Großadmiral Thrawn 03 - Das letzte Kommando
Situation gedacht hatte. Hatte auch sie erkannt, daß Honoghr nicht zu retten war? Oder hatte sie eine Idee gehabt, wie das Problem doch zu lösen war?
Oder war sie mit ihrem Überleben zu sehr beschäftigt gewesen, um überhaupt so weit im voraus zu denken?
Er schnitt eine Grimasse, als neues Schuldgefühl in ihm hochstieg. Irgendwo dort draußen auf Coruscant stand seine Schwester kurz davor, ihre Zwillinge zur Welt zu bringen. Gut möglich, daß es schon geschehen war. Han war natürlich bei ihr, aber er wollte auch dabei sein.
Aber wenn er nicht körperlich zu ihr gehen konnte…
Er holte tief Luft und entspannte sich. Schon einmal, auf Dagobah, war es ihm gelungen, in die Zukunft zu blicken. Seine Freunde zu sehen und den Weg, den sie gehen würden. Damals hatte ihn Yoda geleitet… aber wenn er aus eigener Kraft das richtige Muster fand, war er vielleicht in der Lage, einen Blick auf seine Nichte und seinen Neffen zu werfen. Vorsichtig konzentrierte er seine Gedanken und seinen Willen und griff mit der Macht hinaus
Leia kauerte in der Dunkelheit, Blaster und Lichtschwert in der Hand, das hämmernde Herz voller Furcht und Entschlossenheit. Hinter ihr war Winter, in den Armen zwei kleine Leben, hilflos und zerbrechlich. Eine Stimme – Hans – von derselben Furcht und Entschlossenheit erfüllt. Chewbacca war irgendwo in der Nähe irgendwo über ihnen, glaubte er – und Lando war bei ihm. Vor ihnen befanden sich schattenhafte Gestalten, die Gedanken voller Drohung und einer kalten und tödlichen Absicht. Ein Blaster feuerte – und noch einer –, eine Tür sprang krachend auf…
»Leia!« keuchte Luke, von Krämpfen geschüttelt, als die Trance wie eine Seifenblase zerplatzte und ein letztes Bild aufflackerte und in der Honoghr-Nacht verblaßte. Eine gesichtslose Person, die sich aus dem schattenhaften Bösen löste und sich seiner Schwester und ihren Kindern näherte. Eine gefährliche Person…
»Was ist?« fauchte eine Noghri-Stimme neben ihm.
Luke öffnete die Augen und sah Khabarakh und Ovkhevam vor sich kauern, die alptraumhaften Gesichter vom trüben Glanz eines kleinen Lichtstabs erhellt. »Ich habe Leia gesehen«, sagte er und hörte das Zittern in seiner Stimme. »Sie und ihre Kinder waren in Gefahr.« Er holte fröstelnd Luft und reinigte seinen Körper vom Adrenalin. »Ich muß zurück nach Coruscant.«
Ovkhevam und Khabarakh wechselten einen Blick. »Aber wenn sie jetzt in Gefahr sind…?« sagte Ovkhevam.
»Es war nicht die Gegenwart«, schüttelte Luke den Kopf. »Es war die Zukunft. Ich weiß nicht, wie weit.«
Khabarakh berührte Ovkhevams Schulter, und für eine Minute redeten die Noghri leise in ihrer eigenen Sprache miteinander. In Ordnung, sagte sich Luke und setzte die Jedi-Entspannungstechniken ein. In Ordnung. Lando war in der Vision dabeigewesen – er erinnerte sich deutlich, Lando dort gesehen zu haben. Aber Lando war, soweit er wußte, noch immer in seinem Nomad-City-Bergbaukomplex auf Nkllon. Was bedeutete, daß Luke immer noch genug Zeit hatte, um nach Coruscant zurückzukehren, ehe der Angriff begann.
Oder waren ihm die Hände gebunden? War die Vision ein wahres Abbild der Zukunft? Oder konnte er die Ereignisse ändern, die er gesehen hatte? Schwer zu sehen, hatte Master Yoda zu Lukes Vision auf Dagobah gesagt. Immer in Bewegung ist die Zukunft. Und wenn jemand mit Yodas tiefem Wissen in der Macht nicht in der Lage gewesen war, die Unsicherheiten auszuschließen…
»Wenn du es wünschst, Sohn des Vader, werden die Kommandos das imperiale Schiff erobern«, sagte Ovkhevam. »Wenn sie die Besatzung schnell töten, wird niemand davon erfahren und den Noghri die Schuld geben können.«
»Das kann ich nicht zulassen«, schüttelte Luke den Kopf. »Es ist zu gefährlich. Es gibt keine Garantie dafür, daß es geheimgehalten werden kann.«
Ovkhevam richtete sich auf. »Wenn die Lady Vader in Gefahr ist, ist das Noghri-Volk bereit, dieses Risiko einzugehen.«
Luke blickte zu ihnen auf und hatte plötzlich ein seltsames Gefühl. Die alptraumhaften Noghri-Gesichter hatten sich nicht verändert; aber ein Herzschlag lang hatte sich Lukes Wahrnehmung verändert. Es waren nicht länger die abstrakten Gesichtszüge irgendwelcher Nichtmenschen. Plötzlich waren aus ihnen die Gesichter von Freunden geworden.
»Als ich das letzte Mal eine derartige Vision hatte, bin ich ohne nachzudenken losgestürmt, um zu helfen«, sagte er ruhig zu ihnen. »Es hat nicht nur nichts genutzt, es
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