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Große Seeschlachten - Wendepunkte der Weltgeschichte

Große Seeschlachten - Wendepunkte der Weltgeschichte

Titel: Große Seeschlachten - Wendepunkte der Weltgeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.H.Beck
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Sizilien der griechische Historiker Philinos von Akragas, das heutige Agrigento. Er hatte ein Geschichtswerk verfasst, das aber nur in Fragmenten überliefert ist. Das Werk diente Polybios seinerzeit als eine zentrale Quelle für seine Darstellungen der Geschichte des Ersten Punischen Krieges. Manche Passagen dramatischer Seeschlachtenbeschreibungen hat Polybios ohne kritische Überarbeitung einfach von Philinos übernommen, weil sie seinen Idealvorstellungen von Seeschlachten generell entsprachen. Nach Polybios’ eigener Aussage hatte Philinos von einem pro-karthagischen Standpunkt aus geschrieben und selbst auch karthagische Quellen verwendet. So könnte die Geschichte vom «Raben» als eine karthagische Rechtfertigungsstrategie in das Geschichtswerk des Polybios gelangt sein. Und Polybios kam in seiner prorömischen Sicht der Dinge der «Rabe» ebenfalls gelegen, weil es ihm ja darum ging, «den hohen Sinn und den Wagemut […], der den Römern eigen ist», zu zeigen.[ 16 ]
    Drittens ist es möglich, dass der
corax
, der eigentlich eine Klappbrücke zur Erstürmung von Stadtmauern war, tatsächlich kurze Zeit auch auf Seeschiffen verwendet wurde, aber trotz seiner Effizienz im Kampf bald wieder von den Schiffen verschwand, weil er deren Seetauglichkeit extrem beeinträchtigte. Und das wiederum könnte mit einer grausigen Erfahrung der Römer zusammenhängen, die sie nach ihrem Seesieg bei Kap Bon im Jahre 255 v. Chr. machten. Nach der erfolglosen Landoperation des römischen Heeres in Afrika wurden dessen Reste an Bord genommen.Der Verband machte sich dann auf den Weg zurück nach Italien, geriet aber an der Südküste Siziliens in einen so schweren Sturm, dass fast 300 der etwa 370 Schiffe untergingen. Etwa 100.000 Mann sollen dabei ertrunken sein. Schon Polybios nannte den Schiffbruch die größte bekannte Schiffskatastrophe der Antike. Verantwortlich für das schnelle Kentern und Sinken der Schiffe könnte auch der schwere
corvus
gewesen sein – der allerdings in der Beschreibung der Schlacht zuvor nicht erwähnt wurde. Wenn es den «Raben» tatsächlich gab, dann dürfte spätestens nach dieser Erfahrung seine Seeuntauglichkeit, ja, tödliche Gefährdung für die eigenen Schiffe erkannt worden sein, so dass man von da an auf ihn verzichtete.
    Fest steht jedenfalls, dass das Ende des Ersten Punischen Kriegs Rom als Sieger sah, und das war unstrittig der Erfolg, den es seiner neuen Flotte verdankte. Karthago musste eine gewaltige Kriegskontribution zahlen und alle Inseln zwischen Italien und Sizilien räumen. Sizilien wurde zur ersten römischen Provinz. Im Jahr 238 v. Chr. besetzte Rom auch noch die punischen Inseln Korsika und Sardinien, was Karthago wegen der Stärke der römischen Flotte nicht verhindern konnte.
Eine Säule für Duilius
    Über anderthalb Jahrtausende nach den Ereignissen, im Jahr 1565, wurde am Fuße des Kapitols in Rom eine merkwürdige Inschrift gefunden. Sie stammte von der Basis einer
columna rostrata
, einer Ehrensäule, in die man die bronzenen Rammen der Bugsporne eroberter Schiffe eingelassen hatte. Die Säule war nach der Seeschlacht bei Mylae (260 v. Chr.) für den befehlshabenden Konsul Gaius Duilius errichtet worden, dem zum ersten Mal für einen Sieg zur See ein Triumph gewährt worden ist. Die Sitte, die erbeuteten Schiffsrammen als Siegessymbole zu präsentieren, hatte in Rom ohnehin eine besondere Tradition. Als die Römer in der Seeschlacht von Antium gegen die Latiner 338 v. Chr. deren letzten Aufstandsversuch niederschlugen und dabei eine Reihe von Schiffen erbeutet hatten, brachten sie von diesen die Bugsporne an einem bühnenartigen Bau an. Da diese Bühne schon in republikanischer Zeit als Podium für Rednergenutzt wurde, nannte man das ganze Ensemble «Rostra» – die «Schiffsschnäbel». Und neben den Rostra stand wohl auch die
columna rostrata
des Duilius.
    Schiffsschnäbel als Trophäen: Nach dem wichtigen Seesieg gegen Karthago bei Mylae (260 v. Chr.) wurde dem Konsul Gaius Duilius als erstem Römer für einen Sieg zur See ein Triumph gewährt. In diesem Zusammenhang errichtete man auf dem Forum Romanum eine Ehrensäule, in die die bronzenen Rammen der Bugsporne eroberter Schiffe eingelassen wurden. Diese sogenannte
columna rostrata
hat eine eigene Erinnerungsgeschichte entfaltet: Nachdem sie und die Inschrift in der Zeit des Kaisers Augustus erneuert worden waren, errichtete man in der Neuzeit nach diesem antiken Vorbild eine Reihe solcher Säulen.

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