Großadmiral Thrawn 02 - Die dunkle Seite der Macht
Haftbefehle aufgehoben hat. Aber Sie sollten besser verschwinden, sobald ich weg bin. Er wird Ihnen wieder die ganze Flotte auf den Hals hetzen, wenn es mir gelingt, Karrde zu befreien. Und scannen Sie die Ätherstraße vor dem Abflug – an Bord muß sich ein Sender befinden, oder Thrawn hätte mich nicht so schnell aufgespürt.« Sie spürte, wie ihre Lippen bebten. »Und so, wie ich Thrawn kenne, wird er mich wahrscheinlich beschatten lassen. Ich muß die Verfolger vorher loswerden.«
»Ich kann Ihnen dabei helfen«, sagte Aves grimmig. »Wir verschwinden sofort, okay?«
»Okay.« Mara schwieg einen Moment und überlegte, ob er sonst noch etwas wissen mußte. »Ich schätze, das ist alles. Gehen wir.«
»Okay.« Aves zögerte. »Ich weiß immer noch nicht, auf wessen Seite Sie stehen, Mara. Falls auf unserer... dann viel Glück.«
Sie nickte und spürte plötzlich einen Kloß in der Kehle. »Danke.«
Zwei Stunden später saß sie angegurtet im Cockpit des Blitzjägers, von einem seltsamen und unangenehmen Gefühl des Déjà-vu überwältigt, während sie Kurs auf den tiefen Weltraum nahm. In einem Schiff wie diesem war sie nur ein paar Wochen zuvor in den Himmel über dem Wald von Myrkr gebraust, um einen geflohenen Gefangenen zu verfolgen. Jetzt, wie eine verdrehte Wiederholung der Geschichte, mußte sie sich erneut auf die Jagd nach Luke Skywalker begeben.
Nur daß sie dieses Mal nicht versuchen würde, ihn zu töten oder gefangenzunehmen. Dieses Mal würde sie ihn um seine Hilfe bitten.
20
Die letzten beiden Dorfbewohner lösten sich von der Gruppe an der Rückwand und näherten sich dem hohen Richterstuhl. C’baoth stand da und sah ihnen entgegen; und dann, wie Luke erwartet hatte, drehte sich der Jedi-Meister zu ihm um. »Jedi Skywalker«, sagte er und bedeutete Luke mit einem Wink, auf dem Stuhl Platz zu nehmen. »Der letzte Fall des Abends gehört dir.«
»Ja, Master C’baoth«, sagte Luke und straffte sich, als er nähertrat und sich widerwillig setzte. Es war für seinen Geschmack ein außerordentlich unbequemer Stuhl: zu warm, zu groß und zu protzig. Noch mehr als der Rest von C’baoths Heim verströmte er einen fremdartigen Geruch und eine merkwürdig beunruhigende Aura, von der Luke nur vermuten konnte, daß sie eine Nachwirkung all jener Stunden war, die der Jedi-Meister auf ihm verbracht hatte, um über sein Volk zu richten.
Jetzt war Luke an der Reihe.
Er holte tief Luft, wehrte die Müdigkeit ab, die ihn inzwischen ständig begleitete, und nickte den beiden Dorfbewohnern zu. »Ich bin bereit«, sagte er. »Beginnen Sie bitte.«
Wie sich herausstellte, war es ein relativ einfacher Fall. Das Vieh des ersten Dorfbewohners war durch den Zaun des zweiten gebrochen und über ein halbes Dutzend seiner Obstbüsche hergefallen, ehe man die Tiere entdeckt und zurückgetrieben hatte. Der Besitzer der Tiere war bereit, Schadenersatz für die Büsche zu zahlen, aber der zweite bestand darauf, daß er ihm auch den Zaun ersetzte. Der erste konterte, daß erstens ein anständig errichteter Zaun nicht nachgegeben und daß zweitens sein Vieh sich an den scharfen Kanten verletzt hätte. Luke saß schweigend da und ließ sie reden, bis die Argumente und Gegenargumente endlich erschöpft waren.
»In Ordnung«, sagte er. »Was die Obstbüsche betrifft, lautet mein Urteil, daß Sie« – er nickte dem ersten Dorfbewohner zu – »die beschädigten ersetzen sowie für die von Ihrem Vieh gefressenen Früchte aufkommen. Die Höhe des Schadenersatzes wird der Dorfrat festlegen.«
C’baoth an seiner Seite bewegte sich, und Luke fuhr zusammen, als er die Mißbilligung in der Aura des Jedi-Meisters spürte. Für eine Sekunde zögerte er und fragte sich, ob er sein Urteil widerrufen und nach einer anderen Lösung suchen sollte. Aber seine Meinung so abrupt zu ändern, klang nicht nach einer guten Idee. Außerdem fiel ihm sowieso nichts Besseres ein.
Was sollte er also tun?
Er sah sich im Raum um, von plötzlicher Nervosität übermannt. Sie sahen ihn alle an: C’baoth, die beiden Kontrahenten, die übrigen Dorfbewohner, die an diesem Abend gekommen waren, um sich dem Urteil der Jedi zu stellen. Und alle erwarteten, daß er die richtige Entscheidung traf.
»Was den Zaun betrifft, so werde ich ihn mir morgen ansehen«, fuhr er fort. »Ich möchte sehen, wie stark er beschädigt wurde, ehe ich meine Entscheidung treffe.«
Die beiden Männer verneigten sich und traten zurück. »Ich erkläre hiermit
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