Große Tiere: Roman (German Edition)
Socken. Eines Tages hatte Bud Schwartz einen ganzen Karton Ban-Extra-Dry-Deo-Roller aus einem Publix-Lieferwagen mitgehen lassen und ihn Fat Jack als Wink mit dem Zaunpfahl mitgebracht. Fat Jack hatte ihm dafür acht Bucks gegeben und gemeint, daß niemand mehr Deo-Roller benutze, da sie Achselhöhlenkrebs verursachten.
»Das begreife ich nicht«, sagte Danny Pogue. »Ich dachte, das FBI zahlt so gut-was kostet denn ein kleiner Magnavox, zweihundert im Großhandel? Man sollte doch meinen, daß er sich ’nen Bunten leisten kann.«
»Wer weiß, vielleicht gibt er alles für Klamotten aus. Komm schon, hauen wir ab.« Bud Schwartz wollte lieber verschwinden, ehe der Briefträger kam und merkte, was mit der Haustür passiert war.
Danny Pogue schaltete den tragbaren Fernseher ein und sagte: »Das Bild ist nicht mal schlecht.« Die Mittagsnachrichten hatten soeben begonnen.
»Ich sagte, laß uns verschwinden, Danny.«
»Moment mal, sieh doch.«
Soeben wurde ein kräftig gebauter Mann in Golfschuhen auf eine Bahre gebettet. Das Hemd des Mannes war blutgetränkt, doch seine Augen waren halbgeöffnet. Eine Sauerstoffmaske aus Plastik bedeckte Gesicht und Nase des Mannes, doch der Unterkiefer bewegte sich, als versuchte er zu reden. Der Nachrichtensprecher berichtete, daß die Schüsse auf dem Bauplatz einer neuen Freizeitanlage namens Falcon Trace in der Nähe von Key Largo gefallen seien.
»Lou! Er hat’s getan!« rief Danny Pogue. »Du hattest recht!«
»Das Problem ist nur, daß das nicht Mr. Kingsbury ist.«
»Bist du sicher?«
Bud Schwartz ließ sich vor dem Fernseher nieder. Der Moderator hatte nach der Attentatsmeldung an einen Sportreporter übergeben, der ernst die kometenhafte Karriere Jake Harps rekapitulierte. Ein Foto des Golfspielers aus glücklicheren Zeiten erschien auf einer breiten grünen Matte hinter dem Pult des Sportreporters.
Danny Pogue fragte: »Wer zum Teufel ist das denn?«
»Auf jeden Fall nicht Kingsbury«, knurrte Bud Schwartz. Dieses Mißgeschick bestätigte seine schlimmsten Ahnungen hinsichtlich Lous Qualifikation als Mafiakiller. Es war unglaublich. Das Arschloch hatte es geschafft, den Falschen zu erschießen.
»Weißt du was?« sagte Danny Pogue. »Es gibt einen Jake Harp Cadillac in Boca Raton, wo ich mal ein paar Kisten Tonbandkassetten hab mitgehen lassen. Ist das derselbe? Der Golfspieler?«
Bud Schwartz hob die Schultern. »Ich habe nicht die leiseste Ahnung.« Was sollte dieser ganze Quatsch, den der Fernsehtyp von sich gab – eingespielte Preisgelder, Anzahl der Top-Ten-Plazierungen, durchschnittliche Schlagzahl pro Runde, Prozentsatz getroffener Greens. Für Bud Schwartz war Golf genauso rätselhaft wie Polo. Außer daß man beim Polo nicht so viele fette Kerle spielen sah.
»Die Hauptsache ist, haben sie den Killer geschnappt?«
»Hmmm.« Danny Pogue klebte mit der Nase fast am Bildschirm. »Sie sagen gerade, daß er in einem Boot entkommen konnte. Keine Verhaftung, kein Motiv, heißt es.«
Bud Schwartz versuchte, sich Lou aus Queens am Heck eines Speedbootes vorzustellen, das dem Horizont entgegenrast.
»Er wird ganz schön sauer sein«, sagte Danny Pogue.
»Ja, klar, ich kann mir nicht vorstellen, daß sein Chef sich besonders darüber freuen wird. Den falschen Mann abzuknipsen.«
»Er ist noch nicht tot. Sein Zustand ist ernst, aber stabil, sagen sie.«
Bud Schwartz sagte, das sei im Grunde nebensächlich. »Der Punkt ist, die Sache ist vermasselt worden, und zwar gründlich.«
Die Mafia hatte ein lebenslanges Mitglied der Professional Golfers Association niedergeschossen.
Pedro Luz tauchte schließlich aus dem Geräteraum auf und lenkte seinen Rollstuhl hinaus auf die Kingsbury Lane zur Vormittagsprobe der Sommerfestparade, eine reichlich aufgemöbelte Version des allabendlichen Umzugs. Er hoffte, daß der Anblick von Annette Furys Busen seine Stimmung aufhellte, und war enttäuscht, feststellen zu müssen, daß sie als Prinzessin Goldene Sonne ersetzt worden war. Die neue Schauspielerin kam ihm bekannt vor, doch Pedro Luz konnte das Gesicht nicht unterbringen. Es war eine sehr hübsche junge Frau, doch die schwarze Perücke mußte noch mal überarbeitet werden, desgleichen das Kostüm – ein Wildlederrock und ein mit Fransen behangenes Bikinioberteil. Ihr Gesang war wirklich gut, viel besser als der von Annette, doch Pedro Luz wären größere Brüste lieber gewesen.
Während der Festzug sich auflöste, fuhr Pedro Luz vorsichtig mit dem Rollstuhl
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