Großadmiral Thrawn 03 - Das letzte Kommando
größer wurde die Wahrscheinlichkeit, daß ein verirrter Schuß eins ihrer Babys traf…
Und plötzlich, unerwartet, berührte etwas ihr Bewußtsein. Ein mentaler Druck; halb Bitte, halb Forderung. Und was er ihr sagte…
Sie holte tief Luft. »Aufhören!« rief sie über den Lärm hinweg. »Feuer einstellen. Wir ergeben uns.«
Die Schießerei nahm ab und hörte dann ganz auf. Sie legte ihren Blaster auf den zersplitterten Kleiderschrank und hob die Hände, während die beiden Imperialen vorsichtig vom Boden aufstanden und näherkamen. Und sie versuchte, Hans' ungläubigen Gesichtsausdruck zu ignorieren.
Die Balustrade nahe der rechten Treppe explodierte unter dem konzentrierten Feuer der Palastwachen in einer Wolke aus Splittern und Steinstaub. Als die Balustrade zusammenbrach, wurde einer der Wachen von einem Schuß getroffen, kippte nach hinten und blieb reglos liegen. Mara spähte vorsichtig um die Ecke, durch die Staubwolken und die blendenden Blasterblitze, und fragte sich, ob es ihnen gelungen war, den Imperialen auszuschalten, auf den sie ihr Feuer konzentriert hatten.
Es war ihnen gelungen. Durch den aufklarenden Rauch konnte sie die Umrisse eines versengten und staubbedeckten Körpers erkennen. »Sie haben einen erwischt«, berichtete sie, als sie sich zu Bel Iblis umdrehte. »Drei sind noch übrig.«
»Und die anderen im nächsten Stock«, erinnerte er sie mit grimmigem Gesicht. »Hoffen wir, daß das legendäre Solo-Glück auch Leia und die Babys und alle anderen einschließt, die dort oben als Geiseln genommen werden.«
»Sie erwähnen die Geiseln jetzt schon zum zweitenmal«, sagte Mara.
Bel Iblis zuckte die Schultern. »Ein Geiselschirm ist ihre einzige Chance, hier herauszukommen«, sagte er. »Und ich bin sicher, daß sie das wissen. Der einzige andere Weg führt nach oben, und ich habe Calrissian bereits angewiesen, den Luftraum über dem Palast zu sperren. Da die Turbolifte blockiert sind, bleibt ihnen nur die Treppe.«
Mara starrte ihn fröstelnd an. In dem ganzen Durcheinander war sie noch nicht dazu gekommen, die Lage nüchtern zu überdenken. Aber Bel Iblis' Worte und ihre eigenen Erinnerungen vereinigten sich jetzt zu einem blendenden Blitz der Erkenntnis.
Für eine Handvoll Herzschläge stand sie da, dachte darüber nach und fragte sich, ob es eine reale Möglichkeit oder nur ein Streich ihrer Fantasie war. Aber es erschien ihr schlüssig. Logisch, taktisch brillant, ein Meisterwerk Großadmiral Thrawns. Es mußte die Lösung sein.
Und es hätte funktioniert…, wäre da nicht dieser eine Fehler. Thrawn wußte offenbar nicht, daß sie im Palast war. Oder er glaubte nicht, daß sie die rechte Hand des Imperators gewesen war.
»Ich bin gleich zurück«, sagte sie zu Bel Iblis, trat an ihm vorbei und rannte den Korridor hinunter. Sie bog in einen Quergang und musterte den geschnitzten Fries, der sich oben an der Wand entlangzog. Irgendwo hier mußte sich das versteckte Zeichen befinden, nach dem sie suchte.
Dort war es. Sie blieb vor einem ansonsten völlig normal wirkenden Paneel stehen und blickte dabei nach rechts und links in den Korridor. Skywalker und Organa Solo mochten vielleicht ihre frühere Zusammenarbeit mit dem Imperium akzeptieren, aber sie bezweifelte, daß sonst jemand im Palast so nachsichtig darüber dachte. Doch der Korridor war menschenleer. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, schob zwei Finger in die unauffälligen Vertiefungen im Fries und wartete, bis die eingebauten Sensoren auf die Wärme ihrer Hand reagierten.
Und mit einem leisen Klicken öffnete sich das Paneel.
Sie schlüpfte durch die Öffnung, schloß das Paneel und sah sich um. Die Geheimgänge des Imperators, mehr oder weniger parallel zu den Turboliftschachten angelegt, waren notwendigerweise schmal und eng. Aber sie waren hell erleuchtet, staubfrei und schalldicht. Und wichtiger noch, sie führten an den Imperialen auf dem Zwischenstockwerk vorbei.
Zwei Minuten und drei Treppen später erreichte sie den Ausgang zu Organa Solos Etage. Sie atmete tief durch, machte sich kampfbereit und schlüpfte durch das Paneel in den Gang.
In Anbetracht des drei Stockwerke tiefer tobenden Kampfes erwartete sie, in der Nähe des Schlupfloches auf einen zweiten Posten zu treffen. Sie hatte recht: Zwei Männer in den Uniformen der Palastwache kauerten mit dem Rücken zu ihr an der Wand und hielten das andere Ende des Korridors im Auge. Der Lärm des schweren Blasterfeuers, der aus der anderen Richtung
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