Große Seeschlachten - Wendepunkte der Weltgeschichte
immer wieder auf See gekämpft. Die Streitkräfte von Marcus Antonius und Kleopatra bestanden aus einer Flotte von rund 500 Kriegs- und 300 Handelsschiffen, 75.000 Legionärensowie 12.000 Reitern, dazu noch einigen Tausend leichter gerüsteter Hilfstruppen. Einen Teil der Flotte, die hauptsächlich im Golf von Ambrakia vor Anker lag, bildeten ägyptische Schiffe sowie Verbände östlicher römischer Klientelreiche. Die Einfahrt zum Golf war mit gerade einmal 700 Metern Breite für Angreifer schwer zu passieren, zumal auf beiden Ufern auch noch hohe Türme standen, die Wurfmaschinen trugen.
Unter den Kriegsschiffen waren einige besonders große und hochbordige Konstruktionen, die als Octeren, also «Achter», oder sogar Deceren, also «Zehner», mitunter Besatzungen von fast 1000 Mann erforderten. Auf diesen Kolossen, die Ausdruck der Megalomanie hellenistischer Herrscher waren, gab es sogar mächtige Türme, von denen die Soldaten aus überlegener Höhe Geschosse auf ihre Gegner schleudern konnten. Diese gewaltigen Kriegsschiffe bildeten so etwas wie schwimmende Festungen, schwer zu erklimmen, aber auch schwer zu bewegen. «Nur unter Stöhnen trug sie das Meer», heißt es bei dem Historiker Florus in seiner um 120 verfassten Skizze der Geschichte Roms. Andere Autoren, wie Velleius Paterculus, bezweifelten prinzipiell die Kampfkraft der lediglich schreckenerregend aussehenden schwimmenden Kastelle.[ 9 ]
Octavian sammelte zunächst in den süditalienischen Häfen Brundisium, dem heutigen Brindisi, und Tarent seine Truppen. Hier konzentrierte er auch eine Flotte von etwa 250 Kriegsschiffen, die zwar leichter, dafür aber schneller als diejenigen des Antonius waren und die man Liburnen nannte. Diesen Typ hatten die Römer von den illyrischen Liburnern übernommen; daher der Name. Im Gegensatz zur Triere war das Schiff anfangs mit nur einer, später auch mit zwei Ebenen an Ruderern ausgestattet. In der Kaiserzeit wurden Liburnen zum hauptsächlichen Schiffstyp der römischen Flotte, so dass
liburna
nun auch generell «Kriegsschiff» bedeuten konnte.
Für die Schlagkraft einer Flotte sind die für Spezialaufgaben notwendigen kleineren Schiffstypen von großer Bedeutung. In seiner gesamten Dienstzeit klagte noch Jahrhunderte später Lord Nelson darüber, dass er zwar genügend schwere Linienschiffe besitze, doch nie genug leichtere Fregatten. Octavian meinte den Riesenschiffen des Antonius außer seinen leichteren Liburnen noch etwas anderes entgegensetzen zu können, so zumindest überliefert es Cassius Dio: Römische Tugend.[ 10 ] Mit ihr und den Liburnen wollte er siegen.
Zu Octavians Kriegsschiffen kamen noch 150 Transporter hinzu. Sie sollten seine Armee von 80.000 Mann zu Fuß sowie 12.000 Kavalleristen nach Griechenland übersetzen. Mit dem kampferprobten General Marcus Vipsanius Agrippa (64/63–12 v. Chr.) hatte der militärisch eher glücklose Octavian auch noch einen talentierten Flotten- und Truppenführer gefunden. Dessen erster Schachzug im Spiel gegen Antonius und Kleopatra zeugte von Weitblick und Format. Zu Beginn des Jahres 31 v. Chr. segelte Agrippa über das Ionische Meer und eroberte die Flottenbasis Methone, das heutige Methoni, an der Südwestspitze Griechenlands. Von hier aus ließ er die Getreideschiffe jagen, die Antonius von Ägypten aus verproviantieren sollten. Dann vertrieb Agrippa auch die feindliche Besatzung von der Insel Kerkyra und ermöglichte es dadurch Octavian, mit dem Hauptheer ungehindert an der griechischen Küste zu landen und sich in Epirus festzusetzen.
Antonius war offenbar vom raschen Vorgehen seines Gegners überrascht und bezog sein Lager auf einer Halbinsel südlich des Golfs von Ambrakia, in dem er auch den Hauptteil seiner Schiffe zusammengezogen hatte. Octavian errichtete hingegen auf einer nördlichen Halbinsel sein Lager. Währenddessen errang Agrippa weitere Seesiege; er eroberte die südlich des Golfes gelegene Insel Leukas, das heutige Lefkada, sowie die Städte Patras und Korinth. Damit sicherte er Octavian eine geschützte Flottenbasis und schnitt zugleich Antonius weitgehend vom Nachschub ab. Schon bald stellte sich im Lager des Antonius Nahrungsmangel ein. Im Verlauf der monatelangen Blockade, in der mehr mit dem Spaten um Trinkwasser, als mit dem Schwert um eine Entscheidung gerungen wurde, verschlechterte sich die Situation immer weiter durch Hunger, Seuchen und Desertionen. Hinzu kam ein Streit zwischen jenen Römern, die Kleopatra aus dem
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