Großadmiral Thrawn 03 - Das letzte Kommando
er weigerte sich. Dann bestand er darauf, in einer der Offiziersmessen mit seinen Soldaten allein zu sprechen.«
»Welche Soldaten?« fragte Thrawn. »Die ganze Garnison?«
»Nein, Sir, nur die, die mit ihm auf der Draklor waren. Er sagte, er hätte Sonderbefehle für sie.«
Pellaeon sah Thrawn an. »Man sollte meinen, daß er an Bord des Schiffes genug Zeit hatte, um ihnen Sonderbefehle zu geben.«
»Ja«, stimmte Thrawn zu. »Sollte man meinen.«
»Vielleicht war es C’baoths Idee«, schlug Selid vor. »Seit sie die Fähre verlassen haben, war er ständig an der Seite des Generals. Er hat die ganze Zeit leise auf ihn eingeredet.«
»Tatsächlich?« sagte Thrawn nachdenklich. Seine Stimme klang ruhig, hatte aber einen Unterton, der Pellaeon frösteln ließ. »Wo ist Master C’baoth jetzt?«
»In den alten königlichen Gemächern des Imperators«, antwortete Selid. »General Covell bestand darauf, sie ihm zur Verfügung zu stellen.«
»Befindet er sich dort oben außerhalb des Ysalamiri-Einflusses?« murmelte Pellaeon.
Thrawn schüttelte den Kopf. »Nach meinen Berechnungen müßte der ganze Berg und ein Teil der Umgebung innerhalb der machtfreien Blase liegen. Was geschah dann, Colonel?«
»Der General sprach rund fünfzehn Minuten zu seinen Soldaten«, erklärte Selid. »Als er herauskam, sagte er mir, er hätte ihnen Geheimbefehle gegeben, die direkt von Ihnen kommen, Admiral, und daß ich mich nicht einmischen sollte.«
»Und dann verließen sie den Berg?«
»Nachdem sie aus einem der Magazine sämtliche Kampfausrüstungen und Sprengkörper geholt haben, ja«, nickte Selid. »Um genau zu sein, sie blieben noch ein paar Stunden in der Garnison, ehe sie aufbrachen. Um sich mit der Gegend vertraut zu machen, sagte der General. Nachdem sie weg waren, brachte C’baoth den General in sein Quartier und ließ sich dann von zwei meiner Sturmtruppler zu den königlichen Gemächern führen. Ich ordnete für den Rest der Garnison normalen Nachtdienst an, und das war es. Bis zum Morgen, als die Ordonnanz den General fand.«
»Also war C’baoth nicht bei Covell, als er starb?« fragte Thrawn.
»Nein, Sir«, sagte Selid. »Obwohl die Medikerglauben, daß der General nicht mehr lange gelebt hat, nachdem ihn C’baoth verließ.«
»Und bis zu diesem Zeitpunkt war er ständig mit dem General zusammen.«
»Ja, Sir.«
Pellaeon warf Thrawn einen Seitenblick zu. Der Großadmiral blickte ins Leere, die glühend roten Augen zu Schlitzen verengt. »Sagen Sie mir, Colonel, welchen Eindruck hat General Covell auf Sie gemacht?«
»Nun…« Selid zögerte. »Ich muß gestehen, daß ich ein wenig enttäuscht war, Sir.«
»Wie das?«
»Er war nicht der, den ich erwartet hatte, Admiral«, sagte Selid sichtlich unbehaglich. Pellaeon konnte es gut verstehen; einen vorgesetzten Offizier vor einem anderen zu kritisieren, war ein ernster Verstoß gegen die militärische Etikette. »Er wirkte…, abwesend ist das Wort, das ich benutzen muß, Sir. Er behauptete, meine Sicherheitsmaßnahmen wären zu lasch, und er wollte wichtige Änderungen vornehmen, ohne mehr darüber zu sagen. Um genau zu sein, während der ganzen Zeit, in der er hier war, hat er kaum mit mir gesprochen. Und das betraf nicht nur mich – gegenüber den anderen Offizieren, die versuchten, mit ihm zu reden, war er ebenfalls kurz angebunden. Natürlich war das sein Recht, und vielleicht war er auch einfach nur müde. Aber es schien mir nicht zum Ruf des Generals zu passen.«
»Das tut es auch nicht«, erwiderte Thrawn. »Ist die Hologrammkonsole im alten Thronsaal des Imperators in Betrieb, Colonel?«
»Jawohl, Sir. Obwohl sich C’baoth vermutlich nicht im Thronsaal befindet.«
»Er wird dort sein«, sagte Thrawn kalt. »Verbinden Sie mich mit ihm.«
»Jawohl, Sir.«
Selids Bild verschwand und wurde durch das Pausensymbol ersetzt. »Sie glauben, daß C’baoth irgend etwas mit Covell angestellt hat?« fragte Pellaeon ruhig.
»Ich sehe keine andere vernünftige Erklärung«, sagte Thrawn. »Ich vermute, daß unser geliebter Jedi-Meister versucht hat, Covells Bewußtsein zu übernehmen, oder gar Teile durch sein eigenes zu ersetzen. Als sie die Ysalamiri-Blase erreichten und er diesen direkten Kontakt verlor, war von Covell nicht mehr genug übrig, um ihn für längere Zeit am Leben zu erhalten.«
»Ich verstehe.« Pellaeon wandte den Kopf vom Großadmiral ab, von finsterem Zorn erfüllt. Er hatte Thrawn vor C’baoth gewarnt. Hatte ihn immer und immer
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