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Gromek - Die Moral des Toetens

Gromek - Die Moral des Toetens

Titel: Gromek - Die Moral des Toetens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Lutz
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sehen Sie.«
    Lisa beugte sich nach links, um ebenfalls einen Blick auf den
Laptop-Monitor zu werfen. Vor exakte 56 Minuten hatte ein automatisches
Programm der zuständigen Serviceabteilung der Telefongesellschaft eine Meldung
über eine Funktionsstörung erhalten und selbständig eine Ferndiagnose
vorgenommen. Da diese, wie sie auf dem Bildschirm erkennen konnten, ergebnislos
geblieben war, würde Bedri Rugova schon am kommenden Montag Besuch von einem
Servicetechniker zu erwarten haben.
    »Was halten Sie davon?« erkundigte sich Lisa. »Ein Zufall? Oder
hat unser Mann nur den Hörer abgenommen, um einmal richtig auszuschlafen?«
    »Schon möglich. Aber was, wenn nicht?«
    Soweit das vom Auto aus möglich war, sahen sie sich nach allen
Seiten um.
    »Es sieht alles normal aus. Was jetzt?«
    »Es sieht meistens normal aus. Das ist ja das Problem.«
    Gromek stellte den Laptop auf Lisas Schoß und langte nach einem
der Aluminium-Koffer auf dem Rücksitz. Sein Inhalt bestand aus diversen
Kommunikationsgeräten und einer militärgrünen MiniaturKamera. Während er
weitere verschiedenfarbige Kabel an den Laptop anschloss, eine CD-Rom einlegte
und diverse Startbefehle gab, erklärte er Lisa sein Vorhaben:
    »Wenn wir eine Chance haben wollen, lebend aus dieser üblen Geschichte
herauszukommen, brauchen wir hieb- und stichfeste Beweise. Ich werde
hineingehen, und Sie passen auf mich auf. Mal sehen, was passiert.«
    Gromek testete die Miniatur-Kamera, deren biegsames Glasfaserkabel
aussah wie das Verbindungskabel eines Videoaufnahmegeräts, indem er zwei
hübsche junge Frauen filmte, die eben die Straße herunterkamen. Das runde Bild,
das die Kamera einfing, ließ sich auf dem Laptop-Monitor verfolgen und
speichern. Die Übertragung lieferte gestochen scharfe Bilder.
    »Kommt nicht in Frage«, erklärte Lisa in einem Tonfall, der keine
Diskussionen zuließ. »Ich werde gehen. Sie sind nicht voll einsatzfähig. Mit
ihrem verletzten Arm haben Sie gegen ein Spezialkommando im Ernstfall keine
Chance.«
    Gromek duldete keine Widerrede: »Es geht nicht darum, ein Kommando
zu liquidieren. Wir wollen lediglich dokumentieren, was die Gegenseite vorhat.«
    Doch Lisa ließ sich nicht beirren. Sie griff in Gromeks Koffer,
setzte sich eine Kommunikationseinheit auf und befestigte die Miniatur-Kamera
in Augenhöhe an der dafür vorgesehenen Stelle.
    »Wenn wir hier noch lange debattieren, können Sie mit dem Ding da
dokumentieren, wie wir am Rand von Potsdam-Babelsberg festgenommen werden.«
    »Also gut«, gab Gromek nach, während er sich nach dem zweiten Aluminium-Koffer
umdrehte. »Hier, nehmen Sie diese Pistole. Die ist für sowas besser geeignet
als Ihre SIG-Sauer . Und vergessen Sie Munition und Schalldämpfer nicht.«
    Gromek reichte ihr eine 13-schüssige Mark 23 von Heckler & Koch mit Infrarot-Laser und Halogenlichtaufsatz. Nachdem er sich ebenfalls eine
Kommunikationseinheit aufgesetzt hatte, stieg sie aus, ohne ein weiteres Wort
zu verlieren, und verschwand im Hinterhof eines unauffälligen Mietshauses, das
sechs Etagen umfasste. Anhand der mit üppigen Blumenkästen behängten Balkone
schätzte Gromek, dass mindestens 24 Parteien in dem Komplex wohnten.
    Gewissenhaft und hochkonzentriert sah sich Lisa nach allen Seiten
um, als sie den gepflasterten Innenhof betrat, der im Wesentlichen aus einer
einfachen Rasenfläche mit mehreren großen Wäscheständern bestand. Das einzige,
was Lisa auffiel, war eine betagte Anwohnerin, die mit krummem Rücken und
wehendem weißem Haar den Bereich vor der Haustür kehrte und Lisa wohlwollend
musterte.
    In ihrem Kopfhörer knackte es, als sie auf die alte Dame zuging.
Es war Gromek: »Ich nehme an, Sie haben sich wegen Julia und Daniel von
Einsätzen dieser Art befreien lassen?«
    Lisa ließ sich nicht ablenken.
    »Und ich nehme an, bei Einsätzen ›dieser Art‹ sollte der Sprech-Verkehr
auf das Nötigste beschränkt bleiben. Ende.«
     
    Gromek war direkten Widerspruch nicht gewohnt. Lisas knappe
Antwort verblüffte ihn daher - doch wie ihre Entscheidung, selbst in das Haus
zu gehen, nahm er sie hin. Er schaute auf den Monitor, sah die alte Frau, wie
sie Lisa freundlich zunickte, und stellte fest, dass seine Mundwinkel sich
aufwärts bewegten. Für gewöhnlich konzentrierte er sich voll und ganz auf
seinen Einsatz, doch in diesem einen Moment verdrängte Gromek, in welcher
Situation sie sich befanden.
     
    Lisa trat in den mit beigefarbenem Linoleum ausgelegten Hausgang
Sie entsicherte

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