Grosseinsatz Morgenröte
Sie schienen sich in einem Nebenraum aufgehalten zu haben.
»Und?« erkundigte sich der Werkskommandant. »Sie haben in Ihrer Note doch hoffentlich nicht bekanntgegeben, daß die ALPHA vom Mars kam?«
Es grenzte fast an ein Wunder, daß ihm unter dem zornigen Bück des Alten nicht der Schweiß auf die Stirn trat.
»Herr, Sie scheinen uns tatsächlich keine Logik zuzutrauen! Kein Wunder, daß Sie es für überflüssig hielten, uns über die Entwicklung zu informieren.«
»Entschuldigung«, winkte Habcour ab. »Wie lautet die Antwort?«
»Erwartungsgemäß. In Peking weiß man angeblich nichts von der Notlandung eines Raumschiffes, obwohl wir darauf hingewiesen haben, daß die noch unreife Versuchskonstruktion eines Mond-Transportschiffes laut Besatzungs-Funkspruch irgendwo in Tibet abgestürzt sein müßte. Man bedauert den Verlust und erklärt sich gern bereit, die tibetische Luftpolizei mit den Nachforschungen zu beauftragen. Sehr deutlich wird abschließend vermerkt, daß ein Fremdkörper von der Größe einer Mondrakete niemals unbemerkt die Radarsperren hätte durchdringen können, so daß unsere Anfrage infolgedessen mit neunundneunzigprozentiger Gewißheit gegenstandslos sein müßte. Sollten jedoch wider Erwarten die Überreste eines solchen Raumschiffes gefunden werden, würde man uns auf diplomatischem Wege sofort verständigen und die Einreise eines westlichen Räumungskommandos bewilligen. Außerdem gibt man uns noch den Rat, den Stillen Ozean östlich der japanischen Inseln abzusuchen, da asiatische Küstenradars zum Zeitpunkt des angeblichen Absturzes einen größeren Körper geortet hätten, der etwa dreihundert Meilen nordöstlich der Bonin-Inselgruppe ins Meer gestürzt sei. Gern würde man mit einem Spezialschiff bei der Suchaktion behilflich sein. Diesbezüglich erwartet man unseren Bescheid. Die Note sei deshalb so schnell beantwortet worden, damit die Suche nach den Überlebenden eines angenommenen Unglücksfalles noch eine Erfolgsaussicht hätte. Gezeichnet vom Außenminister des GAS. Das wäre alles.«
»Die Leute sind aber sehr menschenfreundlich«, warf Professor Renard bitter ein. »Das heißt also mit anderen Worten, daß wir gar nichts unternehmen können. Wenigstens nicht offiziell! Peking streitet den Absturz ab, und wir haben keine Möglichkeit, das Gegenteil zu beweisen. Selbst wenn wir das könnten, wären wir immer noch hilflos.«
Der Alte griff wieder nach einer Zigarre.
»Sehen Sie, Professor, allmählich kommen Sie auf den Kern der Probleme. Wenn unsere Beobachter auf den Raumstationen das Schiff finden, so sind wir noch lange nicht dort. Wenn wir die Aufnahmen der Satelliten für einen Protest verwenden, wird man uns mitteilen, daß die Raumbeobachtung asiatischer Landgebiete gegen das internationale Abkommen verstößt und daß der erkannte Körper zwar vorhanden, keinesfalls aber identisch mit dem westlichen Mondschiff sei. Dort ist eben eine asiatische Rakete notgelandet, nicht wahr? Wenn wir die Sachlage gewaltsam nachprüfen wollten, so müßten wir nicht nur den dritten Weltkrieg entfesseln, sondern ihn nebenbei auch gewinnen.«
Professor Scheunings Gesicht wirkte wächsern. Reling verteilte ironische Blicke.
»Vielleicht merken Sie nun, welche Probleme Sie heraufbeschworen haben, meine Herren. Empören Sie sich nur nicht über den Ausnahmezustand! Die GWA hat die von Ihnen gekochte Suppe auszulöffeln. Sie haben sich also hundertprozentig nach uns zu richten. – HC-9!«
Ich stand wie benommen auf. Reling gab die asiatische Note an den Kurier zurück. Der Kollege verließ
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