chef hatte weiterhin alles im Blick. Dennoch musste er ihn darauf hinweisen, pure Neugierde, »Ray, fast 100.000 Gründe.«
    »Mehr als 100.000.

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