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Große Seeschlachten - Wendepunkte der Weltgeschichte

Große Seeschlachten - Wendepunkte der Weltgeschichte

Titel: Große Seeschlachten - Wendepunkte der Weltgeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.H.Beck
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rücksichtslos und brutal agierte, verblassten. Und von seinen beiden Leidenschaften, der Gier nach Ruhm und seiner Liebe zu Emma Hamilton, blieb nur die Amoure in den Erinnerungen.[ 15 ]
    Unter den französischen Gefangenen befand sich auch Admiral Villeneuve, der nach England gebracht wurde. Er nahm sogar an der Beisetzung Nelsons teil. Villeneuve kann wohl, wie der Napoleon-Biograph Johannes Wilms schrieb, «mit Abstand als der größte Versager in der Geschichte der französischen Marine gelten». Schon bei Aboukir war er als Befehlshaber der Nachhut desertiert und hatte seinen Vorgesetzten Brueys, ohne einen Schuss abzugeben, im Stich gelassen; was überraschenderweise nicht seiner späteren Beförderung zum Flottenchef im Wege stand. Mit der Berufung Villeneuves zum Oberbefehlshaber derMittelmeerflotte mussten Napoleons Interventionspläne auch ohne einen Nelson scheitern. Wenige Monate nach Trafalgar entließ man den geschlagenen Admiral in seine französische Heimat. Ein solcher Mann erschien den Engländern in seiner Heimat wahrscheinlich nützlicher als in Gefangenschaft. Doch Villeneuve sollte Paris nie erreichen. In einem Gasthaus bei Rennes fand er einen mysteriösen Tod. Selbstmord aus Schande und aus Angst vor dem Gerichtsverfahren, behauptete die Napoleonische Propaganda. Doch die Vermutung, dass er durch die Hand eines Mörders fiel, vielleicht sogar im Auftrage des französischen Kaisers, liegt nahe.[ 16 ]
    Für den Kaiser der Franzosen, der seine Invasionsarmee nun vom Kanal abzog, bedeutete die verlorene Schlacht von Trafalgar auf lange Sicht den Anfang vom Ende. Zwar errang er wenige Wochen später bei Austerlitz mit eben diesen Truppen einen seiner größten Siege und beherrschte immer mehr den Kontinent. Doch hatte die Seeschlacht dem Imperator zu der Einsicht verholfen, dass er England auf den Wellen, das seine «hölzernen Mauern» schützten, nicht bezwingen konnte. Ein Jahrzehnt später setzte die Schlacht bei Waterloo den Schlusspunkt unter seine Herrschaft.
    Für England bedeutete die Seeschlacht von Trafalgar den Höhepunkt in einer Reihe von Seegefechten, die der Royal Navy die absolute Herrschaft über die Meere einbrachte. Ein nun forciert ausgebautes System von Marinestützpunkten sicherte die weltweite Handlungsfreiheit der Marine. Diese Form der maritimen Machtpolitik basierte neben den Schlachtschiffen mit ihren Kanonen vor allem auch auf der Aneignung und Anwendung von technologischem Wissen, sei es etwa die Bestimmung von Längengraden, die Kartierung der Seewege oder die Zurückdrängung des Skorbuts, der bis dahin ebenso vielen Seeleuten den Tod gebrachte hatte wie Seeschlachten selbst. Hatte es nicht schon im Attisch-Delischen Seebund eine Flotte gegeben, die zwar für den Krieg bestimmt war, aber dennoch zur Kontrolle von Bündnispartnern, Handelswegen und politischem Einfluss diente und die in vielfältiger Weise Impulse zu gesellschaftlichen Wandlungsprozessen gab? Wiederholt sich hier gar die Geschichte eines weiteren
seaborn empire?
So scheint es jedenfalls.
    Seit jenem Oktobertag 1805 stand jedenfalls für ein Jahrhundert fest: «Rule
Britannia, Britannia rule the waves.»
Nun wurde die Royal Navy, deren Traditionen nach dem Bonmot von Sir Winston Churchill auf «nichts alsRum, Sodomie und die Peitsche» beruhten, zum Instrument einer weltumspannenden maritimen Ordnungspolitik. Dieses globale Engagement ermöglichte erst Großbritanniens Weltmachtstellung im 19. Jahrhundert und die Schaffung des sogenannten Zweiten Empire. «Es waren die Flotte und das Pfund Sterling, die das Rückgrat des Empire bildeten.» Dessen Bedeutung ist durchaus mit dem Imperium Romanum vergleichbar. Eine
pax Britannica
herrschte über ein Viertel der Welt, so wie die
pax Romana
viele Jahrhunderte zuvor den Erdkreis dominiert hatte. Und wie das Lateinische auch noch nach dem Untergang des Römischen Reiches eine europaweite Kommunikation ermöglichte, so entfaltete sich Englisch zur Weltsprache des 20. Jahrhunderts.[ 17 ]
    Der vervielfältigte Held: Horatio Nelson wurde schon während seines Lebens sehr oft von Malern porträtiert, deren Werke dann selbst als Vorlagen für viele weitere Gemäldekopien, Stiche, Zeichnungen oder Emailarbeiten dienten. Eines der berühmtesten Porträts wurde in den Jahren 1800 und 1801 im Auftrag des Prince of Wales, des späteren Königs Georg IV., von John Hoppner (1758–1810) gemalt. Von dieser Vorlage stammt der hier abgebildete Stich von Thomas Woolnoth,

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